Wie kommt es zu einer Hypoglykämie bei Diabetes Mellitus?
Diabetes Mellitus ist wohl jedem ein Begriff und stellt selbst die heutige Medizin immer noch vor große Herausforderungen, obwohl man mittlerweile einiges über die Erkrankung weiß. Viele Aspekte jedoch, die in erster Linie der zellulären Aufklärung dienen, sind immer noch unbekannt und dürften noch eine Weile unbekannt bleiben. Dass es zwei verschiedene Typen mit Typ I (absoluter Insulinmangel) und Typ II (relative Insulinmangel) sollte auch jedem bekannt sein.
Man sagt ja immer, bei einem Patienten mit DM könne es leicht zu Unterzuckerungen kommen, ohne, dass der Patient diesen Prozess merkt. Bewusstlosigkeit, Schweißausbrüche und Tachykardie sind einige der merklichen Symptome solch einer Unterzuckerung. In meine Überlegungen allerdings, die gewisse biochemische Kenntnisse voraussetzen, kommen keine Unterzuckerungen (=Hypoglykämie), sondern Überzuckerungen (=Hyperglykämie) vor, die man sich auch logisch herleiten kann. Dadurch, dass das Insulin als ein wichtiges anaboles Hormon mehr oder weniger komplett ausfällt, können anabole Stoffwechselvorgänge nicht ablaufen, und vor allem kann keine Glucose ins Skelettmuskelgewebe und Fettgewebe aufgenommen werden. Um den scheinbaren Energiemangel abzudämpfen, laufen katabole Stoffwechselschritte ab, die dazuführen, dass u.a. der "Fettspiegel" ansteigt und es letztlich zu Übersäuerungen des Blutes kommen kann. Auf der anderen Seite versuchen die Leber und die Niere den "Energiemangel" in den oben genannten Geweben durch vermehrte Gluconeogenese (=Neubildung von Glucose) und Glykogenolyse (=Glykogenabbau) zu kompensieren, was durch den Insulinmangel verstärkt wird und zur weiteren Erhöhung des Blutglucosespiegels führt.
Mich würde daher brennend interessieren, wie es zu einer Hypoglykämie bei einem DM-Patienten kommen und ob sie sowohl beim Typ I als auch beim Typ II oder nur bei einem Typen vorkommen kann? Das Erste, was man in solch einer Situation machen kann, ist dem Patienten schnell resorbierbaren Zucker zu verabreichen (u.a. sublinguale Applikation eines Traubenzuckers/Würfelzuckers, Cola trinken lassen, etc.), aber vielmehr beschäftigt mich die Entstehung bzw. der Entstehungsprozess dieser Hypoglykämie.
getku hat geschrieben:Mich würde daher brennend interessieren, wie es zu einer Hypoglykämie bei einem DM-Patienten kommen und ob sie sowohl beim Typ I als auch beim Typ II oder nur bei einem Typen vorkommen kann? Das Erste, was man in solch einer Situation machen kann, ist dem Patienten schnell resorbierbaren Zucker zu verabreichen (u.a. sublinguale Applikation eines Traubenzuckers/Würfelzuckers, Cola trinken lassen, etc.), aber vielmehr beschäftigt mich die Entstehung bzw. der Entstehungsprozess dieser Hypoglykämie.
Eine Hypoglykämie kann bei einem Typ I wie auch beim Typ II oder auch bei Menschen ohne Diabetes kommen. Insgesamt kann man es meistens von zu wenig gegessen herleiten aber auch spielen die äußeren Umstände in jedem Fall eine große Rolle, viel Bewegung steigert den Energieverbrauch des Körpers, sogar das Wetter spielt eine Rolle. Wie gesagt, meistens haben die Patienten sehr wenig gegessen, gerade beim Altersdiabetes und spritzen sich dann mit dem Insulin selbst in den Unterzucker wenn sie vom Arzt auf diese Gegebenheit nicht gut eingestellt worden sind.
Was auch vorkommen kann, aber eher für die Hyperglykämie relevant ist aber auch atypisch zur Hypoglykämie führen kann. Wenn das Insulin durch falsche Lagerung oder durch überschreiten des Haltbarkeitsdatums einen
Schaden davon getragen hat, kann es trotz guter Einstellung dazu kommen. Wie gesagt sehr selten, ich hab es bislang noch nicht gesehen.
Deine Erstmaßnahmen in allen ehren, funktionieren jedoch nur wenn der Patient das Bewusstsein nicht verloren hat oder so benommen ist, dass dieser noch gefahrlos schlucken kann. Würdest du versuchen bei einem Bewusstlosen Traubenzucker in den Mund zu legen oder Cola einflößen wollen, sorgst du dafür, dass alles in die Lunge kommt und hinterher eine heftige Lungenentzündung entsteht die sogar zum Multiorganversagen und Tod führen kann. Bei Bewusstlosen gibt es die Glucose intravenös, auch wenn es dort stark venenreizend wird. Würde man die Glucose übrigens unter die Haut oder in den Muskel spritzen, wird das Gewebe schwarz stirbt ab und verursacht höllische Schmerzen. Aus dem Grund ist das ganze einem Arzt vorbehalten oder medizinischem Personal im Rahmen der erweiterten Kompetenzen.
Um mal die genannten Fragen aufzugreifen: Wenn man zu wenig isst, sinkt der Spiegel in der Tat, aber wozu hat man Glukagon? Zusammen mit Adrenalin und Cortisol sorgt es doch dafür, dass ein gewisses Niveau an Blutzucker mehr oder weniger konstant gehalten wird, eben dadurch, dass aus der Leber vermehrt Glucose synthetisiert bzw. Glykogen abgebaut wird und Glucose ins Blut abgegeben wird. Ansonsten magst du Recht haben mit einer Hypoglykämie beim Sport, bei ungünstigen, äußeren Bedingungen oder unkontrollierter Insulingabe. Das alles ist mir auch bekannt, allerdings sind das eher - ich sage mal - Sonderfälle. Es soll ja auch DM-Patienten geben, die z.B. im Schlaf hypoglykämisch werden und es leider nicht merken. Meine Frage zielt in erster Linie in diese Richtung, wie es unter Normalbedingungen, ohne, dass der Körper zusätzlichen Belastungen ausgesetzt ist, zu einer Unterzuckerung kommen kann, obwohl die antagonistischen Hormone dies verhindern sollen.
Was die Erstmaßnahmen angeht: Auch hier bin ich mir dessen bewusst, dass die genannten Maßnahmen was bringen, sofern der Patient bei Bewusstsein ist. Den Zusatz habe ich mir erspart, weil ich mir denke, dass so etwas in jedem Erste-Hilfe-Kurs Erwähnung findet und eigentlich auch eine derart hohe Relevanz hat, dass es jeder kennen sollte. Allerdings haben die meisten DM-Patienten heutzutage schnell ihren Wirkung entfaltenden Zucker bei sich in der Tasche und nehmen diesen sofort ein, sofern sie merken, dass sie in den hypoglykämischen Bereich rutschen.
getku hat geschrieben:Um mal die genannten Fragen aufzugreifen: Wenn man zu wenig isst, sinkt der Spiegel in der Tat, aber wozu hat man Glukagon? Zusammen mit Adrenalin und Cortisol sorgt es doch dafür, dass ein gewisses Niveau an Blutzucker mehr oder weniger konstant gehalten wird, eben dadurch, dass aus der Leber vermeht Glucose synthetisiert bzw. Glykogen abgebaut wird und Glucose ins Blut abgegeben wird.
Auch dem sind seine Grenzen gesetzt, was ich auch in meinem ersten Beitrag hier geschrieben hab. Der Körper kann es bis zu einem gewissen Punkt selbst kompensieren, aber dann eben nicht mehr. Deswegen werden auch manche Typ I erst spät erkannt, da der Körper es Jahrelang selbst kompensiert dabei jedoch auch seine eigene Produktion von Glukagon, Cortisol herunter fährt. Da es ja kein Insulin gibt zum senken, braucht der Körper in der Zeit auch wenig zum Gegensteuern und produziert entsprechend weniger.
Sorae hat geschrieben:getku hat geschrieben:Um mal die genannten Fragen aufzugreifen: Wenn man zu wenig isst, sinkt der Spiegel in der Tat, aber wozu hat man Glukagon? Zusammen mit Adrenalin und Cortisol sorgt es doch dafür, dass ein gewisses Niveau an Blutzucker mehr oder weniger konstant gehalten wird, eben dadurch, dass aus der Leber vermeht Glucose synthetisiert bzw. Glykogen abgebaut wird und Glucose ins Blut abgegeben wird.
Auch dem sind seine Grenzen gesetzt, was ich auch in meinem ersten Beitrag hier geschrieben hab. Der Körper kann es bis zu einem gewissen Punkt selbst kompensieren, aber dann eben nicht mehr. Deswegen werden auch manche Typ I erst spät erkannt, da der Körper es Jahrelang selbst kompensiert dabei jedoch auch seine eigene Produktion von Glukagon, Cortisol herunter fährt. Da es ja kein Insulin gibt zum senken, braucht der Körper in der Zeit auch wenig zum Gegensteuern und produziert entsprechend weniger.
Ein niedriger Blutzuckerspiegel stimuliert direkt die Glucagonausschüttung, dem sind insofern keine Grenzen gesetzt, es sei denn, der Blutzuckerspiegel ist permanent zu niedrig, was aber innerhalb kürzester Zeit zu Bewusstlosigkeit und im schlimmsten Fall zu Tode führen kann!. Bevor also eine Resistenz gegenüber Glucagonausschüttung eintreten kann und diese irgendwann erschöpft ist, wird der Patient wohl schon verstorben sein.
Dass beim DM weniger Glucagon ausgeschüttet wird, ist ja auch logisch: Da aufgrund des Insulinmangels Zucker weiterhin im Blut verweilt - der Blutzuckerspiegel also dauerhaft hoch ist (unbehandelt, versteht sich) -, wird auch weniger Glucagon benötigt. Aber darum geht es ja nicht, meine Frage zielt auf die Unterzuckerung ab Denn ich frage mich, wie es bei einem DM-Patienten, bei dem der Blutzuckerspiegel mehr oder weniger langfristig erhöht ist, eine Unterzuckerung eintreten kann und - falls dieser eingetreten ist - diese nicht durch Glucagon kompensiert werden kann, denn die Glukagonausschüttung bleibt beim hohen Zuckerspiegel "im Ruhezustand" und sobald dieser sinkt, wird es stark ausgeschüttet.
getku hat geschrieben:Denn ich frage mich, wie es bei einem DM-Patienten, bei dem der Blutzuckerspiegel mehr oder weniger langfristig erhöht ist, eine Unterzuckerung eintreten kann und - falls dieser eingetreten ist - diese nicht durch Glucagon kompensiert werden kann, denn die Glukagonausschüttung bleibt beim hohen Zuckerspiegel "im Ruhezustand" und sobald dieser sinkt, wird es stark ausgeschüttet.
Offenbar hast du es immer noch nicht gelesen, was nicht vorhanden ist da es weniger Produziert wird, kann nicht vermehrt ausgeschüttet werden wenn es gebraucht wird! Es hält sich eine Weile im Körper das ist richtig, jedoch ist auch die Wirkung davon einmal zu ende und es ersetzt sich und muss neu produziert werden. Und der Körper produziert nach dem aktuellen Bedarf, ist der Blutzuckerspiegel also längerfristig hoch, nimmt die Nachproduktion ab da keine Nachfrage bestand. Kommt es dann doch einmal zu einem weiteren Abfall als gewöhnlich, so ist der Körper nicht in der Lage dem entgegen zu steuern wie bei einem gesunden Menschen.
Natürlich können Unterzuckerungen bei vielen Menschen vorkommen, eben auch bei Diabetikern aller Typen. Ein Typ 2-Diabetiker braucht sich beispielsweise nur mal mehr zu bewegen, als er es sonst tut und schon kann der Blutzucker erheblich sinken. Ein Typ 1-Diabetiker, der neben dem Insulin für das Essen benötigt, wird 24 Stunden lang mit einem Langzeitinsulin oder auch kontinuierlich mit Insulin aus einer Insulinpumpe versorgt. Wenn da die Einstellungen auch ohne Bewegung und auch ohne Essen nicht stimmen, kann eben schnell mal eine Hypoglykämie entstehen. Auch bei hormonellen Veränderungen oder bei Gewichtsabnahme wird beispielsweise mal eher wenig Insulin benötigt und wenn man dies nicht berücksichtigt, kann auch eine Unterzuckerung entstehen.
Man muss aber auch deutlich zwischen einer "richtigen" Unterzuckerung und die gefühlten Anzeichen einer Unterzuckerung unterscheiden. Jemand, der eine gewisse Zeitlang mit überhöhten Blutzuckerwerten durch die Gegend gerannt ist, wird bereits bei Normalwerten das Gefühl haben, er ist unterzuckert. Da kann der Körper aber auch nichts dagegen tun, sondern muss sich durch die Zugabe von Insulin oder auch durch blutzuckersenkende beziehungsweise insulinverstärkende Medikamente daran gewöhnen. Daher wird auch bei einem neu diagnostizierten Diabetiker nicht gleich auf ein Normalwert heruntergespritzt, sondern eben in langsamen Schritten dann normale Zielwerte angepeilt. So war es bei mir. Alles andere kann schon zu Schäden an Augen oder an anderen Organen führen.
Das Glucagon kann bei Menschen mit einer Unterzuckerung nicht immer wirken. Ist die Insulinproduktion bereits zerstört, ist es mit dem Glucagon, also der Gegenwirkung nicht immer anders. Dafür gibt es dann das von Sorae erwähnte Glucagonset, was herhalten muss, wenn die Person nicht mehr ansprechbar oder gar bewusstlos ist. Da unterscheide ich gern noch mal.
Im Grunde gibt es von Bewegung über Ernährung und Alkohol, falsche Mengen von außen dazu gegebenem Insulin, veränderte Hormone, Temperaturschwankungen, bis hin zur Absetzung oder Aufnahme von Medikamenten, Krankheiten so viele Dinge, die in eine Unterzuckerung mit hineinspielen können, wie es auch bei Überzuckerungen der Fall ist. Nicht immer lassen sich Insulin oder Medikamente dann so anpassen, von daher muss man schon als Diabetiker in der Lage sein, schon die Anzeichen richtig deuten und vor allem richtig reagieren zu können. Für Leute, die nicht in der Lage sind, diese Anzeichen zu deuten, gibt es spezielle Schulungen, die man dann schon in Anspruch nehmen sollte.
Beim Diabetes Typ 1 kann die Unterzuckerung einfach dadurch auftreten, dass man zu viel Insulin für die Kohlenhydrate abgegeben hat, die man zu sich nimmt. Auch z.B. wenn ein Kind den Teller nicht leer ist, aber schon alles abgegeben hat. Auch hohe sportliche Aktivität kann dazu führen, da das Insulin dann besser wirkt, also mehr Kohlenhydrate verarbeitet. Im Teeniealter kommt dann das Alkoholproblem noch hinzu, denn zu viel davon kann auch zu massiven Unterzuckerungen führen, wenn man nicht mit Zufuhr von Kohlenhydraten entgegenwirkt.
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