Verstehen oder auswendig lernen
Unsere Lehrer meinen immer, wir würden auf der Schule mit dem Auswendiglernen nicht sehr weit kommen. Wir müssen die Sachen verstehen und sollen deshalb gezielt im Unterricht Fragen stellen und es nicht zuhause einfach stur herunterlernen. Meistens kommen dann in einem Test auch nicht einfach die Theoriefragen, wo jeder Auswendiglerner einfach den Hefteintrag 1 zu 1 hinpinseln könnte, sondern wir müssen die erlernte Theorie in die Praxis umsetzen, bekommen also entsprechende Fälle und müssen diese beurteilen. Stichpunktaufgaben gibt es auch nicht mehr wie in der Realschule, sondern wir müssen jetzt unsere Ergebnisse "erläutern, erklären, beschreiben".
Nun gibt es aber einige "Lernfächer", wie sie immer so schön betitelt werden, wie zum Beispiel Geschichte, die mich eher weniger interessieren. Das Fach war noch nie so richtig meines, lediglich die Themen, die nicht so weit zurückliegen wie der Zweite Weltkrieg wecken mein Interesse. Ältere Epochen wie Antike oder Mittelalter finde ich einfach nur langweilig, es ist schon so lange her und man kann sich nur schwer in die Lage der damaligen Menschen versetzen.
Im Fach Geschichte kommt es ja häufig vor, dass wir einen ganzen Zettel bekommen voll mit verschiedenen Jahreszahlen und dazu passenden Ereignissen, die wir für einen Test können müssen. Aber wie soll man so etwas bitte verstehen? Das kann man doch eigentlich nur auswendig lernen oder? Das selbe ist es mit Englisch-Vokabeln. Die muss man doch eigentlich auch nur herunterlernen. Natürlich gibt es die Möglichkeit, sie abzuschreiben, wobei man sich ja auch schon die Schreibweise und ähnliches einprägt, aber ich finde das immer zeitaufwendiger als es einfach stur auswendig zu lernen.
In Wirtschaftsinformatik nehmen wir im Moment das Thema Datenverarbeitung durch, Einteilung der Daten, die Geschichte der Datenverarbeitung und wie funktioniert eigentlich ein Computer, aus welchen Bestandteilen besteht er und Rechnen mit Bytes, Bits und vieles mehr. Zwar ist das schon ein Bereich, der mich interessiert, aber ich finde die ganze trockene Theorie einfach schwer zu verstehen. Wir sollen die Themen dann verstehen, aber was einen nicht so wirklich interessiert oder was man nicht kapiert, das lernt man doch einfach stur auswendig oder?
Versucht ihr grundsätzlich jedes Fach zu verstehen und es logisch abzuleiten oder lernt ihr bei Fächern, die euch schwer tun einfach stur auswendig? Lässt es euer Lehrer zählen, wenn ihr in einem Test den Hefteintrag quasi kopiert oder ist es ihm egal? Wie wichtig ist es eurem Lehrer allgemein, dass ihr als Klasse den Stoff versteht?
Es gibt Fächer, in denen man die Lernstoffe einfach nur auswendig lernen muss, anders geht es gar nicht bzw. sollte man es auch erst gar nicht versuchen, weil man dadurch ungemein Zeit verliert und total demotivierend für den Schüler ist. Geschichte beispielsweise ist ein Fach, in dem man historische Ereignisse einer bestimmten Zeit zuordnen muss. Sowas muss einfach auswendig gelernt werden oder aber die Reihenfolge der Ereignisse muss auswendig gelernt werden. Davon ausgehend kann man sich dann vielleicht einiges herleiten, mehr aber auch nicht.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch Fächer, in denen auswendig kaum was bringt. Man kann so viel auswendig lernen, wie man möchte, aber solange man das Fach bzw. den Sachverhalt an sich nicht verstanden hat, wird man Probleme haben. Ein bekanntes Beispiel ist wohl die Mathematik: Ich rate nämlich jedem davon ab, sich X Formeln einzuimpfen und sich nur mit denen auf eine Klausur oder Prüfung vorzubreiten. Eine Formel auswendig zu wissen, bringt insofern nichts, wenn man nicht weiß, wann und wie man sie anzuwenden hat. Das ist wohl das größte Problem, das die meisten Schüler vor allem im Fach Mathematik haben. Vielmehr ist es sinnvoller sich die Formeln mehr oder weniger herzuleiten bzw. nachzuvollziehen, was man alles mit der Formel machen kann und wozu sie verwendet werden kann. Diejenigen, die das Verständnis für Formeln aufbringen und die meisten Aufgabenansätze verstanden haben, werden sicherlich keiner allzu großen Probleme im Fach Mathematik haben.
Zu guter Letz gibt es aber auch Fächer, in denen man sowohl auswendig lernen als auch die Sachen verstehen muss, denn das Eine schließt das Andere nicht aus. Ehrlich gesagt kann ich auch jene Lehrer nicht verstehen, die darauf beharren, dass ihre Schüler nicht auswendig lernen sollen, sondern alles mit Verstehen und Nachvollziehen sich herleiten sollen. Für mich war beispielsweise Sozialwissenschaften solch ein Fach: Es gab Sachen, die musste ich einfach nur stur auswendig lernen, aber andere Themen wiederum konnte ich nur anhand einiger Stichworte mir selbst zusammenbasteln. Das hat auch soweit ganz gut geklappt und der Lehrer war auch vollends zufrieden, wenn man beides miteinander kombinieren konnte.
Ich persönlich bin aber eher der Typ dafür, der sich jeden Sachverhalt herzuleiten versucht. Ich bin mir durchaus dessen bewusst, dass das nicht immer geht, es gibt einfach Sachen, die muss bzw. kann ich auch nur mit auswendig lernen behalten, aber dann muss ich eben in den sauren Apfel beißen und durchziehen
Ich bin einfach richtig schlecht darin, mir irgendwelche Daten oder Wörter zu merken. Dementsprechend war ich noch nie ein großer Freund des Auswendiglernens. Natürlich muss man einige Dinge wirklich auswendig auf dem Kasten haben, wie zum Beispiel Vokabeln. Trotzdem habe ich es meistens so gemacht, dass ich diese stumpfen auswendig Lernaufgaben "unkonzipiert" habe zu einer Art von Anwendungsaufgaben. Ich habe mir einfach bei Vokabeln in Englisch und Latein immer einen Kontext gesucht, in dem das Wort einen Sinn ergab und der es mir erleichtert hat, die Wortbedeutung ableiten zu können. So habe ich es eigentlich immer gehalten. Auswendig lernen liegt mir einfach nicht, daher habe ich schon immer so viel wie möglich abzuleiten versucht.
In den meisten Fächern ist es aber so, dass man den Stoff nicht einfach auswendig lernen sollte, sondern ihn wirklich verstehen muss. Ansonsten kann man doch auch nur schlecht einen Transfer leisten und dann lernt man auch überhaupt nichts für sein Leben, sondern nur für die Schule. Und das kann ja nun auch wieder nicht sein, das ist auf keinen Fall der Sinn der Sache. Nachher sitzt man in der Klausur und kann dann die gestellten Aufgaben gar nicht richtig bearbeiten. Und man kann sein Wissen nicht in der Realität anwenden und die Sachverhalte durchschauen. Das ist doch schade, denn zumindest ich will immer gerne alles verstehen und wenn man in der Schule schon nicht alles an Grundlagen verstanden hat, dann hat man es auch schwer solche Sachverhalte herauszufinden.
Unsere Lehrer haben eine 1 zu 1 abgeschriebene Antwort in der Regel nicht akzeptiert beziehungsweise nicht voll bepunktet. Ich werde Lehrer und dementsprechend ist es mir auch sehr wichtig, dass meine Schüler später nicht nur den Stoff auswendig lernen, sondern ihn auch richtig verstehen. Ansonsten hat das lernen doch überhaupt keinen Sinn, erst Recht nicht in Mathematik, denn dann steht jede Lerneinheit isoliert da und die Schüler erkennen den Zusammenhang gar nicht und können die Mathematik nicht richtig im Zusammenhang anwenden, ohne dass sie vorher eine Anleitung oder Lösungideen erhalten haben.
Es gibt nichts, was man durch reines Auswendiglernen lernt. Ebenso wenig bringt einem das Verstehen etwas, wenn man nicht die Begriffe dazu auswendig lernt. Überleg doch mal an einem einfachen Beispiel, der Anatomie des Menschen.
Lernst Du alle Muskeln, Knochen, Nerven, Gefäße, Strukturen, etc. auswendig, hast Du immernoch keine Ahnung vom Funktionieren des Körpers, obwohl Du alles benennen kannst. Schaffst Du es zu verstehen welche Abläufe passieren und welche chemischen Gleichungen es gibt, so bringt Dir dieses Wissen dennoch nichts, wenn Du nicht auch die Teile benennen kannst, in denen dies stattfindet. Das ist ein relativ einfaches Beispiel, aber es zeigt sehr gut, dass beide Lernwege für sich keinen Sinn und Erfolg machen und versprechen.
In der Schule ging es eventuell noch, dass man sich durch geschummelt hat, indem man einfach die wichtigsten Fakten auswendig lernte und die Klausuren so bestand. Doch spätestens im Beruf ist es später nicht mehr wichtig die Examen bestanden zu haben, sondern den Inhalt auch wirklich verinnerlicht zu haben, um ihn anzuwenden. Und das schaffst Du nur durch das Zusammenspiel von auswendig gelernten Begriffen, die Du verstehst richtig anzuwenden und zu verstehen.
Natürlich ist es für einen besser wenn man den Stoff nicht nur auswendig lernt, sondern ihn auch versteht und weiß wann man diesen anwenden muss. Das sture auswendig lernen bringt dauerhaft wirklich nichts. Das habe ich selber in meiner Schulzeit bemerkt. Die Zeit, in der man versucht das ganze auswendig zu lernen, sollte man dann doch lieber so nutzen, dass man das ganze zu verstehen versucht. Es kann immer die Frage kommen:"Warum ist das so?" Wenn man dann damit argumentiert, dass es doch so im Hefter stehen hat, kommt man nicht wirklich weit. Die Leistungsbeurteilung sieht am Ende auch dementsprechend aus. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich manche Sachen einfach nicht wirklich kapiert habe und dann auf die auswendig lernen Methode zurückgegriffen habe.
In der Not mag es mit dieser Methode noch einmal gut gehen und man ist in dem Moment erst einmal gerettet. Das trifft aber nur für den einen Moment zu. Später kann das immer wieder auf einen zurückkommen und dann steht man dumm da weil man es eben nicht kapiert hat, sondern einfach stur gelernt hat. Das bringt also nicht wirklich etwas. Bei mir hat sich das in der Prüfung bemerkbar gemacht. Dort habe ich es mir dann in der Not selber beigebracht, was wunderbarer Weise sogar richtig gut funktioniert hat. Wenn man doch mal nur stur den Inhalt gelernt hat, sollte man sich danach trotzdem noch einmal hinsetzten und sich das ganze noch einmal anschauen und zwar solange bis man es auch gerafft hat.
Ich finde, dass verstehen und auswendig lernen schon zusammen gehört. Man kann das meiner Meinung nach nicht strikt trennen, denn man macht doch eigentlich immer beides. Ich jedenfalls kann bei keinem Fach sagen, dass ich nur auswendig gelernt oder nur verstanden hätte, weil beides gleichzeitig gemacht wurde. Wenn man in Mathe jetzt eine Funktion analysieren soll, dann muss man da zwar verstehen, wie man die Formeln anwendet und die Ableitungen macht, man muss aber trotzdem auch auswendig lernen, dass beim Ableiten die Potenz nach vorne kommt und dann - 1 gerechnet wird.
Auch in anderen Fächern ist das so. Ich habe vor Kurzem eine Klausur über Sozialstrukturanalyse geschrieben. Da musste ich die Erklärungsansätze, die erklären, warum z.B. Frauen weniger oft Führungspositionen annehmen erst mal verstehen, so dass man sie nachvollziehen kann. Aber um sie in der Klausur wieder "herbeten" zu können, muss ich sie auch auswendig lernen. In den reinen Lernfächern lernt man nicht nur und in den reinen Verständnisfächern kommt man ohne Lernen auch nicht unbedingt weit.
Ich finde also, dass das beides zusammen gehört und man eigentlich nur mit auswendig lernen nicht weit kommt, auch nicht in Geschichte, denn man muss verstehen, was genau passiert ist. Aber nur mit Verständnis kommt man auch nicht weiter, weil man auswendig lernen muss, wie es genau war und wann und welche Hintergründe das hatte. Man könnte höchstens sagen, dass man in Mathe weniger auswendig lernen muss und mehr verstehen und in Geschichte eher mehr lernen und weniger verstehen.
Lernen gehört dazu und es gibt Dinge, die muss man erst auswendig lernen, damit man sie verstehen kann. Und es gibt Fächer, in denen man meiner Meinung nach nur lernen kann. Dazu gehört zum Beispiel auch Geschichte. Ohne Auswendiglernen geht es da gar nicht. Aber auch in allen anderen Fächern muss man zunächst auswendig lernen, quasi als Grundlage. In Mathe muss man eine Formel kennen, um sie anwenden zu können. In Biologie muss man grundlegende Dinge mal auswendig gelernt haben, um komplexe Vorgänge verstehen zu können. Und ohne Vokabeln, die man lernen muss, kommt man auch in Sprachen nicht weit, denn man kann sich auch nicht alles ableiten.
Mir waren zu Schulzeiten und jetzt auch immer noch Dinge lieber, die ich verstehen musste. Und diese sind mir auch leichter gefallen. Ich war zum Beispiel gut in Mathe und schlecht in Geschichte, weil ich zu faul zum Lernen war und man Mathe eben nur einmal verstehen musste, um es dann anwenden zu können. Ganz ohne Lernen geht es aber eben doch nicht.
pepsi-light hat geschrieben:Ich finde, dass verstehen und auswendig lernen schon zusammen gehört.
Auf jeden Fall. Geschichte muss ja immer als Beispiel für ein "Lernfach" herhalten und je nachdem, was für Fragen man später in einer Klausur beantworten muss, reicht das sture Auswendig lernen auch aus, aber in der Regel gehört zu Geschichte doch wesentlich mehr. Geschichtliche Daten merkt man sich auch wesentlich besser, wenn man die Zusammenhänge und Abläufe versteht. Wenn ich verstehe, wie es zum Mauerbau gekommen ist, werde ich mich nie fragen müssen, ob das passende Datum dazu vor dem Ende des zweiten Weltkriegs liegt oder danach - um jetzt mal ein ganz einfaches Beispiel zu nennen.
Bei den Sprachen ist es mit dem Verständnis sicher wesentlich schwieriger. Das Verständnis im wissenschaftlichen Sinn kann man sicher für eine Sprache erwerben, aber das ist nicht unbedingt nützlich, wenn man die Sprache einfach nur lernen will, damit man sie am Ende sprechen kann. Also ich muss jedenfalls nicht wissen, warum das unregelmäßige Verb, das ich gerade lerne, heute in dieser Form existiert. Mir reicht es, wenn ich damit einen vernünftigen Satz bilden kann, der grammatisch korrekt ist. Ohne Verständnis geht es bei Sprachen natürlich trotzdem nicht, denn man muss ja auch ein Gefühl für die Sprache entwickeln, damit man irgendwann einfach weiß, welche Verbform richtig ist, ohne, dass man im Kopf die ganze Liste herunterbeten muss. Oder, dass man einfach weiß, an welcher Stelle im Satz dieses Verb stehen muss, ohne erst an die passende Grammatikregel denken zu müssen.
Ich kann mich aus meiner Schulzeit wirklich nur an Vokabeltests erinnern, bei denen es nur um die Reproduktion von auswendig gelerntem ging. In Geschichte hatten wir nie diese Fragen, bei denen man nach dem Datum gefragt wurde. Es gab nur einen Lehrer, der das als Bonuspunkte unter der Klausur stehen hatte. So konnte man dann seine Note verbessern, wenn man oben nicht ausführlich genug geantwortet hatte, aber wenn man dort alles richtig hatte gab es natürlich auch nicht mehr als 15 Punkte.
Was bringt stupides Auswendiglernen, wenn man nicht kapiert hat, was man da auswendig gelernt hat. Das bringt doch absolut nichts und deswegen denke ich, dass man eher so lernen sollte, dass man kapiert was man lernt und wenn man auswendig lernt, sollte man es auch kapieren. Es wäre ja blöd, wenn man einen Text runterrattern kann, aber wenn man Details gefragt wird nicht weiß, wovon man redet.
Abläufe und Zusammenhänge, gerade im Fach Geschichte sind viel einfacher in Verbindung mit dem Auswendiglernen zu behalten. Die Geschichtszahlen kann man stupide runterlernen. Aber auf Dauer bleiben sie nur im Kopf, wenn man wirklich kapiert was man gelernt hat.
Als ich noch in die Schule gegangen bin habe ich auch Fächer in denen ich mir schwer getan habe einfach auswendig gelernt. Für die Schule, den Test und die Note war es egal. Das habe ich locker geschafft, doch gelernt habe ich in so einem Fach natürlich nichts. Mit einem stur auswendig gelernten Text kann man im wirklichen Leben nichts anfangen.
Wenn ich heute noch mal in die Schule gehen müsste würde ich vermutlich versuchen alles zu verstehen und mich ein wenig mehr reinhängen, doch als Jugendlicher denkt man da ein wenig anders. Wäre ich wieder so jung würde ich es vermutlich genauso machen wie ich es früher getan habe.
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