Hänsel und Gretel und Hexenhäuschen an Weihnachten?
Warum gibt es gerade an Weihnachten die Hexenhäuschen zum selber basteln? Was hat das Hexenhäuschen mit Weihnachten zu tun? Das Märchen Hänsel und Gretel ist doch im Prinzip kein Weihnachtsmärchen. Obwohl ich sagen muss, dass damals in meiner Kindheit die Oper "Hänsel und Gretel" immer an Weihnachten im Fernsehen gesendet wurde. Aber was hat Hänsel und Gretel mit Weihnachten zu tun? Soweit ich mich erinnere wird in dem Märchen nicht einmal von Weihnachten gesprochen.
Bei Hänsel und Gretel fällt mir als Weihnachtsverbindung das sogenannte Hexenhäuschen ein. Als die beiden Kinder sich im Wald verirren, kommen sie zu dem Haus der bösen Hexe, das aus Gebäck und Lebkuchen bestand. Sie haben Hunger und brechen sich Lebkuchen ab. Und dieser Lebkuchen ist für mich die Verbindung zu Weihnachten. Denn im Advent und an Weihnachten sieht man besonders viel Lebkuchen in vielen Variationen. Besonders berühmt ist der Nürnberger Lebkuchen. Ich esse gerne Lebkuchen.
Meine Mutter hat im Advent für uns Kinder immer ein schönes Lebkuchenhaus gebastelt. Wir Kinder durften mithelfen, das hat besonders viel Spaß gemacht. Sie hat einem uns bekannten Bäcker die genauen Maße für den Lebkuchen gegeben, sowohl für Wände und Dach. Es wurde ziemlich groß. Mit Puderzucker wurde alles zusammengeklebt. Wenn alles richtig fest war, durften wir bunte, selbstgebackene Plätzchen, Zuckerkringel, Schokolade, Bonbons und was es sonst noch gab auf das Häuschen kleben ebenfalls mit Puderzucker. In den Schornstein kam etwas Watte. Natürlich stand das Haus auf einer sehr großen Lebkuchenplatte, die auch noch bestreut wurde und mit den Figuren aus dem Märchen, also Hänsel, Gretel. Hexe und einem Kater auf dem Dach bestückt. Dieses Kunstwerk machte viel Freude und wurde von allen Gästen bewundert. Es hob sich natürlich von allen zu kaufenden Knusperhäuschen positiv ab. Ab zweiten Weihnachtstag durfte dann das Lebkuchenhaus nach und nach vernascht werden.
Das ganze lässt sich auch auf Hänsel und Gretel zurück führen. Da aber klar sein sollte, dass Jesus nicht in einem Lebkuchenhaus geboren worden ist und dort auch keine Hexe vorgekommen ist. Ich denke das ganze hat etwas mit dem Weihnachtsmarketing zu tun, da das Märchen noch gar nicht so alt ist aber die Weihnachtsgeschichte von Jesus doch schon etwas länger verbreitet ist und das ganze zum weiteren Konsumieren und kaufen anregen soll. Ich denke das ganze soll unterschwellig suggerieren, dass man seine Kinder nicht im Wald aussetzt schon gar nicht zu Weihnachten und man doch froh sein soll über seine eigenen Kinder, denn im Märchen kamen die Kinder am Ende auch zu ihren Eltern zurück. Auch könnte es etwas mit der Masse des Essens zu tun haben, da man Weihnachten doch gerne groß aufkocht und sich gegenseitig damit mästet, eben wie die Hexe es mit Hänsel gemacht hat. Denke dafür gibt es keine schlüssige logische Erklärung was das Märchen mit Weihnachten zu tun haben soll, aber wenn man sich einmal selbst Gedanken macht findet man vielleicht doch einige weitere Gemeinsamkeiten.
Vielleicht hat es aber auch schlichtweg etwas mit dem Duft des Lebkuchens zu tun. Lebkuchen isst man hauptsächlich in der Weihnachtszeit und nachdem die runden und eckigen Formen zu langweilig wurden, haben die Unternehmen sich etwas neues einfallen lassen und daraus ein Haus gebaut und dieses typisch zur Weihnachtszeit angepriesen, da es aus Lebkuchen bestanden hat. Im Laufe der Zeit wurde in dieses Lebkuchenhaus das Märchen von Hänsel und Gretel hinein interpretiert und seither hält sich diese Verbindung. Die frage die sich mir schlichtweg stellt in diesem Zusammenhang was zuerst da war, das Märchen oder der Brauch zu Weihnachten ein Haus als Lebkuchen zu bauen.
Ich selbst baue allerdings auch gerne zu Weihnachten solche Lebkuchenhäuser und wir haben das früher als Kinder auch immer gemacht. Zum einen hat es viel Zeit gebraucht, bis das Haus fertig geworden ist und oftmals haben wir in der ersten Adventswoche mit dem Backen des Hauses angefangen und das in den weiteren Wochen zusammengebaut und verschönert. Aufgegessen wurde es meistens am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag und nicht direkt am Heilig Abend. Heute baue ich auch solche Lebkuchenhäuser als Weihnachtsbeschäftigung und verschenke diese jedes Jahr an eine soziale Einrichtung wie die Tafel oder das örtliche Jugendheim. Besonders Spaß macht mir dabei das verzieren, da dort der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind an Materialien was man nimmt ob Smarties, Plätzchen oder auch Schokoladenstückchen es funktioniert alles. Und mit dem Zuckerguss kann man auch wunderschöne Schneelandschaften auf und um das Lebkuchenhaus zaubern. Figuren hatten die Häuser bislang alle nicht, einige wenige hatten einen Schneemann vor der Tür stehen aber keine Figuren in dem Sinne von der Hexe, Hänsel oder Gretel.
Ich habe mal nachgeschaut, weil ich mich zu erinnern glaubte, dass das Haus im Märchen nicht aus Lebkuchen bestand und es ist tatsächlich so, dass in dem Märchen keine Lebkuchen erwähnt werden. Das Haus bestand aus Brot, Kuchen und Zucker. Die "Nachbauten" sind wahrscheinlich einfach deshalb aus Lebkuchen, weil Lebkuchen das geeignetere Material dafür sind. Und da man Lebkuchen nun mal hauptsächlich in der Weihnachtszeit isst, werden diese Häuschen dann natürlich auch nicht zu Ostern verkauft sondern eben an Weihnachten.
In der Weihnachtszeit laufen doch immer alle möglichen Märchen im Fernsehen. Wahrscheinlich weil man in der Zeit etwas für die Eltern bringen möchte, die die ungeduldigen Kinder gerne mal vor der Glotze parken. Oft spielen Märchen ja auch im Winter und so ein verschneiter Wald passt dann auch ganz gut in diese Zeit.
Wieso führst du ein Lebkuchenhaus zur Weihnachtszeit auf das Märchen Hänsel und Gretel zurück? Ich kann das nicht so recht nachvollziehen. Das Hexenhaus war zwar aus Lebkuchen gebaut, aber das ist eigentlich auch der einzigste Zusammenhang, den ich zwischen dem Lebkuchenhäuschen und dem Hexenhäuschen sehe.
Weihnachten ist nun einmal das Fest der Süßigkeiten. Die Amerikaner hängen an ihre Weihnachtsbäume auch Zuckerstangen und allen möglichen anderen süßen Krimskrams. So ein Lebkuchenhäuschen zum Selbstbasteln besteht auch aus Lebkuchen, die zur Weihnachtszeit ja immer sehr gern gegessen werden. Die einzelnen Teile werden dann ja meistens mit Sahne zusammengeklebt und anschließend alles mit Gummibärchen, Smarties und anderen Süßigkeiten verziert.
Es handelt sich dabei um ein Lebkuchenhäuschen, mit Hänsel und Gretel hat das bestimmt nichts zu tun, nur kommt in dem Märchen eben ein ähnliches Häuschen vor, das auch mit allem möglichen Süßkram versehen ist. Vielleicht kam die Idee, aus Lebkuchen ein Häuschen zu bauen ja vom Märchen.
Die Verbindung entsteht aus dem Volkslied "Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald". Die nächste Zeile "es war schon finster und auch so bitter kalt" lässt darauf schließen dass sich die Handlung im Winter abspielt. Die Verbindung zum Lebkuchen kommt in der nächsten Zeile: "sie kamen an ein Häuschen aus Pfefferkuchen fein".
Bei der Uraufführung von Engelbert Humperdincks Oper "Hänsel und Gretel" am 23.12.1893 stand ein großes Lebkuchenhaus auf der Bühne, ein Motiv das von örtlichen Konditoren aufgenommen wurde - einer von ihnen schenkte Humperdinck einen Tag später ein kleines Modell des Bühnenhäuschens. Der Weihnachtsbezug des Knusperhäuschens war geboren und die Häuschen, mit und ohne Hexe, gehören heute zur weihnachtlichen Tradition wie der Weihnachtsbaum, der ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert stammt.
Mir waren Lebkuchenhäuschen als Weihnachtsdekoration sehr wohl bekannt, aber ich wäre nie darauf gekommen, dort auch Figuren von Hänsel, Gretel und der Hexe davorzustellen, bis das dieses Jahr in einer Adventskalender-Geschichte meines Sohnes vorkam. Erst da fiel mir wieder ein, dass es bei Hänsel und Gretel ja so ein Häuschen gibt und dieses auf den meisten Illustrationen genauso aussieht, wie die Häuschen in der Weihnachtszeit.
Ich hatte nun noch nie ein Lebkuchenhaus zu Hause und wenn ich eins aufstellen würde, würde ich auf die Figuren sicherlich verzichten, da mir das Märchen und die Hexe einfach auch zu wenig weihnachtlich sind.
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