Immer mehr Magen-Darm-Problematiken?
Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich habe doch das Gefühl, dass Magen-Darm-Problematiken in der letzten Zeit deutlich zunehmen und wundere mich mittlerweile schon gar nicht mehr darüber, wenn mir irgendjemand aus meinem persönlichen Umfeld davon berichtet, dass er Bauchschmerzen, Durchfall oder sonst irgendwelche Beschwerden hat, aufgebläht ist, oder, was auch vorkommt, meint, neuerdings an einer Laktoseintoleranz zu leiden.
Vor allem höre ich sehr oft, dass mein Umfeld die Beschwerden auf Milch zurückführt und sich wohl soweit beobachtet hat, dass die genannten Beschwerden auch tatsächlich immer nach dem Genuss von Milch auftreten. Deshalb vermuten viele auch, dass sie an einer Laktoseintoleranz leiden, was ich wirklich schlecht finde, weil das deutlich macht, dass dieser Begriff heutzutage so sehr in aller Munde ist, dass er viel zu häufig benutzt wird, ohne dass der, der ihn benutzt, weiß, wie eine Laktoseintoleranz überhaupt entsteht und dass man diese in der Regel auch nicht einfach so entwickelt, sondern dafür zunächst eine Erkrankung des Verdauungssystems gegeben sein muss, die eine vorübergehende und in seltenen Fällen bleibende Laktoseintoleranz mit sich bringt. Andere Gründe für eine Laktoseintoleranz sind ein angeborener Laktasemangel oder eine sekundäre Laktoseintoleranz nach vorangehender Erkrankung, Mangelernährung oder chronischem Alkoholmissbrauch.
Ich konnte bei denen, die mir berichtet haben, dass sie mit Bauchkrämpfen, Durchfällen und teilweise auch Übelkeit auf den Konsum von Milch reagieren, beobachten, dass diese eben jene Beschwerden auch dann äußern, wenn sie gerade keine Milchprodukte zu sich genommen haben, sondern ein anderes Lebensmittel, das bei ihnen offenbar dieselben Probleme auslöst. Da man aber doch mittlerweile durch teilweise unvollständige Berichterstattung sehr auf die Unverträglichkeit von Milchzucker sensibilisiert wurde, vermutet jeder, den ich kenne, bei sich zuerst einmal eine Laktoseintoleranz, wenn er nach dem Trinken einer Latte Macchiato Bauchschmerzen bekommt. Dass diese Beschwerden aber gar nicht immer mit dem Konsum von Milchprodukten zu tun hat, ist diesen Menschen oft tatsächlich nicht klar.
So kenne ich eine Frau, die behauptet, ihre Kinder seien laktoseintolerant und sie dürften deshalb keine Milchprodukte mehr zu sich nehmen, weil sie sonst regelrecht ausrasten würden. Abgesehen davon, dass das keine Symptome einer Laktoseintoleranz sind und ich den Verzicht auf Milchprodukte für regelrecht gefährlich und gesundheitsschädlich halte, habe ich aber neulich erst beobachten können, wie diese Frau ihren Kindern Milchspeiseeis zu essen gegeben hat. Folgen waren keine zu sehen, es wurden von den Kindern auch die ganze Zeit über und einige Stunden nach dem Verzehr des Eises keine Beschwerden geäußert, außer einer Beschwerde darüber, dass es kein weiteres Eis gegeben hat.
Wie kommt es aber, dass diese Probleme, die offenbar doch viele Menschen heutzutage nach dem Verzehr von Lebensmitteln haben, scheinbar in der letzten Zeit deutlich angestiegen ist? Kommt mir das nur so vor oder ist in der letzten Zeit tatsächlich eine Zunahme der Beschwerdefälle eingetreten und Milchprodukte werden generell weniger vertragen als noch vor einigen Jahren? Woran kann es liegen, dass mittlerweile viele Menschen Beschwerden nach dem Konsum verschiedener Lebensmittel haben? Leiden vielleicht viele an einem Reizdarmsyndrom, das häufig psychische Belastungen, also auch Stress, als Ursache hat und fehlinterpretieren ihre Beschwerden insofern als sie die hinreichend propagierte Laktoseintoleranz als Ursache für ihre Probleme vermuten?
Die Laktoseintoleranz gibt es schon sehr lange und mehr als ein drittel der Menschheit leidet darunter. Ich denke mal das es dir nur so vorkommt das die Anzahl gestiegen ist, da du durch deine Familie mehr in das Thema eingebunden bist.
Eine andere Ursache ist auch das man früher viel mehr selbst und frisch gekocht hat, wie es für einen Patienten auch so sein sollte, dadurch ist die Krankheit im Erscheinungbild auch nicht so stark nach außen gedrungen. Erst durch die vielen Fertiggerichte die alle in irgendeiner Form die Laktose enthalten ist es erst verdeutlicht stärker im Auftreten.
Leider wird trotz hoher Zahlen der Laktoseintoleranz Fälle meines Erachtens zu wenig in Punkto Essen aufgeklärt und unternommen. Es gibt einfach zu wenige Ausweichprodukte.
Ich habe da so meine eigene Theorie die nicht unbedingt mit irgendwelchen Unverträglichkeiten zusammenhängt. Ich vermute ganz einfach dass wir uns zu sauber und steril ernähren so dass unser Immunsystem einfach nicht mehr in der Lage ist die nötigen Abwehrstoffe aufzubauen. Auch sind unsere Haushalte durch diverse Putzmittelchen mehr oder weniger keimfrei.
Ich bin nun nicht so der Reinlichkeitsfanatiker wenn es um das Essen geht, ich pflücke mir gerne Obst vom Baum und esse es so wie es gerade kommt, auch wenn ich durch den Garten laufe und Appetit auf etwas Grünzeug zum knabbern suche dann esse ich es auch so wie es kommt. So setzt sich das auch im Haushalt fort und ich denke dass ich da einfach mehr ab kann als jemand der alles penibel wäscht und sauber hält.
moin! hat geschrieben:Iund ich den Verzicht auf Milchprodukte für regelrecht gefährlich und gesundheitsschädlich halte,
Wie kommst du eigentlich darauf? Bei deiner Recherche zum Thema dürfte dir doch sicher irgendwann mal die Tatsache begegnet sein, dass die Laktosetoleranz auf eine Mutation zurück zu führen ist. Oder anders ausgedrückt - Kuhmilch ist an sich nicht dafür gedacht vom Menschen verzehrt zu werden und eine negative Reaktion auf den Verzehr ist eigentlich normal. Ja,die Milchindustrie erzählt gerne die Geschichte vom guten Kalzium in der Milch, aber es gibt auch genug Gemüse, das Kalzium enthält und manche Sorten Mineralwasser enthalten sogar wesentlich mehr Kalzium als Milch. Und Wasser, Fett, Eiweiß und ein paar Vitamine bekommt man auch durch genug andere Lebensmittel. Es gibt wirklich keinen Grund, warum jemand nun unbedingt Milchprodukte zu sich nehmen sollte.
Leiden vielleicht viele an einem Reizdarmsyndrom, das häufig psychische Belastungen, also auch Stress, als Ursache hat
Auch diese Aussage stimmt so nicht. Stress hat einen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung, ist aber nicht die Ursache für diese Erkrankung.
Was nun die Frage betrifft - ich denke auch, dass industriell verarbeitete Nahrung eine große Rolle spielt, bei dem Auftreten von Nahrungmittelunverträglichkeiten und Allergien. Es ist heute einfach deutlich schwerer Laktose zu meiden, weil sie von der Industrie eben auch in Produkten verwendet wird, in denen man sie so gar nicht vermutet. Ich habe zum Beispiel schon Wurst mit Laktose gesehen und wenn ich an Wurst denke, denke ich nun wirklich nicht an Milchzucker als Zutat.
Cloudy24 hat geschrieben:Wie kommst du eigentlich darauf? Bei deiner Recherche zum Thema dürfte dir doch sicher irgendwann mal die Tatsache begegnet sein, dass die Laktosetoleranz auf eine Mutation zurück zu führen ist.
Ja, sicher habe ich das gelesen, Cloudy24. Allerdings ist die Mutation nur einer der Gründe für eine tatsächliche Laktoseintoleranz, nicht der Grund schlechthin und schon gar nicht der einzige. Und was Deine Frage dazu angeht, wie ich darauf komme, dass der Verzicht auf Milchprodukte gefährlich werden kann, so kann ich Dir antworten, dass ich nach zwei Operationen jeweils drei Wochen auf den Konsum von Milchprodukten gänzlich verzichten musste und von den jeweiligen Ärzten darüber aufgeklärt wurde, dass Milchzucker in unheimlich vielen Lebensmitteln enthalten ist und ich somit eine besondere Schonkost verordnet bekam, die sich während meines Krankenhausaufenthaltes auf Wasserbrei beschränkte.
Dass die meisten Patienten, die bei sich selbst eine Laktoseintoleranz diagnostiziert haben wollen, nicht unter einer solchen leiden, ist übrigens eine Auskunft, die ich in einem Gespräch mit meinem Hausarzt von diesem erhalten habe. Daraufhin ergab sich auch ein Gespräch über die Entstehung einer Laktoseintoleranz und der verschiedenen auslösenden Faktoren. Ich rege hier also lediglich eine Diskussion zu der Frage an, ob mittlerweile zu viele Menschen (aufgrund der entsprechenden Sensibilisierung für diese Thematik) der Meinung sind, an einer Laktoseunverträglichkeit zu leiden, ohne, dass sie hierzu irgendwelche näheren Erkenntnisse haben, außer ihren Beschwerden eben.
Und in dieser Hinsicht stellte ich auch die Frage in den Raum, ob diese Symptome, von denen berichtet wird, nicht auch zu anderen Syndromen passen können, die vielleicht näherliegend sind, so beispielsweise dem Reizdarmsyndrom.
Zu Deinem zweiten Zitat will ich noch anfügen, dass Stress wohl durchaus eine psychische Belastung darstellt, und eine psychische Belastung kann der Auslöser eines Reizdarmsyndroms sein, da wirst Du mir wohl nicht widersprechen. Ich nannte nicht Stress als den Auslöser eines Reizdarmsyndroms, und schon gar nicht als alleinigen, wie Du an dem Wörtchen "auch" im betreffenden und von Dir zitierten Satzteil erkennen kannst.
Ich habe zwar nicht so viele Leute in meinem Umfeld mit solchen Problemen, aber ich kann mir schon gut vorstellen, dass hier ein Anstieg zu beobachten ist. Ich führe das aber nicht direkt auf die Milch zurück oder eine Laktoseintoleranz. Wenn man sich mal ansieht was wir heute so alles essen, braucht es doch niemanden mehr zu wundern, wenn man da Probleme bekommt. Der Magen und der Darm bekommen alles ab, was wir an Lebensmitteln zu uns nehmen, der Darm muss es verarbeiten und dem Körper die daraus wichtigen Stoffe zur Verfügung stellen. Wenn er aber durch schlechte Ernährung, zu wenig Flüssigkeit oder generell durch andere Einflüsse geschädigt ist, dann funktioniert das ganze System nicht mehr.
Sicherlich können solche Beschwerden auch von Intoleranzen herrühren, aber das muss nicht immer der Fall sein. Viele Leute haben einfach eine schlechte Verdauung oder eine Darmflora, die nicht mehr gut funktioniert. Oftmals rühren solche Probleme auch daher, dass die Ernährung nicht ballaststoffreich genug ist und der Darm zu viel Fett und Zucker bekommt.
Meine Kollegin hatte über Jahre hinweg Probleme mit dem Magen. Sie hat keine sauren Nahrungsmittel vertragen, scharf ging auch nur in Maßen und wenn etwas sehr fettig war, war ihr anschließend immer schlecht. Oft klagte sie über Bauchschmerzen und Übelkeit, aber kein Arzt konnte die Ursache finden. Vor einiger Zeit nun kam dann heraus, dass sie ein Problem mit dem Blinddarm hatte und er wurde entfernt. Seitdem geht es ihr viel besser, sie kann alles essen und hat keinerlei Beschwerden mehr. Bei ihr lag es also nicht an einer Intoleranz, sondern einfach daran, dass der Blinddarm entzündet oder anderweitig krankhaft verändert war. Ich könnte mir vorstellen, dass das auch bei anderen Leuten mit Magenproblemen durchaus zutreffen könnte.
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