Konsequente Erziehung
Ich habe kürzlich das Buch "Halt den Mund, hör auf zu heulen und lebe endlich!" gelesen. Ein Buch das ich sehr empfehlen kann, aber darum geht es in diesem Thread nicht. Aufgefallen ist mir dabei eine Schilderung im Kapitel über Kinder(Erziehung), wo es im Unterkapitel "Stehen Sie zu Ihrem Wort", um Versprechen geht, die man einhalten muss, bzw. wie der Autor Larry Winget seinem Sohn diesbezüglich eine Lektion erteilte. Eine Lektion, die dieser auch im Nachhinein als Erwachsener sehr wichtig empfand.
Mit seinen Söhnen spielte er öfter "Was würdest du für wie viel Geld tun?". Als sein Sohn etwa neun Jahre alt war, kam beim Gassigehen die Frage auf, was es bräuchte, damit dieser einen Hundekuchen essen würde. Der Sohn sagte, er würde einen essen, wenn sein Vater auch einen essen würde. An dieser Stelle wäre für viele das Spielchen wahrscheinlich vorbei gewesen. Larry aß jedoch sofort einen Hundekuchen und gab seinem Sohn danach einen. Dieser wollte davon dann aber nichts mehr wissen und versuchte sich raus zureden. Er habe das doch gar nicht ernst gemeint und überhaupt. Larry war jedoch der Meinung, dass sein Sohn lernen muss, dass ein Versprechen ein Versprechen ist, außerdem kam diese Idee sogar von ihm selbst. Und sein Sohn sollte lernen, dass man Abmachungen einhalten muss. So machte er ihm nicht nur klar, dass er wirklich so lange warten würde, bis dieser den Hundekuchen gegessen hat, sondern zog es auch wirklich durch.
Ich finde diese Lektion sehr interessant! Was auf den ersten Blick vielleicht sehr streng klingen mag, sehe ich als sehr konsequent an. Und es macht auch deutlich, dass sich das Kind auf die Eltern verlassen kann. Dafür braucht es dann natürlich mehr als diese eine Situation. Wer sein Kind regelmäßig enttäuscht, braucht sich nicht wundern, wenn man irgendwann nicht mehr ernst genommen wird. Und ich habe oft das Gefühl, dass jene die Verbote konsequent beachten, in anderen Dingen weniger konsequent sind. So werden Dinge versprochen, die dann doch nicht eingehalten werden können und die Wichtigkeit dieser Dinge für die Kinder wird oftmals dann noch heruntergespielt. "Ist doch nur ein Ausflug, wir fahren andermal weg, heute geht es wirklich nicht" oder ähnliche Aussagen fallen dann.
Ich wusste als kleines Kind schon sehr genau, dass meine Mutter konsequenter war. Bei meinem Vater half es zu bitten und zu betteln und auch ein Nein konnte durch Nervereien, Heulen, Herumschreien oder ähnliches geändert werden. Bei meiner Mutter funktionierte dies nicht. Ich glaube das war mir schon mit etwa drei Jahren bewusst, als ich im Supermarkt unbedingt etwas haben musste. Natürlich versuchte ich es auch bei ihr mit Gekreische, Gejaule und Gequieke, aber sie sagte Nein und das sie nun gehen wird und bewegte sich dann auch wirklich weg. So habe ich schnell gelernt, dass sie es wirklich ernst meint und auch nicht davor zurückschreckt mich alleine im Kaufhaus zu lassen. Natürlich hätte sie dies nie wirklich getan, aber als Dreijährige fühlte es sich für mich natürlich so an.
Wie denkt ihr über Konsequenz? Wie konsequent seid ihr in eurer Erziehung? Gab es euch bei euch bewusst konsequente Lektionen?
Persönlich finde ich diese Idee der unbedingten Erfüllung von Verspechen reinen Quatsch und damit lehrt mein sein Kind, dass es gerne auch mit dem Kopf durch die Wand rennen soll - auch wenn das sehr schmerzhaft sein kann. Es wird die Vernunft abtrainiert! Wieso sollte man seine Pläne (was ja Versprechen in letzter Konsequenz sind) nicht den Gegebenheiten anpassen? Natürlich kann man versprechen, am Wochenende einen Ausflug in die Berge zu machen oder einen Freizeitpark zu besuchen. Welchen Sinn aber macht es, dies umzusetzen, wenn Unwetter aufziehen und es aller Wahrscheinlichkeit den ganzen Tag durchregnen würde. Oder sollte man auch dann das Versprechen einhalten, wenn just an dem Tag z.B. in der Verwandtschaft ein Familienmitglied stirbt?
Versprechen zu machen und diese auch einzuhalten ist natürlich wichtig und das dann aber nicht nur den eigenen Kindern gegenüber. Aber sich dann dogmatisch, unabhängig von neuen und unvorhergesehenen Umständen, die schlicht gegen die Umsetzung sprechen, auf die Umsetzung zu bestehen, ist sicher nichts, was lobenswert wirken kann. Eigentlich ist diese fehlende Flexibilität ein massives Manko.
Auch in dem beschriebenen Fall mit dem Hundekuchen. Es stellt sich die Frage, wie klug ein Erwachsener sein muss, auf den Gedanken von so kindischen Mutproben zu kommen, und Hundekuchen zum Verzehr zu nehmen. Wieso nimmt er im nächsten Fall nicht einfach lebende Regenwürmer? Wenn das sein bestes Beispiel in Sachen konsequenter Erziehung war, dann tun mir seine Kinder (bzw. sein Kind) aufrichtig leid. Und ich erkenne in seiner - nennen wir es so - Methode nichts, was dem Sohn später einen Mehrwert bringen könnte. Besser, er verzichtet dann auch die Konsequenz.
Im Bereich Erziehung auf Dogmen zu bestehen, bedeutet dann letztlich auch das Wesen der Kinder zu Ignorieren und die Annahme zu machen, dass alle Kinder (und damit wohl auch alle Menschen) gleich wären. Dieser Unfug ist ja schon spätestens seit Marx entlarvt. Schließlich hat auch er schon erkannt, dass die Menschen eben genau nicht gleich sind und sich in ihren Bedürfnissen nicht gleichen! Das dieses Setzen auf Dogmen nun eine Renaissance erlebt, ist übrigens tatsächlich richtig. Ich denke aber, dass diese Drill-Methoden nur deshalb wieder populär werden, weil man hofft, durch diese (mutmaßlich) anerzogene Härte und Disziplin die Kinder am Besten für den Wettbewerb (gegen die anderen) zu rüsten. Leider funktioniert das nur bedingt (Programmieren von Menschen). Aber auch das wird sicher mal wieder erkannt.
Ich finde das von Dir genannte Beispiel furchtbar. Hier ging es nicht um Konsequenz, sondern eher um das Austesten der eigene Dominanz und der Einschüchterung des armen Kindes. Fragt Euch mal, ob Ihr so behandelt werden wollt und dann wird Euch klar werden, dass man so nicht mit Kindern umgehen kann.
Zudem handelte es sich in dem Beispiel ja nicht um ein Versprechen oder eine wichtige Absichtserklärung, sondern um eine lapidar nebenbei und eher scherzhaft gemeinte Äußerung. Es wäre etwas anderes, wenn das Kind fest versprochen hätte (und dazu gehört auch der Wortlaut „ich verspreche“) etwas sehr Relevantes und Bedeutsames zu tun und dem nicht nachgekommen wäre.
Normalerweise sagt doch aber jeder ab und an etwas nicht ernst gemeintes, Äußerungen, die man aus Spaß macht oder aus dem Moment heraus, Redewendungen usw., wo jedem klar ist, dass dies kein Versprechen war. Und es gehört zur adäquaten Sozialisation, dass man lernt, solche lapidaren Äußerungen eben nicht ernst zu nehmen, weil derartige Redewendungen zum Alltag gehören, zum alltäglichen Sprachgebrauch und ein Kind, was gelernt hätte, das wortwörtlich zu nehmen, würde in späteren Situationen schnell scheitern und vieles falsch verstehen.
Es gibt ja gute Gründe, warum auch feste Zusagen manchmal nicht eingehalten werden können, manchmal kommt eben etwas dazwischen oder man hat etwas wirklich nicht ernst gemeint. Lieber sollte ein Kind so gut auf das Leben vorbereitet werden, dass es heraushören kann, wann eine Äußerung ernst zu nehmen ist und wann jemand nur widerwillig etwas zusagt und davon ausgegangen werden muss, dass er es nicht einhält. Lieber sollte ein Kind lernen, dass Menschen, wenn man sie mit etwas nervt oder ewig bettelt, eben manchmal Dinge sagen, die sie nur äußern, um ihre Ruhe zu haben. Denn so handeln viele und man sollte daraus lieber erkennen, dass man bei manchen Menschen mit Nerverei eben keine festen Zusagen erzwingen kann.
Zudem kann es ja auch im späteren Leben eine nützliche Fähigkeit sein, zu erkennen, bei wem Betteln und mehrfach Nachfragen Sinn und Aussicht auf Erfolg hat und bei wem nicht. Auch als Erwachsene haben wir doch manchmal das Problem, dass wir jemanden um etwas bitten müssen, der vielleicht nicht sofort zusage. Und wenn ich dann schon früh gelernt habe, zu erkennen, bei welchem „Typ“ es erfolgreich sein kann, weiter zu bohren und bei welchen Charakteren ich lieber aufgeben und jemanden anders fragen sollte, dann finde ich mich im sozialen Alltag doch viel besser zurecht.
Außerdem ist es menschlich, nicht immer alles zu erfüllen, was man sich vornimmt und wir wollen doch aus unseren Kindern keine kleinen Roboter machen oder?
Zitronengras hat geschrieben:Hier ging es nicht um Konsequenz, sondern eher um das Austesten der eigene Dominanz und der Einschüchterung des armen Kindes.
Ja, das hat mir auch noch gefehlt! Hier nutzt doch der Erwachsene seine Überlegenheit (mindestens mal die körperliche Überlegenheit - die Geistige ist letztlich nicht nachgewiesen) um die Konsequenz, welche er fordert, auch durchzusetzen. Ich wüsste gerne, wie er konkret sein "Spiel" durchgezogen hat und das Kind zwingen konnte, den Hundekuchen zu essen. Mir kommen da z.B. die Bilder von Zwangsernährungen in den Kopf, die alles andere sind, als humane Erziehungsmethoden.
Wie von Zitronengras geschrieben denke ich auch, dass das nicht dem diente, die "Konsequenz" in den Vordergrund zu rücken und dem Kind die Wichtigkeit zu vermitteln, dass man Aussagen einhalten muss.
In dem vom Autor genannten Beispiel ging es um ein Spiel, was regelmäßig stattfand. Wo man sich so Dinge fragte, wie für wie viel Geld man einen Regenwurm essen würde. Dabei merkte der Autor oft an, dass die Beträge seiner Kinder oft viel höher waren, als seine. Weil er wusste, wie schwer Geld manchmal zu verdienen ist. Bei dem Hundekuchen entschied der Junge, dass er einen essen würde, wenn sein Vater einen isst. Wäre es umgekehrt gewesen und der Vater hätte quasi verlangt, dass sein Kind automatisch das macht, was er selbst macht, dann sähe ich dies auch anders! Auch waren scheinbar beide Söhne dabei und nur der Ältere hatten diesen Deal vorgeschlagen. Und das Kind wurde nicht zwangsernährt, sondern aß den Hundekuchen selbst- was sein Vater vorher auch tat.
Und wie gesagt es ging quasi um die Lektion "ein Versprechen ist ein Versprechen", etwas was der Vater seinen Kindern auch selbst entgegen bringt. Der Junge hätte auch sagen können "Für kein Geld der Welt" würde ich einen Hundekuchen essen und es wäre niemals zu dieser Situation gekommen.
Ich bin aber auch der Meinung, dass man Versprechen immer einhalten sollte. Natürlich kann ich vorher überfahren werden und deshalb ein Versprechen nicht einlösen. Aber die meisten Entschuldigungen sind meiner Meinung nach eher lächerlich. Und mir geht es manchmal auch gehörig auf die Nerven, wenn Menschen etwas fest zusagen und ihnen dann ständig etwas dazwischen kommt. Ich kenne Menschen, bei denen kann man darauf wetten, dass mindestens jede zweite Verabredung, jeder zweite Termin abgesagt wird. So habe ich mich sogar schon durch Freunde in Situationen gebracht, wo ich mich dann für ihre Unzuverlässigkeit noch entschuldigen konnte. Sie interessierten sich für einen Job, mein Chef vereinbarte quasi über mich ein Treffen, was auch zugesagt wurde. Und an dem Tag fiel einem dann plötzlich ein, dass man am Abend davor zu lange unterwegs war. So etwas geht nicht, nervt mich tierisch und ich macht mich wütend.
Wenn ich als Elternteil mit meinem Kind am Wochenende nur etwas unternehmen möchte, wenn das Wetter schön ist, dann vereinbare ich dies so mit dem Kind! Dann muss man eben sagen, man geht nur in den Freizeitpark, wenn keine Wolken am Himmel sind und das Thermometer mindestens 20°C zeigt am Morgen. So lernen Kinder dann auch gleich Temperaturen und die Möglichkeit diese zu messen kennen. Und ab einem gewissen Alter verstehen Kinder sehr wohl, dass man nicht in den Freizeitpark geht, wenn die Oma am Tag zuvor gestorben ist. Aber mal ehrlich, wie oft passiert so etwas?
Da erinnere ich mich gerade an ein Kind, dass ich im Urlaub mal kennenlernte. Er war mit seinem Vater alleine im Urlaub und nachdem wir uns ein paar Tage kannten, erwähnte der Junge (zwischen 12 und 14 etwa), dass seine Mutter mitkommen wollte, aber nicht konnte, weil sie jetzt im Himmel lebt. Im Gespräch mit dem Vater erfuhr ich dann die Hintergründe. Der Urlaub war zu dritt geplant worden und die Mutter dann tödlich verunglückt. Der Vater wollte seinem Kind nicht auch noch den Urlaub wegnehmen und entschied sich dennoch zu fahren. Zu dem Zeitpunkt war die Beerdigung schon ein paar Wochen her und es erschien ihm auch nicht verkehrt für beide etwas Ablenkung zu finden. Auch auf mich als Außenstehende wirkte es so, als wenn dies beiden gut tat. Anders wäre es natürlich gewesen, wenn das Unglück unmittelbar vor dem Urlaub passiert wäre und dann hätte wohl keiner von beiden diese Reise antreten wollen. So waren sich beide einig, dass Mama dies auch so gewollt hätte und aus dem Himmel zuschaut.
Zitronengras, natürlich sollten Kinder auch lernen keine Zusagen erzwingen zu können. Deshalb brachte ich ja auch das Beispiel aus meiner Kindheit. Dabei zog es sich durch meine ganze Kindheit und es ist bis heute noch so, dass man meinen Vater eher umstimmen kann, während meine Mutter zu ihren Entscheidungen steht. So würde sich mein Vater wohl auch heute noch von Vertretern sogar Abos für Frauenzeitschriften aufquatschen lassen. Denn das sind oftmals Menschen, die einschätzen können, bei wem sie Erfolg haben und wer wirklich zu seinem Nein steht.
Ich bevorzuge Menschen, auf deren Wort ich mich verlassen kann, im positiven, wie im negativen. Das bedeutet nicht, dass ich kein Verständnis dafür habe, wenn wirklich etwas passiert ist, was einen eine Zusage widerrufen lässt! Dies ist aber nur äußerst selten der Fall, wenn aufgrund von Naturkatastrophen, Todesfällen, Unfällen oder Krankheiten etwas passiert. Bei den meisten heißt die jeweilige Krankheit eher "innerer Schweinehund".
Es geht doch gar nicht darum, dass ein Versprechen unbedingt eingehalten werden muss (ntaürlich sollte man das), sondern es geht (meiner Meinung nach) viel mehr darum, sich gut zu überlegen, was man verspricht oder sagt. Es ist eben einfach zu behaupten "Wenn du einen Hundekeks isst, mache ich das auch." Aber bevor man so etwas sagt, sollte man sich im Klaren sein, dass man zu seinem Wort stehen sollte und dann nur Dinge sagen, die man auch wirklich meint.
Versprechen sind natürlich da um gehalten zu werden und wenn Eltern das anders vorleben, wird es für das Kind schwer sein, es irgendwann einmal anders zu machen. Aber natürlich gibt es auch Situationen, in denen man ein Versprechen nicht halten kann. Meist ist man daran selber gar nicht Schuld, es sind äußere Einflussfaktoren, die man nun mal hinnehmen muss. Aber man sollte eben doch bei einem Versprechen oder einer Abmachung alles Mögliche dran setzen es einhalten zu können.
Wer einen Zoobesuch verspricht und dann wegen Nieselregen absagt, war sowieso nicht mit dem ganzen Herz bei der Sache. Wer aber trotz Regen das Kind schnappt und eben mit einem großen Schirm in den Zoo fährt, der hat das Prinzip verstanden.
Dass es hier um Austesten von Dominanz und Einschüchterung des Kindes gehen soll, finde ich eher Blödsinn. Wenn Eltern ihre "Macht" über das Kind nutzen um diesen etwas lebenswichtiges beizubringen, dann ist das doch in Ordnung solange sie dem Kind nicht schaden. Man muss Kindern eben Grenzen setzen und ihnen zeigen, wie das Leben funktioniert und wie man sich richtig verhält. Da sehe ich nichts von Dominanz oder Einschüchterung. Im besten Fall gewinnt das Kind Respekt vor den Eltern, ich denke das ist hier der richtige Begriff.
@türkis87 Danke für deine Einschätzung, ich glaubte schon, damit komplett alleine dazustehen. Ich sehe es auch eher als Dominanz, wenn man selbst Versprechen nicht einhält, dieses aber von seinem Kind fordert. So gibt es durchaus Eltern, die es sogar regelmäßig fertig bringen, ihr Kind irgendwo zu spät abzuholen oder abends weggehen, versprechen um 22.00 Uhr wieder zurück zu sein und dann doch erst nach Mitternacht zurückkommen. Wenn man sich dann noch wundert, wenn der Sprößling selbst immer spät heim kommt, als vereinbart, dann wundere ich mich vielmehr über die Eltern.
Dass es sich hier um ein Spiel gehandelt hat, das häufiger in dieser Familie des Autors gespielt wird, bedeutet nicht zwangsläufig auch, dass das Kind es nicht mit Ernst verfolgt. Und ich kann für mich behaupten, dass ich in meinem Vater den Teufel in Leibhaftigkeit gesehen habe, wenn wir Buhmann gespielt haben, in der Tat. Insofern denke ich, dass gewisse Dinge zwar spielerisch vermittelt werden können, aber das genannte Beispiel doch deutlich übers Ziel hinausschießt.
Es handelt sich bei der Aussage des Jungen – wie alt war er eigentlich? - um eine, in der er das denkbar Unvorstellbarste herausgesucht hat, um dem Essen eines Hundekuchens zu entkommen. Er würde dies nicht für Geld tun, sondern nur dann, wenn sein Vater einen äße, was der Junge für sich wohl niemals in Betracht gezogen hätte. Richtig wäre gewesen, dem Jungen zu zeigen, dass er die Bereitschaft seines Vaters falsch einschätzt, indem dieser den Hundekuchen vor den Augen des Jungen isst, bis dahin bin ich noch einverstanden. Den Jungen dann, wenn dieser merkt, dass er sich in seiner Einschätzung der Grenzen des Vaters geirrt hat, aber zu zwingen, nun auch seinen Teil der „Abmachung“ (war es nicht ein Spiel?) einzuhalten, ist aus verschiedenen Perspektiven betrachtet falsch, wie ich finde.
Die Konsequenz, also die Folge, einzufordern, dass der Junge nun, wo der Vater das „bezahlt“ hat, was „gefordert“ war, auch seinen Teil der Vereinbarung, die ja keine war, einhält, ist schon deshalb falsch, weil es in den vorherigen Spielrunden, in denen es um Geldsummen ging, sicherlich auch keine Zahlungen gab, richtig? Wieso sollte das Kind also hier nun davon ausgehen können, dass das Spiel plötzlich in Sachen Einlösung von Ankündigungen, Versprechungen oder wie auch immer man das, was hier vorliegt, nennen mag, einen derartigen Ernst annimmt? Wäre es tatsächlich so gewesen, dass auch in den Spielrunden zuvor wirklich immer eine Einlösung stattgefunden hatte, so wäre die Aussage des Kindes tatsächlich eine ausgesprochene Herausforderung an den Vater gewesen – so aber definitiv nicht.
Mit konsequenter Erziehung hat das alles für mich übrigens nichts zu tun, eher mit Inkonsequenz. Konsequent wäre in meinen Augen gewesen, was ich oben beschrieben habe: immer dieselben Spielregeln.
Wenn in der Spielrunde zuvor genannt worden wäre, dass der Sohn für 100 Euro nackt durch die Straßen laufen würde, der Vater bezahlt hätte und der Sohn seine Vorgabe eingelöst hätte, so wäre doch durchaus konsequent gewesen, dass der Vater auch in dieser hier diskutierten Spielrunde den Hundekuchen isst, quasi anstelle der Zahlung einer Geldsumme, die dem Jungen nicht ausgereicht hat, um den Hundekuchen zu essen, womit dieser doch wirklich deutlich seine Grenzen aufgezeigt hat, so wäre es konsequent gewesen, von dem Jungen nun auch eine Einlösung seiner Bedingungen einzufordern, keine Frage.
Man könnte nun auch soweit gehen und fragen, was passieren würde, wenn das Spiel irgendwann so weitergeht, dass der Sohn den Vater fragt, für welchen Preis der Vater vom nächsten Hochhaus springt, dieser eine Summe nennt, die der Sohn ihm vorliegt und der Vater sich damit mit aller Konsequenz von seiner inkonsequenten Erziehung und aus dieser Welt verabschiedet. Entschuldige diese bissige Bemerkung, aber ich denke, sie macht ganz gut deutlich, wie unsinnig es ist, diesem „Spiel“ einen solchen Ernst zu verleihen, nur, um dem Sohn in dieser Geschichte etwas mit aller Vehemenz und Gnadenlosigkeit einzutrichtern, das er nicht so schnell begreifen können wird.
Konsequenz gehört definitiv in eine Erziehung dazu und ohne Konsequenz geht es meiner Meinung nach eher schief, ein Kind zu erziehen. Natürlich muss ein Kind lernen, dass es nicht mit dem Kopf durch die Wand kann und so auch nicht alles machen kann und darf, was es gern möchte. Das ist anstrengend, kann an die Substanz gehen, aber wenn man sagt und auch meint, man möchte nur das Beste für das Kind, sollte man eben auch den Mumm haben und konsequent handeln und nicht irgendwann einmal einknicken.
Ich finde aber durchaus auch, dass man das, was man von den Kindern erwartet und möchte, selbst ebenfalls durchführt. Nun würde ich nun auf die Idee kommen, jemanden einen Hundekuchen essen zu lassen oder dergleichen, aber im Alltag sollte ich auch konsequent mir gegenüber sein. Ja, das beinhaltet Versprechungen, die gemacht werden sollen, wenn sie eingehalten werden können und nicht, wenn man das Kind ständig vertröstet und auch vom Kind ein gewisses Verständnis erwartet, wenn etwas nicht wie geplant läuft. Das kann eine Abmachung beinhalten, dass man als selbstständiges Elternteil sich auch an die Rückkehr zu Hause sich hält und nicht noch Kunden dazwischen schiebt, sich aber dann auch nicht meldet, wenn es länger dauert.
Doch nicht nur bei irgendwelchen Versprechungen sollte man konsequent sein, auch beim Vorleben und an Bedingungen stellen. So meinten meine Eltern ja meine Brüder und mich davon überzeugen, regelmäßig in die Kirche zu gehen. Man hat natürlich auch nachgefragt, weil die Eltern selbst nicht in die Kirche gegangen sind. Das ist so ein Beispiel, über welches ich mich noch heute aufregen kann. Ich habe es nicht verstanden, wieso wir oder ich in die Kirche gehen sollten, während man als Eltern zu Hause geblieben ist. Logisch, dass ich mir das nicht habe gefallen lassen und diese Kirchengänge nicht mehr vorgenommen habe.
Solche Beispiele könnte ich nun noch zu Hauf benennen und zeigt eigentlich auf, wie ich eine Erziehung von Kindern, ob nun eigene oder fremde Kinder, angehen würde. Dass so etwas schief geht, sehe ich ja an mir. Und das möchte ich schon ganz gern anderen Kindern ersparen, wobei es natürlich bei fremden Kindern nicht nur von mir allein abhängig ist, sondern da es eben eher nach den Eltern geht. Dadurch bin ich auch durchaus mit Eltern zusammen gerasselt, die aber wussten, dass ich nicht alles durchgehen lassen kann. Nur war es dann doch wieder falsch gewesen. Entsprechend wird sich dann gewundert, dass die Kinder dann herumspinnen und ganz genau wissen, welches Knöpfchen bei den Eltern gedreht werden musste. Wenn sich die Eltern so etwas von ihren Kindern gefallen lassen, tragen sie ihre eigene Schuld daran.
Das ist so ein Beispiel, über welches ich mich noch heute aufregen kann. Ich habe es nicht verstanden, wieso wir oder ich in die Kirche gehen sollten, während man als Eltern zu Hause geblieben ist. Logisch, dass ich mir das nicht habe gefallen lassen und diese Kirchengänge nicht mehr vorgenommen habe.
Bei mir war es ganz ähnlich, mein Vater wollte auch, dass ich in die Kirche gehe und die kirchlichen Angebote wahrnehme, obwohl er selbst kaum dort war. Aber im Gegensatz zu Dir habe ich das nicht als schlimm empfunden. Es gelten nun mal nicht die gleichen Regeln für Kinder wie für Erwachsene. Ich sollte in die Kirche gehen, um diese Institution einmal selbst in Ruhe und unbefangen kennen lernen zu können und weil man mit im christlichen Abendunterricht die Glaubensinhalte natürlich besser beigebracht hat, als das mein Vater konnte.
Ich habe als Kind nicht erwartet, dass Erwachsene immer das gleiche Regelwerk einhalten, wie man es mir aufgezeigt hat, weil ich wusste, dass man mich manchmal einfach nur vor etwas schützen will und ich als Kind eben andere Hinweise brauche als ein Erwachsener, der schon vieles kennt.
Dadurch bin ich auch durchaus mit Eltern zusammen gerasselt, die aber wussten, dass ich nicht alles durchgehen lassen kann. Nur war es dann doch wieder falsch gewesen. Entsprechend wird sich dann gewundert, dass die Kinder dann herumspinnen und ganz genau wissen, welches Knöpfchen bei den Eltern gedreht werden musste. Wenn sich die Eltern so etwas von ihren Kindern gefallen lassen, tragen sie ihre eigene Schuld daran.
Arbeitest Du als Lehrer oder Erzieher? Also ich weiß nicht so recht, was ich von Deiner Aussage halten soll. Ich wöllte auch nicht, dass mir jemand Außenstehendes in die Erziehung meiner Kinder hineinquatscht und meinen Kindern Dinge verbietet, die ich explizit erlaubt habe. Außerdem möchte ich keine kleinen Soldaten oder Roboter, die stumpfsinnig auf Wort hören, sondern interessierte und eigenverantwortliche Kinder, die durchaus mal etwas hinterfragen dürfen und das Recht haben, eine einmal gegebene „Vorschrift“ später auch wieder an Neues anzupassen und vielleicht nochmal „auszudiskutieren“.
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