Ohne Ziel, irgendwas studieren?

vom 05.10.2011, 22:00 Uhr

Kann es gut gehen, wenn man das Abitur gemacht hat und nicht weiß, was man nun machen soll, dass man in die Uni geht und sich für irgendein Studium bewirbt und einfach irgendwas studiert? So ist es einer Bekannten gegangen. Sie hat jetzt angefangen Jura zu studieren, obwohl sie nie darüber gesprochen hat und es eigentlich auch nicht sonderlich mag. Sie hat ein sehr gutes Abitur hingelegt und wurde auch sofort in der Uni genommen. Aber sie wusste bis eine Stunde vor Anmeldung in der Uni nicht, was sie studieren will.

Meint ihr, dass so was gut gehen kann? Denkt ihr, dass es viele Studenten so gemacht haben? Sollte man, wenn man sein Abitur gemacht hat nicht wissen, was man will? Wenn man es nicht weiß, ist es dann nicht sinnvoller erst mal zu jobben und zu überlegen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich bin der grundsätzlichen Meinung, dass man als Schulabgänger in der Regel einen viel zu geringen Einblick in die unterschiedlichen Berufe hat, um wirklich schon konkret wissen zu können, was man genau machen will, also auch bezogen auf ein Studium. Und es wundert mich nicht, wenn ich den umgekehrten Fall erfahre, nämlich den, dass jemand ein ganz bestimmtes Fach studieren will, Feuer und Flamme dafür ist und dann feststellt, dass ihm das gar nicht gefällt und er es sich vollkommen anders vorgestellt hat. Insofern denke ich, dass es nicht zwingend erforderlich sein dürfte, dass man schon wirklich richtig genau weiß, wohin man beruflich will, allerdings würde ich auch nicht zwingend etwas studieren, ohne einen Hauch von Anhaltspunkt darüber zu haben, was mich interessieren könnte. Da ich aber denke, dass Deine Bekannte sich sicherlich nicht für ein Fach einschreibt, das sie so gar nicht interessiert, wird sie mit Jura wohl nicht ganz falsch liegen – wenigstens ein bisschen interessieren muss das Fach sie wohl doch, sonst hätte sie sich genauso gut für etwas anderes einschreiben können, nicht?

Aufgrund der Tatsache, dass man als Schulabgänger eben einen viel zu geringen Einblick in die Berufswelt hat, vermute ich, dass „erstmal jobben und überlegen“ nicht sonderlich viel bringen wird. Es dauert schon einige Jahre und erfordert ja auch, die verschiedensten Berufe zu erproben, um sich darüber ein umfangreicheres und realistisches Bild zu verschaffen, ist also nicht wirklich realisierbar, wenn man Karrierepläne hat, die man in jungen Jahren umsetzen will. Ein Praktikum in einer Firma, die sich mit dem befasst, was einen grundlegend interessiert, hilft da auch nicht großartig weiter.

Neulich saß ich beim Augenarzt im Wartezimmer und habe dort eine Unterhaltung eines Mädchens mit seiner Mutter mitbekommen, in dem es um ein ebensolches Praktikum ging, das das Mädchen absolviert hatte. Sie erzählte ihrer Mutter, dass sie einer Lehrerin nun mitgeteilt habe, Architektur studieren zu wollen, weil sie so gerne kreativ sei. In diesem Moment wurde mir erstmal so richtig klar, wie schwer es ist, ohne vernünftigen Einblick in ein Berufsfeld die Richtung einer Tätigkeit einschätzen zu können, denn der Architektenberuf hat wohl ein wenig, aber längst nicht hauptsächlich etwas mit Kreativität zu tun, sondern eben in erster Linie mit stumpfen Themen wie dem Rechnen, dem Berücksichtigen von Gegebenheiten gesetzlicher Art und der verschiedenen Untergründe und und und. Kreativ kann man durchaus sein, aber nur in einem wirklich sehr eingeschränkten Maß. Hier lag also der klare Fall eines Menschen vor, der versucht hat, sich Einblick zu verschaffen, aber einen nicht wirklich realistischen Einblick gewonnen hat.

Insofern denke ich also, dass Deine Bekannte es für ihren eigenen Fall sicherlich nicht ganz falsch gemacht haben wird. Ich bin mir sehr sicher, dass sie durchaus einen Überblick über ihre Interessensgebiete hat und sich daran auch orientiert haben wird, als sie an der Uni war, um sich einzuschreiben. Vielleicht ist ihre Vorgehensweise sogar deshalb ganz gut, weil sie recht nüchtern und mit klarem Blick an diese Sache herangegangen zu sein scheint und sich nicht hat von irgendwelchen unrealistischen, weil unvollständigen Vorstellungen blenden lassen, die nun einmal nichts oder nicht sonderlich viel mit der Realität zu tun haben. Sollte sie aber dennoch herausfinden, dass Jura nicht ihr Ding ist, so wird sie sicherlich die Möglichkeit haben, das Studium abzubrechen und dann auch einen Weg für sich suchen, beim nächsten Mal mit mehr Bedacht vorzugehen, sofern sie der Meinung sein sollte, dass ihr eine solche, planendere Vorgehensweise eine größere Möglichkeit schafft, für sich selbst das richtige Studienfach herauszufinden.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Es ist wirklich nicht leicht sich nach der Abitur für einen Studiengang zu entscheiden. Mir ging es vor einem Jahr ähnlich und ich hatte die Wahl zwischen etlichen Studiengängen. Die Universität in unserer Stadt hat einen sehr guten Ruf und veranstaltete auch einige Informationstage und Schnuppervorlesungen. So konnte man die Auswahl schon einschränken und sich ein gutes Bild der einzelnen Studiengänge machen. Jedoch gefielen mir mehrere Studiengänge sehr gut und ich konnte mich lange nicht zwischen Jura, Betriebswirtschaftslehre und Lehramt entscheiden. Letztendlich habe ich mich für Lehramt entschieden, da es der Studiengang mit den besten Berufsaussichten und Möglichkeiten war.

Ich habe schon mit einigen Studenten gesprochen, die sich einfach mal für einen Studiengang eingeschrieben haben ohne wirkliche Ziele zu haben. Sie lassen das Studium einfach laufen und sehen wo es sie hinbringt. Der Bruder meiner Studienfreundin wechselt nun zum zweiten mal die Fakultät und hat eigentlich auch kein wirkliches Interesse an seinem neuen Studium. Er hat es halt genommen, weil er die anderen Anmeldefristen versäumt hatte oder die Zulassungsbeschränkungen nicht erfüllte.

Natürlich muss man sich erst einmal klar werden, was man studieren möchte. Den Beruf, den man damit anschließend ergreifen kann, wird einen schließlich das ganze Leben begleiten und daher ist es eine schwerwiegende Entscheidung. Ich finde es allerdings ziemlich schlimm, dass man sich in der heutigen Zeit relativ schnell entscheiden muss. Wenn man zu lange wartet sind die Kurse zu voll oder man ist nach dem Universitätsabschluss zu alt für den Arbeitsmarkt. Außerdem ist studieren, zumindest in Bayern, ziemlich teuer und man zahlt pro Semester über 500 Euro Studiengebühren. Daher versuche ich mein Studium möglichst schnell zu beenden und werde auch nicht mehr wechseln oder ähnliches.

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» Sissley » Beiträge: 1131 » Talkpoints: 5,54 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



moin! hat geschrieben:Ich bin der grundsätzlichen Meinung, dass man als Schulabgänger in der Regel einen viel zu geringen Einblick in die unterschiedlichen Berufe hat, um wirklich schon konkret wissen zu können, was man genau machen will, also auch bezogen auf ein Studium. Und es wundert mich nicht, wenn ich den umgekehrten Fall erfahre, nämlich den, dass jemand ein ganz bestimmtes Fach studieren will, Feuer und Flamme dafür ist und dann feststellt, dass ihm das gar nicht gefällt und er es sich vollkommen anders vorgestellt hat.

Natürlich haben nicht alle Schulabgänger schon ihre Ziele gesetzt und wissen genau was in dem Wunschberuf auf sie zu kommt. Liegt aber auch oftmals daran, dass es sich die Leute schön reden und statt einmal ein längeres Praktikum in den Ferien in diesem Job zu machen lieber in den Urlaub fahren und mitten ins blaue studieren. Hinterher merken viele, dass es doch nicht das richtige für einen ist. Aber was erwartest du, dass jede Schule ihre Schüler dazu zwingt sich ein Praktikum im Wunschberuf zu suchen? Teilweise geschieht das schon, aber dann doch eher an den Real- und Hauptschulen und auf dem Gymnasium hab ich es persönlich noch nie erlebt. Dort bekommt man zwar immer als Anlaufstelle die Studienberatung genannt, doch auch dort kann man da ganze nur theoretisch besprechen was einem liegen könnte von den Interessen her.

Da sich viele auch nicht mehr Festlegen wollen, studieren sie einfach mal drauf los und wenn es ihnen nach einigen Semestern nicht mehr gefällt, dann wechselt man einfach den Studiengang und fängt von vorne an. Das sind die sogenannten ewigen Studenten die seit 10 Jahren und mehr an der Universität sitzen und nur studieren um überhaupt etwas zu machen. Im Zeitalter der Gebühren für ein Semester nimmt die Zahl solcher Leute hoffentlich ab, und man macht sich im Vorfeld mehr Gedanken zu seiner beruflichen Karriere und setzt auch ein wenig mehr daran, alles über diesen Job heraus zu finden. Denn immer erst wenn es den Leuten ans eigene Geld geht, fangen sie an Nachzudenken.

Ich kann es von meinen beiden Schwestern sagen, beide sind Hochbegabt und könnten damit vom Notendurchschnitt alles studieren. Es haben sich auch einige Universitäten gemeldet die den beiden die Gebühren erlassen, wenn sie sich für diese Entscheiden. Darunter waren auch einige Universitäten die außerhalb von Deutschland ihren Sitz haben. Somit hatten es beide auch ziemlich schwer das richtige für sich auszusuchen. Eine war immer sehr stark in den naturwissenschaftlichen Fächern und hat sich dafür auch interessiert. Aber wenn man das als Grundlage her nimmt, kann man von Medizin über Mathematik vieles Studieren was in die Richtung geht. Im Endeffekt hat sie die Ferien dazu genutzt in möglichst viele Jobs die sich mit so etwas befassen rein zu schnuppern und das hat ihr am Ende bei der Entscheidung geholfen. Damit weiß sie auch jetzt schon, was sie hinterher nach dem Studium erwartet. Bei meiner anderen Schwester ist es ebenfalls so gelaufen, dadurch das sie sich in den Ferien orientiert hat wusste sie auch was sie Studieren möchte und hinterher als Beruf ausüben möchte. Sogar wie man später weiter darauf aufbauen oder sich spezialisieren kann, wissen beide jetzt schon.

Bei mir selbst war es auch ein wenig ein Durcheinander. Ich habe erst eine Ausbildung gemacht und dann damit angefangen das erste Studium anzugehen. Gefallen hat es mir ganz gut, aber dafür entschieden habe ich mich auch mehr aus der Not heraus da ich keinen Job hatte und ich mit der Zulassungsprüfung erst einmal nichts zu verlieren hatte. Da ich diese bestanden hatte und angenommen wurde, habe ich zwar angefangen zu studieren wusste aber auch, dass es nichts auf Dauer ist sondern mehr dazu dient von der Straße weg zu sein. Dieses Studium musste ich dann aufgrund der Gesundheit aufgeben und bereue es auch nicht, höchstes ein wenig die Zeit die ich dafür verschwendet habe. Nach der Krankheit war klar, dass ich in meinen alten Beruf nicht mehr zurück kann was es auch unmöglich gemacht hat, das alte Studium fortzusetzen. Somit habe ich mich auch nach einer Alternative umgesehen und habe festgestellt, dass ich nicht viele Möglichkeiten habe. Deswegen wurde auf ein Betriebswirtschaftliches Studium verwiesen das ich nun halt studiere um überhaupt einen Job zu haben den ich noch machen kann, Spaß macht es mir eigentlich keinen aber es ist immerhin besser als keinen Job zu haben und vom Staat als gescheiterte Existenz zu leben. Ich weiß auch für mich selbst, dass es mit dem Studium nicht endgültig beschlossen ist was ich bis zur Rente beruflich ausübe aber die Tendenz wird weiterhin auf diesem Bereich liegen. Momentan schließe ich es noch nicht einmal aus, meinen Schwerpunkt von Marketing und Vertrieb auf einen anderen zu legen, was bei mir jedoch nicht bedeutet, dass ich nicht komplett von vorne wieder anfangen muss sondern direkt auf dem was ich bislang im Studium gelernt habe aufbauen kann und somit keinen Zeitverlust habe.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Das kann gut gehen, es kann aber auch gewaltig nach hinten losgehen. Wenn du blind irgendetwas anfängst zu studieren und du merkst nach einen Jahr, dass das eigentlich gar nichts für dich ist und du brichst deshalb dein Studium ab, hast du ein Jahr verschwendet. Deshalb würde ich nichts studieren, ohne zu wissen, was man überhaupt dort macht oder es zu studieren, nur weil zum Beispiel ein Freund es auch studiert.

Ich würde mich vor dem Beginn des Studiums schon ein wenig erkundigen und herausfinden, was man am liebsten macht oder auch im späteren Leben machen möchte. Also blind irgendetwas zu machen, nur um zu studieren, auch wenn das Fach einen persönlich eigentlich gar nicht interessiert, würde ich persönlich nicht machen. Das wird sich vermutlich sowieso nur als Fehlentscheidung herausstellen.

» Verdion1337 » Beiträge: 763 » Talkpoints: 7,05 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich werde im Juni mit der Schule fertig sein und wenn ich mir meinen Jahrgang ansehe, dann weiß bisher noch so gut wie niemand, was er nach der Schule machen möchte. Das Phänomen, erst einmal mit irgendeinem Studiengang zu beginnen, ohne zu wissen, ob das Studium überhaupt dem entspricht, womit man die berufliche Zukunft gestalten möchte, dürfte also gar nicht mal so selten auftreten, zumal viele Schüler sich nicht nur unschlüssig über den Studiengang sind, sondern auch damit hadern, ob sie überhaupt studieren möchten. Besonders dramatisch finde ich das im Übrigen nicht: Wenn das Studium tatsächlich nicht liegen sollte, spricht nichts gegen einen Wechsel nach einem oder zwei Semestern; solange das nicht mehrmals der Fall ist, empfinde ich die verlorene Zeit nicht als allzu tragisch und kann mir nicht vorstellen, dass es sich in Bewerbungen negativ niederschlagen wird.

Natürlich kann und sollte man Praktika machen, Vorlesungen besuchen und eine Studienberatung konsultieren, aber eine Garantie ist das auch nicht. Ich habe mich jetzt dafür entschieden, mich für Jura einzuschreiben, aber es kann auch ein kompletter Fehlgriff sein. Ich war in Vorlesungen verschiedener Fächer, aber ich glaube, ich hätte mich ebenso für eine Vorlesung in Psychologie oder Germanistik begeistern können, weil es einfach so viele Themengebiete gibt, die mich interessieren. Praktika habe ich auch gemacht, aber eine Garantie ist es nicht. Klar fand ich es spannend, im Gerichtssaal zu sitzen oder mal in Akten zu blättern, aber das Praktikum in einer sozialen Einrichtung hätte mich ebenso interessiert. Was mir wirklich liegt, finde ich nicht bei kurzem Schnuppern heraus, sondern das wird sich erst auf die Dauer zeigen, wenn der anfängliche Enthusiasmus einem gesunden Interesse gewichen ist - oder auch nicht.

Gerade wenn man nicht genau weiß, was man studieren möchte, halte ich Jura für eine relativ kluge Entscheidung, weil es sich hierbei um einen relativ offenen Studiengang handelt, bei dem das Ziel noch nicht festgesteckt ist. Ich kann als Anwalt Menschen beraten, Notar oder Steuerberater werden, mich auf einen Posten als Staatsanwalt oder Richter bewerben, mich als Unternehmensberater betätigen, in verschiedenen Verwaltungseinrichtungen arbeiten, einen Lehrstuhl besetzen, es gibt da Tausende Möglichkeiten, was man alleine schon daran sieht, wie ich meine Schwerpunkte setze. Natürlich müssen im Studium alle Rechtsgebiete angerissen werden, aber ich kann mich entscheiden, ob ich mich auf Familienrecht spezialisieren möchte, um möglichst viel mit Menschen zu arbeiten und ihnen zu helfen, oder ob ich mich lieber mit Verwaltungsrecht, Steuerrecht, Strafrecht, Patentrecht oder einer der zahlreichen anderen Optionen beschäftigen möchte. Klar setzt das alles eine ähnliche Grundlage voraus, aber die Berufsprofile unterscheiden sich gravierend.

Ich kann mir im Übrigen nicht vorstellen, dass deine Bekannte gar nicht darüber nachgedacht hat, was sie studieren möchte. Ein gewisses Grundinteresse wird wohl schon vorhanden gewesen sein, das ausschlaggebend war, um sich für ihren Studiengang zu entscheiden. Gerade mit Jura ist man nicht für den Rest des Lebens auf einer bestimmten Schiene gefangen und deswegen könnte ich mir vorstellen, dass die Entscheidung gar nicht so unüberlegt war, wie sie auf den ersten Moment wirken mag.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ein Abitur zu haben, ist wirklich nett und vor allem schon ein guter Einstieg. Aber nun einfach etwas zu studieren, nur um des Studiums wegen halte ich nicht für gut. Ich erachte es schon für sinnvoll, wenn man studieren möchte, aber dazu sollte man sich eben vorher überlegen, was zu einem passen könnte und in welchem Bereich man später arbeiten möchte. Genauso gut könnte man ja nun einen Schulabgänger ohne Fachhochschulreife beziehungsweise Hochschulreife ja auch fragen, welche Ausbildung er machen möchte, ohne in das Berufsbild hinein geschaut zu haben. Und ich denke, dass es nur relativ wenige Menschen gibt, die eine Ausbildung machen möchten, ohne, ein Ziel vor Augen zu haben.

Ich denke auch, dass es schon schwer ist, mit vielleicht 17, 18 oder 19 Jahren sich zu entscheiden, in welchen beruflichen Weg man einschlagen möchte. Es gibt Abiturienten, die so etwas ganz genau wissen, aber die, die es nicht wissen, einfach so auf die Uni gehen zu lassen und sich blind auf ein Studienfach zu bewerben, finde ich auch etwas gedankenlos. Eventuell nimmt man dann besser die Zeit nach dem Abitur, um sich eben Gedanken zu machen. Nicht wenige Abiturienten gehen beispielsweise ins Ausland oder machen ein freiwilliges soziales Jahr, ums ich zu orientieren.

Das Studium kann gut ausgehen, wenn man ein gewisses Interesse am Studienfach hat, aber wenn man merkt, man bekommt mit der Zeit gar keinen Bezug dazu, dann sollte man eher heute als morgen aufhören und sich vielleicht neu orientieren. Man müsste da auch wirklich die Möglichkeiten haben, zwischendurch Einblicke zu erhalten und entsprechende Tests zu machen, um zu wissen, wohin man beruflich möchte. So etwas wurde (wird?) vom Arbeitsamt angeboten, aber ich weiß nicht, ob so etwas wirklich detailliert genug ist und ob man da nicht noch mehr auf den einzelnen Schüler eingehen müsste. Die Neigungen lassen sich aber anhand eines einzelnen Tests nicht herausfinden.

Ich denke, bekommt man einfach keinen Bezug zu BWL, was wohl wirklich von vielen Abiturienten angepeilt wird, kann so etwas auch Frust bedeuten. Dass Frust nun nicht gerade ideal ist, um ein Studium erfolgreich zu schaffen, ist ja wohl bekannt. Es kann also auch da nach hinten losgehen, dass man einfach unzufrieden mit sich selbst ist und auch aus diesem Grund müsste da einfach bessere Beratung und auch einige Möglichkeiten des Ausprobierens her.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich sehe das etwas anders. Sicher hat man nicht die besten Voraussetzungen, wenn man sich einfach für irgendwas einschreibt, andererseits ist es aber auch nicht gesagt, dass man Spaß an seinem Studium hat, wenn man sich vorher ausgiebig damit beschäftigt hat. Ich hatte mehrere Leute im Semester, die abgesprungen sind, weil das Studium dann doch ganz anders war, als sie gedacht haben. Und es geht hier nicht um ein Fach, für das man sich mal eben schnell entscheidet, sondern um ein Fach, für das eine Bewerbungsmappe nötig ist, in der in der Regel mehrere Monate Arbeit stecken.

"Erst mal jobben und überlegen" bringt sicher wenig, denn wie soll man sich denn dabei einen Einblick verschaffen und lernen um was es im angepeilten Studium überhaupt geht? Einfach mal für etwas einschreiben, sich an der Uni orientieren und eventuell andere Vorlesungen besuchen ist in der heutigen Zeit natürlich auch nicht mehr so einfach wie früher, aber so bekommt man sicher eher neue Erkenntnisse als wenn man im stillen Kämmerchen grübelt und bei Mc Donalds Hamburger zusammensetzt.

Übrigens würde mich mal interessieren, an was für einer Uni deine Bekannte denn studiert. Zu meiner Zeit wurde man jedenfalls nicht einfach von einer Uni "genommen", ohne, dass man sich für ein Studienfach entschieden hatte. Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie das heute anders organisiert werden soll, da es ja nun mal Fächer gibt, die sehr beliebt sind. Also, welche Uni ist so großzügig und nimmt Studenten, die sich noch nicht für ein Studienfach entschieden haben?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich finde das eigentlich nicht so verkehrt und mir ging es auch irgendwie ähnlich. Ich habe mich für verschiedene Fächer beworben an der Universität und dann das genommen, was ich eben bekommen habe. Allerdings ist es bei mir wahrscheinlich noch ein kleiner Unterschied, da ich mich eben nur auf Dinge beworben habe, die mich irgendwie schon reizen würden.

Ich denke aber auch, dass es gerade als Abiturient ziemlich schwer ist schon genau zu wissen, was man studiert. Irgendwie geht die Zukunft in der Schule beruflich gesehen ziemlich unter und man macht sich da irgendwie kaum Gedanken darüber. Viele aus meiner Stufe wussten auch nicht genau, was sie dann machen wollen und da wir auch wenig Praktika hatten, hatten wir wenig Praxiserfahrung und kaum eine Ahnung, was wir später mal anstellen wollen. Und selbst wenn wir die hatten, gibt es immerhin noch etliche andere Bewerber und da muss man erst einmal seinen Traumplatz finden.

Jobben ist sicherlich eine Alternative, aber je nachdem, was man dann später machen will auch keine gute. Wenn man nun für 10 Stunden in der Woche jobbt, dann ist es sicherlich auch nicht so einfach beispielsweise einen Ausbildungsplatz zu kriegen, da die Arbeitgeber das Jahr dann schnell als "Lücke" betrachten. Praktikumsplätze muss man auch erst einmal bekommen, damit man eben Erfahrung sammeln kann und diese sind bei uns in der Umgebung auch ziemlich rar.

Sich nun ganz spontan für etwas entscheiden finde ich schon komisch, vor allem da man ja vorher auch die Bewerbungen erledigen muss und bis zur Einschreibung hat man dann ja noch über einen Monat Zeit, so ist das zu mindestens bei allen Universitäten gewesen, bei denen ich mich beworben habe. Aber das kann auch gut gehen und vielleicht entdeckt man dort dann Zukunftsperspektiven, die man vorher gar nicht kannte. Und wenn man feststellt, dass das nichts für einen ist, dann ist es immer noch besser wenn man etwas macht, anstatt dass man Zuhause bleibt und "überlegt" bis einem etwas tolles einfällt, so wie viele das gemacht haben, die ich kenne.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Bei vielen Studienrichtungen für die man sich bewusst entscheidet ist das in dem Sinne doch auch so. Man entscheidet sich beim Studium für eine bestimmte Richtung, aber man entscheidet sich nicht für einen bestimmten Job. Bei einem Lehramt oder Medizinstudium ist das schon der Fall, aber wer jetzt einfach nur Mathematik oder Physik studiert, der kann am Ende alles möglich werden, auch diese Personen können am Ende eine Lehrtätigkeit übernehmen, sie können aber auch bei Unternehmen oder in der Forschung eingestellt werden. Demnach ist das also schon so, dass man nicht genau weiß, was man werden will und von Lehrern bekommt man auch oft zu hören, studiert das was euch liegt, dann werdet ihr am Ende schon den passenden Job finden. Man entscheidet sich beim Studium in dem Sinne also nicht unbedingt direkt für einen Beruf. Einige tun das und studieren dann eben das, was man dafür braucht. Die meisten aber studieren das Fach, welches ihnen am meisten liegt und entscheiden sich erst später, was genau sie machen wollen.

Ich denke schon, dass man wenigstens ein bisschen überlegt, bevor man sich einschreibt und mit Jura hat sich sicherlich etwas genommen, was sie wenigstens ansatzweise interessieren dürfte. Abgesehen davon ist der Verdienst und die Jobchancen hier auch nicht gerade niedrig. Ich finde es schon wichtig, dass man sich vorher wenigstens einige Vorlesungen anschaut und sich ein bisschen mit dem Thema befasst, aber einige machen das eben nicht und wenn einem der Studiengang nicht gefällt, hat man wohl auch immer noch die Chance sich umschreiben zu lassen. Genau wissen kann man das aber nie, heutzutage gibt es so viele Möglichkeiten, dass die wenigsten genau wissen, was sie machen wollen und die können dann auch nicht sicher sein, ob es auch wirklich was für sie ist.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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