Macht ihr euch im Vorfeld Gedanken über Erziehung?

vom 20.07.2011, 09:12 Uhr

Haben sich diejenigen unter euch, die Kinder haben, bereits im Vorfeld Gedanken darüber gemacht, wie sie diese erziehen möchten, bzw. welche Werte man ihnen vermitteln möchte? Wurde dich darüber auch vor dem Kinderwunsch in der Partnerschaft ausgetauscht? Gäbe es dabei Ausschlusskriterien, die den Kinderwunsch vielleicht sogar verändert haben? Zum Beispiel, weil man feststellte grundsätzliche unterschiedliche Vorstellungen zu haben.

Ich habe oft das Gefühl bei vielem ganz andere Vorstellungen zu haben, als die breite Allgemeinheit. Um nur einige Beispiele zu nennen, um dies zu verdeutlichen, finde ich Kinderläden, alternative Schulformen, wie auch bilinguale Erziehung und entsprechende Schule sehr gut und würde sie auch bei meinem Kind bevorzugen. Aber auch bei vielen anderen Punkten merke ich oft, dass ich anders handeln würde. Was wenn der Partner diesbezüglich nun ganz andere Vorstellungen hat? Selten bespricht man solche Dinge zu der Beginn der Partnerschaft. Wie reagiert man, wenn man schon eine Weile zusammen lebt, sich der gemeinsame Kinderwunsch mehr und mehr verfestigt und man dann merkt, dass viele Meinungen weit auseinander gehen?

Oder werden solche Themen im Vorfeld bewusst vermieden, weil man sich nicht schon vor der Zeugung mit eventuellen Problemen auseinander setzen möchte, die in vielen Jahren vielleicht einmal auftreten könnten und gerade in der heutigen Zeit nicht einmal klar ist, wie lange man überhaupt zusammen bleibt? Wobei ich es auch wichtig finde, darüber zu sprechen und nicht im Fall der Fälle die Kommunikation über Anwälte und Gerichte vorzuziehen.

Auch frage ich, die ihr schon Kinder habt, ob ihr regelmäßig eure eigenen Vorstellungen überprüft und diese kontrolliert? Was hat sich verändert, was wolltet ihr eigentlich anders machen und warum habt ihr euch dann doch dagegen entschieden? Wie viel plant ihr im Voraus und warum oder warum eben nicht? Ergaben sich weit reichende Entscheidung (bestimmte Schulformen, Au-Pair, Schlüsselkind, bestimmte Rituale, usw.) eher zufällig oder habt ihr bewusst darauf hin gearbeitet?

Könnt ihr genau sagen, wie ihr in bestimmten unerwarteten Situationen reagieren würdet oder handelt ihr dann eher intuitiv? Also wenn der Sprößling den Kindergarten mehr als auf den Kopf gestellt hat, erstmals mit der Polizei heimkommt, die Tochter mit 13 verkünden würde, dass sie sich ein Baby wünscht, die Wohnung plötzlich bunt angemalt ist oder andere Dinge, wo man sich grundsätzlich einig ist, dass das nicht geht und unterbunden werden muss. Wie oft reagiertet ihr dann doch ganz anders, als ihr es euch vorher ausgemalt habt?

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» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Eine sehr interessante Frage muss ich sagen. Mein Freund und ich, wir sind jetzt bald 3 Jahre zusammen und planen eigentlich noch keinen Nachwuchs, da haben wir noch ein bisschen Zeit. Trotzdem ist das Thema Erziehung für uns recht wichtig.

Der "Neffe" meines Freundes (sie sind eigentlich nicht verwandt, es ist der Enkel seiner Stiefmutter) ist oft bei den Großeltern. Da wir ja aktuell noch (halb) bei meinem Freund wohnen, sehen wir den Kleinen fast jede Woche. Die Eltern sind scheinbar froh über jeden Tag, an dem sie ihn bei den Großeltern abgeben können. Manchmal ist er auch mehrer Tage dort. Das ist eine Sache, manchmal mag es nicht anders gehen, aber ich finde es schon bedenklich, wenn das Kind ständig so abgeschoben wird.

Außerdem ist der Kleine schon etwas verhaltensauffällig. Er sagt generell immer Nein, will immer das, was er gerade nicht hat. Selbst wenn an einem Geburtstag 4 Kuchen auf dem Tisch stehen, schreit er nach Schokolade oder etwas Anderem. Und oft hat er richtige Wutanfälle, wenn er etwas will. Und natürlich bekommt er das dann auch. Wir bekommen eigentlich jedes Mal wieder eine Situation mit, bei der wir nur noch den Kopf schütteln können.

Durch dieses erschreckende Negativbeispiel kamen wir auf das Thema Erziehung zu sprechen und haben unsere Vorstellungen zur Erziehung besprochen. Wir sind uns da eigentlich recht einig, wobei man natürlich immer abwarten muss, wie es dann aussieht, wenn das Kind da ist (was ja bei uns noch dauern wird).

Ich denke so ein Anstoß von außen ist ein guter Grund über ein solches Thema einfach einmal zu sprechen. Und da ist es auch egal, ob man in den nächsten Monaten oder nie ein gemeinsames Kind plant. Die Meinung zur Erziehung zeigt schon sehr deutlich die Einstellungen einer Person und damit kann so ein Gespräch auch einfach helfen den Partner besser kennen zu lernen.

» türkis87 » Beiträge: 149 » Talkpoints: 0,61 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Trisa hat geschrieben:Haben sich diejenigen unter euch, die Kinder haben, bereits im Vorfeld Gedanken darüber gemacht, wie sie diese erziehen möchten, bzw. welche Werte man ihnen vermitteln möchte?

Wie kann man sich solche Gedankengänge im Vorfeld vorstellen? Hast du selbst eine Liste mit "Werten", welche du vermitteln möchtest? Und wie stellst du dir diese Vermittlung aus pädagogischer Sicht vor? Welche Methoden würdest du planen, noch bevor das Kind überhaupt da ist? Das wäre einfach ein schlechter Ansatz, der eigentlich nur dazu führen kann, zu scheitern bzw. seine Methode dann doch ändern zu müssen. Schließlich erreicht man jedes Kind immer anders. Ein Planen ohne das Kind zu kennen, ist also ein Gedankenspiel, welches hinsichtlich seiner realen Umsetzung sehr fragwürdig wäre.

Dann muss man sich die Frage auch stellen lassen - um noch einmal auf die Werte zurückzukommen - welche dies denn jenseits der allgemeingültigen Werte wären. Was würde dich in deinem Wertesystem von den anderen Menschen um dich herum unterscheiden? Ich bin der Meinung, dass man Werte nicht vermitteln, sondern diese nur durch sein Handeln vorleben kann. Und das wäre dann das Angebot an sein Kind, sich danach zu richten.

Trisa hat geschrieben:Wurde dich darüber auch vor dem Kinderwunsch in der Partnerschaft ausgetauscht? Gäbe es dabei Ausschlusskriterien, die den Kinderwunsch vielleicht sogar verändert haben? Zum Beispiel, weil man feststellte grundsätzliche unterschiedliche Vorstellungen zu haben.

Wenn man vollständig unterschiedlicher Meinung ist, und sich die Positionen auch nach Kompromissen nicht annähern, stellt sich doch die Frage, was denn überhaupt die Basis der Partnerschaft darstellt? Das Bett? Was könnten es denn für wesentliche Punkte sein, die eine Übereinkunft unmöglich machen würden? Ich denke zwar nicht, dass vor der Kinderplanung hier auch nur Ansatzweise alle möglichen Punkte geklärt werden können. Aber es ist kein Fehler, dies dann als fließenden Prozess zu betrachten und eben nicht statisch vorzugehen.

Trisa hat geschrieben:Ich habe oft das Gefühl bei vielem ganz andere Vorstellungen zu haben, als die breite Allgemeinheit.

Das kann sein, aber vermutlich verstehst du die Allgemeinheit nicht. Ich jedenfalls kann mir nicht vorstellen, vom "Mainstream" abzuweichen. Jedenfalls nicht von dem, was in der Theorie auch von allen begrüßt wird. Es ist die schmutzige Praxis, die die Unterschiede herausarbeitet. So kann man zwar wissen, dass es keinen Sinn macht, Kleinkinder vor den Fernseher zu setzten. Aber niemand kann wissen, ob es nicht doch zu einer Lebenssituation kommt, in dem man sich dann doch einredet, dass es auch fördernde Wirkung haben könnte, ein Kleinkind vor/mit dem Fernseher ruhig zu stellen.

Trisa hat geschrieben:Um nur einige Beispiele zu nennen, um dies zu verdeutlichen, finde ich Kinderläden, alternative Schulformen, wie auch bilinguale Erziehung und entsprechende Schule sehr gut und würde sie auch bei meinem Kind bevorzugen.

Diese Vorstellung ist recht lustig, wenn man mal überlegt, welche Eltern kategorisch ausschließen wollen, ihren Kindern z.B. einen bilingualen Kindergarten zuteil werden zu lassen. Das es nur wenige tatsächlich machen (mal von den Paaren unterschiedlicher Herkunft abgesehen) machen, liegt nicht am nicht wollen. Vielmehr fehlt dann entweder der Kindergartenplatz oder aber manche Eltern können dann nicht z.B. 900 Euro im Monat für eben einen solchen Kindergartenplatz bezahlen. Ebenso bzgl. der alternativen Schulformen: gerne ja, aber jeder Schritt jenseits der Staatsschule bedeutet in der Regel Aufwand und Kosten. Und genau das schränkt den freien Willen der Eltern doch ein wenig ein. Jedenfalls weiß ich nicht, wie hoch du im Moment die monatlichen Ausgaben planst, welche für deine Vorstellungen notwendig wären. Gerne aber die Frage: stell dir vor du hättest jetzt ein dreijähriges Kind - wo wäre der nächste bilinguale Kindergarten und könntest du mit der dort angebotenen Sprache was anfangen? Wo wäre bei dir die nächstgelegene alternative Schule und würdest du so einfach Umziehen können (soziales Umfeld, Arbeitgeber, ...) um das Kind dann jeweils zu der Schule gehen lassen zu können?

Trisa hat geschrieben:Aber auch bei vielen anderen Punkten merke ich oft, dass ich anders handeln würde. Was wenn der Partner diesbezüglich nun ganz andere Vorstellungen hat?

Hier kommt es ja auch darauf an, was das für Punkte sind und vor allem auch, wie wichtig diese Punkte dem Partner sind. Aber ich denke wirklich nicht, dass man da so weit auseinander liegen würde, dass es aus dem Grund bis zur Scheidung kommen würde.

Trisa hat geschrieben:Selten bespricht man solche Dinge zu der Beginn der Partnerschaft. Wie reagiert man, wenn man schon eine Weile zusammen lebt, sich der gemeinsame Kinderwunsch mehr und mehr verfestigt und man dann merkt, dass viele Meinungen weit auseinander gehen?

Ich glaube, dass diese Sicht wohl nicht "normal" ist. Wie und woran sollte man merken, dass es hier "unterschiedliche", sich widersprechende Sichtweisen gibt? Das kann eigentlich nur dann passieren, wenn mindestens ein Partner als Fundamentalist in eigener Sache auftritt. Nach der Geburt gibt es jedenfalls kaum echte Themen. Natürlich kann man darüber streiten, ob das Baby nun mit oder ohne Schnuller zu beruhigen wäre. Aber hier hat die Entscheidungsfreiheit die Bezugsperson, welche eben tendenziell öfter alleine mit dem Kind ist. Und ob man sein Kleinkind in eine Krippe gibt oder nicht, hängt ja eher von anderen Gründen ab.

Trisa hat geschrieben:Oder werden solche Themen im Vorfeld bewusst vermieden, weil man sich nicht schon vor der Zeugung mit eventuellen Problemen auseinander setzen möchte, die in vielen Jahren vielleicht einmal auftreten könnten und gerade in der heutigen Zeit nicht einmal klar ist, wie lange man überhaupt zusammen bleibt?

Wie geschrieben: das zu planen ist schlicht unmöglich. Niemand kann alles Situationen im Voraus berechnen und erschwerend kommt ja die eigene Fähigkeit als Faktor hinzu. Denn oftmals ist man dann selbst überfordert, den "besten" Weg zu gehen und muss dann doch vor sich selbst eingestehen, dass man sich überschätzt hat. Jetzt die Partnerschaft dahingehend abzuklopfen, ob man sich in der Frage der Erziehung schon vor der Geburt einig ist, ist jedenfalls übertrieben. Jedenfalls solange kein Dogmatiker dabei ist - wobei auch dann die Differenzen unabhängig vom Kind so groß sein dürften, dass die Trennung nur eine Frage der Zeit wäre.

Trisa hat geschrieben:Wobei ich es auch wichtig finde, darüber zu sprechen und nicht im Fall der Fälle die Kommunikation über Anwälte und Gerichte vorzuziehen.

Was aber könnte man in dem Fall besprechen? Und in Fragen der Erziehung hätten Anwälte und Gerichte nichts zu entscheiden, wenn das Sorgerecht geteilt ist! Also ist es fast besser, man klärt mit dem Partner wie nach einem Seitensprung vorzugehen ist - als sich eben mit der Erziehung der Kinder zu beschäftigen, welche noch nicht da sind.

Man könnte aber anfangen, sich auf Vornamen zu einigen bzw. auch auf den Familiennamen der Kinder. Allein das birgt ja schon genug Sprengstoff. Da muss man dann nicht hergehen, und die mögliche Karriere des Kindes zum Anlass eines Streits nehmen. Wenn da keine Einigung erzielt werden kann, empfiehlt sich wirklich die Trennung.

Trisa hat geschrieben:Auch frage ich, die ihr schon Kinder habt, ob ihr regelmäßig eure eigenen Vorstellungen überprüft und diese kontrolliert? Was hat sich verändert, was wolltet ihr eigentlich anders machen und warum habt ihr euch dann doch dagegen entschieden?

Wann hast du denn das letzte Mal dein Verhalten gegenüber der Wunschnorm abgeklopft und wie muss mal sie diese Form der Selbstreflektion vorstellen? Welche Werte haben sich denn bei dir verändert, die du als Grundlegend ansiehst. Und wann hast du denken und tun, also Handlung und Haltung zuletzt einander gegenüber gehalten? Ich denke, diese Form der Analyse passiert eigentlich nicht bewusst.

Trisa hat geschrieben:Wie viel plant ihr im Voraus und warum oder warum eben nicht?

Planen sollte man die Punkte, welche planbar und überschaubar sind. Es mag in der heutigen Gesellschaft anerkannt werden, dass man für seinen Ruhestand plant, noch bevor man aus der ersten Probezeit heraus kommt. Aber hier geht es um zeitliche Dimensionen, die man konkret gar nicht abschätzen kann. Ebenso macht es ja keinen Sinn seine Hochzeit zu planen, wenn man noch gar keinen Partner hat. Schließlich kann dieser den ganzen Plan durcheinander bringen.

Trisa hat geschrieben:Ergaben sich weit reichende Entscheidung (bestimmte Schulformen, Au-Pair, Schlüsselkind, bestimmte Rituale, usw.) eher zufällig oder habt ihr bewusst darauf hin gearbeitet?

Ergeben sich diese Punkte nicht durch äußere Zwänge? In einer 3 oder 4 Zimmer Wohnung stellt sich die Frage nach einem Au-Pair-Jungen oder Mädchen nicht. Schließlich wird nicht erwartet, dass diese im Ehebett mit schläft. Und selbst der unbedingte Wille, sein Kind auf das Gymnasium zu bringen, kann an Gründen scheitern, die man nicht beeinflussen kann. Aber selbst wenn dann so ein Plan aufgeht, kann es passieren, dass man für das Kind einen eher schlechten Weg gewählt hat. Und ob das Kind ein Schlüsselkind wird oder nicht, hängt doch auch davon ab, ob man der Erwerbstätigkeit nachgeht, weil es einem Spaß macht oder aber ob man auf das Einkommen angewiesen ist! Ob diese Sachzwänge selbst dann dem Zufall geschuldet sind oder nicht, ist ja nicht Gegenstand des Threads.

Trisa hat geschrieben:Könnt ihr genau sagen, wie ihr in bestimmten unerwarteten Situationen reagieren würdet oder handelt ihr dann eher intuitiv?

Unerwartete Situationen zwingen doch immer zu intuitivem Handeln. Nur was vorhersehbar war, kann durch einen Plan abgedeckt werden. Ansonsten wäre die Situation ja nicht unerwartet.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Auch wenn ich es als Kind oftmals nicht verstehen wollte und konnte, aber als Erwachsener war ich über viele Dinge froh, welche meine Eltern mit anerzogen haben. Das für mich Wichtigste ist sicherlich der Punkt, das man über Probleme reden sollte und zwar mit einer Person der man wirklich vertraut. Das dies in der Kindheit fast ausschliesslich die Eltern sind, ist sicherlich normal. Aber genau dieses Gefühl "Du kannst mir vertrauen, egal was passiert ist", habe ich eben meinen Kindern auch von Beginn an vermittelt.

Sicherlich hatte ich während der Schwangerschaft auch mit dem Vater meiner Kinder entsprechende Gespräche zur Kindererziehung. Und heute klingt es fast wie Hohn, wenn ich an seine Worte denke, das man als Eltern immer an einem Strang ziehen sollte. Es hat leider nicht lange gedauert und er hat recht konsequent gegen meine Erziehung gearbeitet. Klar, das ein Wochenendpapa, welcher halt fünf Tage die Woche woanders arbeitet, nicht viel mit erziehen kann. Aber wenn das ständig alles in Frage gestellt wird, was ich sage, dann ist das alles andere als an einem Strang ziehen.

Mittlerweile sind meine Kinder acht Jahre, ich lebe von ihrem Vater getrennt und ich habe mit meinen Töchtern die klare Absprache, das ich mich nicht einmische, was beim Vater erlaubt und verboten ist. Sofern es eben nicht die Kinder gefährdet. Im Gegenzug dazu hat er die Regeln, wie sie bei uns zu Hause gelten auch nicht in Frage zu stellen. Das klappt soweit auch ganz gut.

Aber ich kann nicht sagen, das ich vor der Geburt wirklich sehr nachgedacht hätte, wie ich nun meine Kinder erziehen werde. Denn sowas hängt auch vom Charakter der Kinder ab, wie sich später manches entwickelt und wo man ein Kind mehr fördern oder eben beeinflussen sollte.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



@derpunkt Ich denke mir seit dem Beginn meines Erwachsenenlebens, seit meiner Ausbildung etwa, regelmäßig, wenn ich Eltern im Umgang mit ihren Kindern mitbekomme, meinen Teil dazu. Manchmal stelle ich fest, dass ich die Situation absolut schrecklich finde, andere Kinder möchte ich am liebsten mitnehmen und behalten. Immer wieder stellte ich dabei fest, dass hinter netten, freundlichen, respektvollen Kindern auch dementsprechende Eltern standen, deren Einstellung ich klasse fand.

Eine Liste habe ich dabei natürlich nicht, aber durch genannte Situationen schon öfter über verschiedene Punkte nachgedacht. Wobei ich auch schon immer gerne mit Kindern zu tun hatte und es manchmal bereute nicht doch Erzieherin gelernt zu haben. Aber dennoch hatte ich bereits die Möglichkeit mit Kindern zu arbeiten, in ganz unterschiedlichen Situationen.

Konkret planen würde ich natürlich auch bei einem Kinderwunsch noch nicht allzu viel. Aber du sagst ja selbst, dass allein die Entscheidung eines Namens Sprengstoff-Potential bietet. Ebenso sähe ich ein großes Problem darin, wenn mein Partner irgendwann rumbrüllen würde "Komm sofort her, ich zähle bis drei und wenn du dann nicht hier bist, dann gibt es richtig Ärger". Das ist nur ein Beispiel dessen, was ich absolut inakzeptabel finde. Auch ein Kleinkind vor dem Fernseher wäre für mich indiskutabel. Ganz abgesehen davon, dass ich selbst ohne ein solches Gerät lebe und dieses keinesfalls als Kinderspielzeug für Kleinkinder anschaffen würde! Auch finde ich es schrecklich Kinder im Nikotindunst aufwachsen zu lassen. Mir selbst hat es scheinbar auch nicht geschadet und natürlich gab es Gründe für diese Entscheidung meiner Eltern. Wobei ich eher von Ausreden sprechen würde, weil man zu faul war, das Rauchen auf den Balkon zu verschieben.

Ebenso kenne ich Eltern, die nichts von Billigqualität halten und bin selbst mit solchen Exemplaren aufgewachsen. Sie würden es wahrscheinlich auch nie verstehen, wenn ich ihnen irgendwann einmal eröffnen würde, dass mein Kind mit meinem Partner nur Englisch spricht. Und es gibt ja durchaus immer mehr Menschen, die in der Lage sind sich auf Englisch gut verständigen zu können und nahe ans muttersprachliche Niveau herankommen. Bezüglicher alternativer Kindergärten und Schulen ist mir bekannt, dass es dabei Fördermöglichkeiten für sozial schwächere gibt, die es sich ohne diese Förderung nicht leisten könnten. Da ich mitten im Ruhrgebiet lebe, gibt es hier auch recht viele Angebote, auch wenn der nächste Kindergarten ein regulärer ist und die nächste Schule eine recht gewöhnliche Gesamtschule. Wobei ich meinem Kind diesbezüglich auch nichts aufzwingen würde.

So habe ich selbst schon den Sohn einer Freundin kennengelernt, der eine Waldorfschule besuchte und irgendwann entschied lieber auf ein gewöhnliches Gymnasium wechseln zu wollen. Man ließ ihn- und er erkannte nach einem Jahr, dass er sich in der Waldorfpädagogik doch wohler fühlte und wechselte zurück. Da dies keine reiche Familie war, zeigt mir dies auch wieder, dass es sehr wohl Möglichkeiten gibt. Aber ich kenne nur wenige Eltern, die diese ernsthafter in Betracht zogen, bzw. sich überhaupt informierten.

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» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Definitiv macht man das, und letztendlich ist das auch gut, ein gewisses Grundgerüst zu haben an dem man sich Erziehungsmässig orientiert, denn wenn das Kind erstmal da ist müssen Eltern an einem Strang ziehen und das geht nur wenn man sich vorher da drüber unterhalten hat. Wenn das Kind erstmal da ist, macht man allerdings einiges anders, es kommt letztendlich auch darauf was für ein Kind man bekommt.

Wir haben wie gesagt schon im Vorhinein überlegt wie man Weihnachten feiert und Ostern und das wir Bitte und Danke möchte und unser Kind nicht angeschrien wird, das wir auch erstmal nicht so was nutzen möchten wie die Stille Treppe oder das Zimmer und noch einige anderes.

Um aber mal ein Beispiel zu erzählen warum es manchmal anders kommt als man denkt: Die Tochter meiner Freundin ist ein richtiger Wildfang, und sie wollte auch nie die Stille Treppe, das stille Zimmer nutzen, letztendlich macht sie das nun aber doch, weil es das einzige ist was ihre Tochter wieder ein bisschen runter bringt. Aber so was ergibt sich halt auch erst im Laufe der Zeit.

Wichtig ist, das beide Eltern das gleiche wollen und sich auch darüber austauschen, es darf nicht sein das Mama nein sagt und Papa Ja.

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Wahrscheinlich legt man sich sehr früh, wenn man über Kinder nachdenkt ein Grundgerüst zurecht. Aber das besteht eher aus Werten und Normen und Wünschen als aus festen Regeln. Aber, wie meine Vorposterin schon schrieb, ist das Kind dann da, werden diese auf den Prüfstand gestellt. Und spätestens mit einer zweijährigen in allerfeinster Kindergartenpubertät überdenkt man dieses Grundgerüst nochmal. Wichtig ist sich selbst treu und authentisch zu bleiben, nichts zu tun was einem widerstrebt, nur weil man glaubt "das macht man eben so!"

» Wordoholic » Beiträge: 46 » Talkpoints: 0,16 »



Natürlich macht man sich als Eltern schon vor der Geburt Gedanken darüber, wie man das Kind erziehen möchte. Unser Kind soll jedenfalls eine unbeschwerte Kindheit erleben und die Zeit genießen. Wenn man das erste Lebensjahr so Revue passieren lässt, muss ich schon sagen, dass der Kleine alles rasant gemeistert hat. Manchmal hatte ich sogar den Eindruck, dass es etwas zu schnell ging. Das Krabbeln und das Laufen hat er sehr schnell beherrscht und jetzt fängt er so langsam schon an, Worte nachzuahmen.

Zur Erziehung gehört es natürlich auch, dass man dem Kind schon frühzeitig Grenzen aufzeigt und bestimmt Dinge zeigt, mit denen es einfacher geht. Wenn das Kind aber merkt, dass man sich bei den Eltern einiges erlauben kann, wird es später den Eltern ziemlich auf den Geist gehen. Für mich gehört zum, Kind sein allerdings auch, dass das Kind in der Natur aufwächst und die Natur zu schätzen weiß. Nichts ist schlimmer, als wenn ein Kind später nur vor dem Fernseher, Computer oder der Spielkonsole hockt. Dabei kann man in der Natur doch genug Sachen erleben, die genauso spannend sind.

» kowalski6 » Beiträge: 3399 » Talkpoints: 154,43 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


So etwas wie Bitte und Danke ist ein gutes Stichwort. Ich denke selbst dabei macht es doch schon einen Unterschied, ob das nur die Mutter vom Kind verlangt, oder Eltern (und andere ganz frühe Bezugspersonen) dabei an einem Strang ziehen und das Kind Höflichkeit dadurch als etwas Normales kennenlernt.

Oder auch das Beispiel mit der Natur, was längst nicht jedem wichtig ist. So habe ich mal zur Weihnachtszeit in direkter Nähe einer Spielzeugabteilung gearbeitet. Mit meinem Kollegen war ich mir schon am ersten Tag darüber einig, dass das meiste von dem dort angebotenem Zeugs gar nicht geht. Aber all der krachmachende, blinkende und zweifelhafte Plastikkram wurde in Massen verkauft. Ich frage mich wirklich, wie jemand wirklich glauben kann, dass solche Geräuschkulissen für Kleinkinder gesund sein können und ob vieles davon nicht schon in früher Zeit zu einer Aggressivität beiträgt. Und es gibt doch durchaus Alternativen, wenn auch teilweise nicht in den normalen Kaufhäusern.

Ich bin auch nicht der Meinung, dass man dadurch die Zukunft eines Kindes im Vorfeld bis ins kleinste Detail vorherbestimmt. Natürlich ist vieles dann auch abhängig vom Kind. Aber es macht für mich schon einen Unterschied, ob man seinem Kind allabendlich etwas vorliest oder eine DVD im Fernseher im Kinderzimmer einlegt. Gehe ich mich meinem Kind am Wochenende schwimmen und bringe es ihm bei oder lernt es zuerst eine Playstation zu bedienen?

Für mich sind das auch eher Werte und Normen, als feste Regeln. Aber Regeln kann man doch viel einfacher schaffen, wenn man in den Werten und Normen weitestgehend übereinstimmt oder? Und dafür müssen es gar nicht unbedingt extremere Ansichten sein (z.B. wenn einer das Kind sehr religiös erziehen möchte, oder vegan oder früh auf ein Internet ins Ausland lassen möchte), sondern gerade die Masse an Alltäglichkeiten macht für mich den Unterschied. Schiebe ich meinem Kleinkind ab und zu mal ein Stück Schokolade in den Mund, weil es dann zumindest für einen Moment ruhig ist, dann muss ich mich nicht wundern, wenn dies schnell zur Gewohnheit wird und eingefordert wird.

Wenn mir zum Beispiel jemand sagt, dass man an einem Strang ziehen sollte, als Eltern, dann hinterfrage ich dies. Ebenso bei vielen anderen Dingen. Und meiner Meinung nach, sollte man über manches auch schon vor dem geplanten Kinderwunsch mal gesprochen haben. So bin ich zum Beispiel auch schon erschrocken darüber gewesen, dass Frauen zum Beispiel allein beim Frauenarzt erfahren, dass die Schwangerschaft nicht planmäßig läuft, bzw. das Kind eine Behinderung hat und sie dann Angst haben dies dem Partner mitzuteilen oder gar später ein Part ganz klar für einen Abbruch ist, der dann zur Trennung führt. Und um so etwas vorher mal anzusprechen, muss man doch längst nicht ein Leben vorausplanen und natürlich würden besondere Kinder das Leben mehr als auf den Kopf stellen.

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» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Trisa hat geschrieben:So bin ich zum Beispiel auch schon erschrocken darüber gewesen, dass Frauen zum Beispiel allein beim Frauenarzt erfahren, dass die Schwangerschaft nicht planmäßig läuft, bzw. das Kind eine Behinderung hat und sie dann Angst haben dies dem Partner mitzuteilen oder gar später ein Part ganz klar für einen Abbruch ist, der dann zur Trennung führt. Und um so etwas vorher mal anzusprechen, muss man doch längst nicht ein Leben vorausplanen und natürlich würden besondere Kinder das Leben mehr als auf den Kopf stellen.

Dieses Thema "Was tue ich/wir wenn unser Kind behindert sein sollte" ist unglaublich sensibel. Viele Menschen wollen sich mit diesem Gedanken gar nicht auseinander setzen und das kann ich zum Teil auch verstehen. An dieser Stelle können Meinungen sehr extrem auseinander gehen und sind dann auch nicht mehr vereinbar. Deswegen "drücken" sich viele Menschen vor dieser Diskussion, da sie wirklich beziehungsgefährdent sein kann, auch ohne dass sie akut ist.

» Wordoholic » Beiträge: 46 » Talkpoints: 0,16 »


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