Erntehelfer - Ein Knochenjob?
Ihr habt sicherlich schon davon gehört, dass jedes Jahr sehr viele Erntehelfer gesucht werden. Das Arbeitsamt schickt auch die Leute auf die Felder. Aber kaum einen Tag gearbeitet, schmeißen die meisten schon das Handtuch und schicken einen gelben Schein zum Arbeitsamt.
Sicherlich ist es schwere Arbeit. Ich selber habe eine Saison Spargel gestochen und 2 Saisons in Folge Erdbeeren geerntet. Es war wirklich Knochenarbeit. Aber es war Geld, was man gut gebrauchen kann. Ich kann es heute nicht mehr machen. Denn ich könnte nicht mehr stundenlang in gebückter Stellung auf einer Stelle stehen und immer nur langsam voran gehen.
Ich verstehe aber nicht die Leute, die mit dieser Saisonarbeit doch ihr monatliches Einkommen steigern können, indem sie, wenn sie arbeitslos sind eben als Erntehelfer arbeiten. Den deutschen Bauern bleibt nichts anderes übrig als Polen zu holen, die auch gewillt sind diese harte Arbeit zu machen. Aber warum will ein deutscher Arbeiter diese Arbeit nicht machen? Spargel und Erdbeeren will fast jeder essen und kaum einer fragt sich, wie er geerntet werden soll, wenn deutsche Arbeiter und deutsche Arbeitslose sich weigern ihn zu ernten.
Habt ihr schon mal als Erntehelfer gearbeitet? Was habt ihr geerntet? Wie war die Arbeit? Würdet ihr es nochmal machen? Versteht ihr die Leute, die nicht mal einen Tag aushalten und sich dann krank schreiben lassen?
Es ist wirklich ein Knochenjob. Zwar war ich noch nie Erntehelfer, aber wenn ich den ganzen Tag im Garten etwas mache, tut mir danach alles weh. Manchmal kann ich dann den nächsten Tag wirklich kaum gerade laufen und habe echt fiese Schmerzen im Rücken. Ich sitze die Woche über den ganzen Tag im Büro, daher ist mein Rücken solche Anstrengungen eben nicht gewöhnt. Wenn jemand arbeitslos ist und den ganzen Tag ebenfalls nicht körperlich im Einsatz ist, dürfte es ihm ähnlich gehen. Daher kann ich verstehen, dass viele nicht lange durchhalten.
Was ist nicht verstehe ist, dass der Großteil es noch nicht ein mal versucht. Letzte Woche lief in irgend einer Sendung auf Pro7 oder einem ähnlichen Programm ein Test dazu. Da hat eine Dame Leute für die Hilfe bei der Weinlese gesucht. Dazu hat sie sich genau vor eine Agentur für Arbeit gestellt und den Leuten die raus kamen den Job (für zwei Monate) angeboten. Das Ergebnis war, dass nur zwei Leute daran interessiert waren. Die meisten lehnten mit der Begründung ab, "dass sie danach weniger Sozialleistungen bekommen". Was natürlich Blödsinn ist. Allerdings müssen sie danach wieder einen neuen Antrag stellen und die Bearbeitung dauert leider von mehreren Wochen bis teilweise mehrere Monate. Das kaum einer Lust auf so eine Rennerei hat, kann ich irgendwo auch verstehen.
Ich für meinen Teil würde es zumindest versuchen, solche Arbeiten zu verrichten und damit eben etwas mehr an Geld in der Tasche zu haben, als der durchschnittliche Hartz-IV-Empfänger. Ob ich allerdings 8 Wochen durchhalten würde, dafür lege ich meine Hand nicht ins Feuer.
Erntehelfer ist bestimmt auch ein Job, den nicht jeder einfach so ausführen kann. Selbst demjenigen, der gesund und kräftig ist, wird nach Ablauf von ein paar Stunden der Rücken ordentlich wehtun. Das geht eben darum, das kaum einer diese Arbeit in gebückter Stellung gewöhnt ist. An diese Arbeit kann man sich nur langsam mit täglich drei bis vier Stunden gewöhnen, bis auch die Rückenmuskel darauf eingestellt sind. Dann wird es sicherlich besser gehen. Aber ob die Ernte so lange wartet, da zweifle ich dran. Ich könnte diese Arbeit auch nicht verrichten. Als Knochenarbeit würde ich das nicht bezeichnen, das ist für mich eine Arbeit, wo man sehr schwer tragen muss. Hier geht es um eine Arbeit in ungewohnter Körperstellung bzw. Haltung, die anfangs eben schmerzt, und man sich hinterher kaum noch bewegen kann.
Ich habe so einen Job noch nie gemacht und könnte ihn auch nicht machen. Er geht ganz schön ins Kreuz und da ich einen krummen Rücken habe, ist das bei mir einfach nicht möglich. Ich hatte allerdings Bekannte, die ein großes Stück Land haben und sich immer Polen zum arbeiten holen. Das liegt aber daran, dass man diese Leute geringer bezahlen muss als die eigenen Leute. Auch sind die Leute robuster und machen nicht so schnell krank. Sie brauchen das Geld und machen auch dementsprechend viel dafür. Uns Deutschen ist so etwas einfach zu hart und die meisten würden einfach arbeitslos bleiben als das zu machen.
Ich habe das auch mal in den Ferien gemacht, kann nur bestätigen, dass es sich dabei um ein Knochenjob handelt. Es ist pervers, dass einige Börsenspekulanten das 100000 fache fürs nichts tun verdienen, wobei andere viele Stunden am Tag für einen Hungerlohn arbeiten .
Auf jeden Fall ist die Arbeit selbst für den gesunden Helfer relativ schwer und es geht wirklich auf die Knochen keine Frage. Das Arbeitsamt schickt Leute als Erntehelfer auf die Felder und das ist eigentlich in Ordnung. Allerdings sollten die geschickten Leute dazu auch psychisch und physisch dazu in der Lage sein.
Nicht jeder kann diese schwere Arbeit auch ausführen, denn diese Arbeit erstreckt sich über einen gewissen Zeitraum. Viele lassen sich auch sofort krank schreiben, aber das kann doch nicht die Lösung sein. Das Arbeitsamt sollte weniger Druck ausüben und auch einmal gewisse Fragen zwecks der Gesundheit stellen. Nur wer arbeitet bringt auch wirklich einen Nutzen.
Ich kenne 2 Männer, die vom Arbeitsamt dort hin geschickt wurden. Beide noch jung und auch gesund. Der eine hat auf dem Bau gearbeitet und ist arbeitslos geworden, weil die Firma pleite gegangen ist. Er ist fit und gesund gewesen. Der andere lebt von Hartz 4 und geht regelmäßig in Fitnessstudios. Beide haben nach nicht mal einen Tag den gelben Schein zum Arbeitsamt gegeben. Beide jung und gesund.
Als ich das damals gemacht habe, hat kaum einer das Handtuch geschmissen. Es ist allerdings auch schon fast 30 Jahre her als ich das gemacht habe. Damals fand ich, dass die Arbeitsmoral noch anders war. Man war froh, wenn man Arbeit hatte und ich habe es in den Ferien gemacht um mir Geld nebenbei zu verdienen. Damals wurde auch nicht besser bezahlt und damals war es nicht leichter als heute. Warum aber wollen die Deutschen einfach so eine Arbeit heutzutage nicht? Es kann doch wohl nicht jeder "Rücken haben".
@Diamante
Du kannst natürlich nicht etwas in Vergleich ziehen was vor 30 Jahren war, denn ein solcher Vergleich kann auch mächtig hinken. Auch wenn man Sport macht muss man nicht total gesund sein, denn Fitness bedeutet nun nicht völlig gesund. Ich wäre immer sehr vorsichtig, wenn ich nicht die genauen Tatsachen kennen würde. Wenn das Arbeitsamt den Schein akzeptiert ist da so, denn ein kassenärztlich anerkannter Mediziner muss den ja ausgeschrieben haben.
Nein, ich habe noch nicht als Erntehelferin gearbeitet und ich weiß definitiv, dass es auch nichts für mich ist. Dafür habe ich eben doch einige körperliche Handicaps, die mir selbst im Wege stehen. Ich hatte schon überlegt, durchaus Erdbeeren zu pflücken, aber letztendlich habe ich es sein gelassen, mich diesbezüglich zu bewerben.
Was vor dreißig Jahren noch ganz gut war, ist heute weniger gut. Es wird mehr produziert und entsprechend größer liegt doch der Druck auf den Erntehelfern. Auch ist die Bezahlung eher mies, der Arbeitsaufwand doch recht hoch. Ich denke, es rentiert sich auch nicht wirklich. Zumal es eben ein Knochenjob ist, der sehr anstrengend ist.
Wir haben früher gern mal Erdbeeren für den Privatgebrauch gepflückt. Es gibt ja unzählige Felder zum Selbstpflücken und da kommt man dann auch schon in Berührung damit. Nun ist es ja absolut ein Unterschied, ob man für sich als Privatmensch etwas erntet oder ob man es beruflich macht und man da auch wirklich seine zehn Stunden auf dem Feld steht. Die Pausen zwischendurch machen es nicht wett und wie gesagt, die Bezahlung ist auch eher schlecht als recht.
Diese Stammtischparole, früher war man froh, Arbeit zu haben, kannst Du heute nicht so anbringen. Die meisten Menschen sind auch heute froh, Arbeit zu haben. Aber der Druck ist eben an vielerorts einfach so hoch, dass man eher geneigt ist, solch eine Arbeit sein zu lassen und sich etwas anderes zu suchen. Du schreibst ja selbst auch davon, dass Du diese Arbeit heute nicht mehr machen könntest und es spricht immerhin für Deine beiden Bekannten, dass sie es zumindest versucht haben.
Und heute ist Rückenleiden einfach eine Volkskrankheit. Nahezu jeder dritte Mensch hat ein chronisches Rückenleiden und ich gehe mal davon aus, dass fast alle Bürger damit schon in Berührung gekommen sind. Auch, wenn es eben mal kurzfristig ist, aber damit ist nach wie vor nicht mit zu spaßen. Sicherlich kann man es auch als Ausrede nutzen, aber ich gehe nicht immer gleich vom Schlechten bei einem Menschen aus.
Diamante hat geschrieben:[...] Den deutschen Bauern bleibt nichts anderes übrig als Polen zu holen, die auch gewillt sind diese harte Arbeit zu machen. Aber warum will ein deutscher Arbeiter diese Arbeit nicht machen? [...]
Das ist ein vollkommen falsches Bild, dass du da entwirfst. Wie sah es denn vor der Freizügigkeit in Deutschland aus? Die Bauern hatten größte Probleme, überhaupt Erntehelfer zu bekommen und zwar auch Schwierigkeiten, solche aus Polen zu bekommen. Die Wahrheit ist, Deutschland ist sogar für ausländische Arbeitskräfte jahrelang Billiglohnland gewesen. Hier sind Löhne von Brutto 4-7 € üblich und die Erntehelfer müssen dann noch für Essen und Unterkunft viel Geld zahlen. Die schlichte Wahrheit ist, selbst die Polen, ja sogar die Rumänen hatten keinen Bock mehr, hatten entweder in der Heimat besser bezahlte Jobs oder zogen lieber nach Irland, Holland, Belgien oder England. Weil man in Deutschland keine wettbewerbsgerechten Löhne zahlen wollte, versuchte man die Leute zur Arbeit zu zwingen. Jetzt haben wir Freizügigkeit und dazu stecken wir in einer tiefen Krise und so finden sich irgendwo immer noch ein paar Verzweifelte, die für ein paar Monate die Mühsal auf sich nehmen, weil die Euros in ihrem Heimatland mehr wert sind. Das ist ja wohl der tiefere Sinn der Öffnung der Arbeitsmärkte: Finde noch einen billigeren Sklaven! Nebenbei: Die Agrarmärkte öffnet man natürlich nicht für billigere ausländische Produkte, die werden fett subventioniert.
Aber diese Löhne reichen eben nicht für die hiesigen Arbeitslosen. Die sollen sich zu Löhnen, die selbst von osteuropäischen Ausländern für Billiglöhne gehalten werden und zu denen selbst die Osteuropäer nicht zwingend Lust haben zu arbeiten, mit Lust, Laune und Dankbarkeit verdingen. Es gab Argen, die haben knapp über 3 € die Stunde bezahlt. Man wirft hier also Arbeitnehmer aus Billigländern mit Arbeitnehmern aus einem teuren Land in einen Topf und erzählt dem Arbeitnehmer aus Deutschland, was er doch für ein fauler Sack sei. Dabei ist die Wahrheit, dass der Rumäne ja gar nicht, wie der Deutsche für 5 € arbeitet, sondern dass für den Rumänen diese 5 € sicherlich 10 € und mehr wert sind. Vorausgesetzt, er bekommt seinen Lohn auch, denn auch da passieren die größten Schweinereien.
Es wird noch so weit kommen, dass sich die Chinesen bei uns über die Billiglöhne beschweren.
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