Angst vor Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln

Heute wurde in den Nachrichten gebracht, dass schon wieder ein Nutzer eines öffentlichen Verkehrsmittel Opfer von einer Schlägerei geworden ist. Laut Aussagen von Zeugen wurde der 45jährige Mann in Rostock von drei bis fünf angetrunkenen Männern bewusstlos geschlagen und auf ihn eingetreten. Noch am Gleis konnte der Mann kurzzeitig wieder belebt werden, ist aber dann doch leider seinen schweren Verletzungen erlegen. Ich habe wirklich den Eindruck, dass sich solche Nachrichten leider immer mehren und dadurch auch ein ungutes Gefühl, mal auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen zu sein. Daher bevorzuge ich schon das Auto, gut, hier geht es nun mal nicht anders, aber ich glaube, bei Häufung solcher Nachrichten würde ich auch in einer besser ausgebauten Gegend die öffentlichen Verkehrsmittel meiden.

Beeindrucken oder beeinflussen Euch solche Nachrichten auch auf Euer Verhalten in Bezug auf die öffentlichen Verkehrsmittel? Was meint Ihr, warum werden immer mehr Passagiere angegriffen und warum wird da nicht eingegriffen? Wie kann man diesem Einhalt gebieten, damit sich die Passagiere wieder wohl und sicher fühlen?

Ich glaube, hier wird momentan einfach mehr Berichterstattung gemacht, deshalb kommt es einem so vor, als ob sich solche Vorkommnisse häufen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es solche Angriffe früher nicht auch schon gegeben hat, nur wurde da nicht so viel darüber berichtet. Meiner Meinung nach ist das nichts Neues, auch wenn ich es selbst nicht erlebt habe.

Mich persönlich beeinflusst das nicht in meiner Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. Ich bin teilweise darauf angewiesen und deshalb nutze ich sie weiter. Dazu muss ich aber auch sagen, dass mir nie so etwas passiert ist oder ich so etwas beobachtet habe. Wenn dem so gewesen wäre, dann würde ich das vielleicht auch anders sehen, doch momentan habe ich keine Angst davor öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.

Ich frage mich, warum in solchen Fällen niemand hilft. Man kann doch wenigstens Hilfe rufen und muss nicht tatenlos zusehen. Wenn man sieht wie ein oder zwei Personen einen Menschen verprügeln, dann kann man sich doch ein paar Leute suchen und mit diesen versuchen hier Einhalt zu gebieten. Wenn ich so etwas beobachten würde, könnte ich nicht einfach weiter gehen, ich würde Hilfe suchen oder welche rufen. Es kann doch nicht sein, dass kein Mensch mehr Courage hat und sich nicht traut hier einzugreifen. Man muss das ja nicht einmal alleine tun, es gibt sicherlich noch andere, die dann auch weniger Angst haben zu helfen, wenn sie nicht alleine sind.

Ehrlich gesagt weiß ich aber sonst nichts, was man noch tun könnte um dem ein Ende zu bereiten. Bei den meisten Haltestellen befinden sich keine Fachkräfte oder Sicherheitspersonal, deshalb fällt mir nichts anderes ein als die Zivilcourage der Passanten.

Man kann daraus nur die Lehre ziehen, zumindest während der Nachtzeit, möglichst nicht alleine öfftl. Verkehrsmittel zu nutzen und sich dabei auch immer in der Nähe anderer Menschen aufzuhalten.

Ich fahre auch selten mit der Bahn oder dem Bus, aber im Grunde fallen mir auch immer wieder Leute unangenehm auf. Man kann sagen, immer Männer, immer zwischen 16 und unter 30 und immer ist Alkohol im Spiel. Ausnahmen bestätigen diese Regel. Also sollte man sich auch von solchen Leuten fernhalten. In Anbetracht der Millionen von Menschen, die täglich solche Verkehrsmittel benutzen, mag das statistisch gesehen ein geringes Risiko sein, aber irgendwie fährt trotzdem so ein kleines bisschen im Hinterkopf die Angst mit. Man sollte sich also Begleitung suchen. Nun hat nicht jeder einen Rhodesian Ridgeback, aber ehrlich gesagt, so etwas hilft, solchen Spinnern Respekt einzuflößen.

Wie 'gering' das Risiko ist, hat sich erst letzte Woche wieder hier in Düsseldorf am Hauptbahnhof gezeigt. Da zieht jemand plötzlich bei einer Polizeikontrolle auf dem Bahnhof eine Waffe und ballert um sich, rennt weg, packt sich einen Jungen, rennt weiter auf den Bahnhofsvorplatz - dort ist eine zentrale Haltestelle für Straßenbahnen - greift sich eine junge Frau und ballert wieder herum und verletzt die Frau dabei. Ich weiß nicht, wieso, weshalb, warum und ob man ihn gekriegt hat. Schließlich kann man schlecht mitten im Bahnhof oder in der Stadt auf einen Flüchtenden schießen. Den Bahnhof frequentieren alleine ca. 250.000 Menschen am Tag, da kann man sich vorstellen, was da los ist.

Ich habe auch das Gefühl, dass die Gewalt zugenommen hat. Passiert ist das am Donnerstagabend, als die betrunkenen Männer wahrscheinlich von einer Vatertags-Tour zurückfahren wollten. Ob der zu Tode geprügelte Mann vielleicht eine Bemerkung gemacht hat oder die Männer wegen ihrer Trunkenheit eventuell von der Seite ansah, weiß man nicht. Es könnte sein, dass sie sich provoziert fühlten und ausgerastet sind. Das gibt ihnen allerdings nicht das Recht zu mehreren einen Menschen zu verprügeln, bis er tot ist. Die Warterei und die Langeweile auf den Bahnsteigen bis endlich der Zug kommt, ist für einige Prolls schon Grund genug, zu schimpfen und auszurasten. Solchen Typen geht man am besten aus dem Weg.

Kein Verständnis habe ich für die anderen Wartenden, die diesen Überfall, der tödlich endete, mit angesehen haben und nichts taten. Ob die alle so abgestumpft sind, dass sie einem Menschen in Not nicht helfen? Immer wieder wird festgestellt, dass fast alle wegsehen, wenn jemand grundlos angegriffen wird. Keiner steht mehr für andere ein. Ich finde, es ist eine schlimme Zeit geworden. Einhalt kannst du solchen Übergriffen nur gebieten, wenn auf jedem Bahnsteig Sicherheitspersonal patrouilliert. Das würde aber die Fahrpreise verteuern, womit die Fahrgäste nicht einverstanden wären. Ich selbst fühle mich noch sicher, weil ich nie alleine bin auf Bahnsteigen. Ich hätte aber auch kein Problem damit, andere laut um Hilfe zu bitten, falls ich angegriffen würde. Werden die Wartenden persönlich angesprochen, helfen sie auch.

Wenn ich solche Nachrichten höre, dann wird mir auch immer ein bisschen mulmig. Vor allem dann, wenn ich weiß, dass ich in der nächsten Zeit mal wieder ein öffentliches Verkehrsmittel benutze. Die Unfallquote bei den Autos, mit denen man selbst fährt, ist zwar höher als bei den öffentlichen Verkehrsmitteln, aber man hat dann doch irgendwo das Gefühl, dass man alles unter Kontrolle hat.

Ich denke, dass die Leute, die diesen Vorfall beobachten, in den meisten Fällen nicht eingreifen, weil sie entweder denken, dass es nichts bringt, wenn sie jetzt helfen und sich selbst in Gefahr bringen, oder, weil sie Angst davor haben selbst Opfer zu werden und denken, dass der Täter sich dann ihnen zuwendet und sie selbst fertig macht.

Ich denke auch, dass das eher in Großstädten vorkommt. Ich habe zum Beispiel noch nie gehört, dass in der kleinen Stadt, in der ich ja wohne, jemand in oder an öffentlichen Verkehrsmitteln verprügelt oder angegriffen wurde. Dafür ist die Stadt einfach zu klein. Meistens geschehen solche Vorfälle doch in Großstädten.

Ob die Gewalt wirklich zugenommen hat, oder ob es sich dabei nur um einen subjektiven Eindruck handelt, der auf die vermehrte Berichterstattung in den Medien zurück zu führen ist, kann ich nicht sagen. Dazu müsste ich erst mal Zahlen sehen.

Ganz davon abgesehen ist es aber schon so, dass ich mir heute Morgen, als ich über diesen Vorfall gelesen habe, Gedanken darüber gemacht habe, ob ich heute auch noch so sorglos wie früher die Straßenbahn nutzen würde. Ich habe früher sehr zentral gewohnt, hatte eine Haltestelle gleich in der Nähe und hatte teilweise auch kein Auto, weil ich es nicht wirklich gebraucht habe und außerdem kaum Parkmöglichkeiten gehabt hätte. Damals bin ich auch mitten in der Nacht alleine mit der Bahn gefahren und habe mir nie groß Gedanken gemacht. Ich bin nicht der hysterisches Weibchen Typ und habe auch nie schlechte Erfahrungen gemacht.

Inzwischen hat sich das Thema für mich eh erledigt, denn hier fährt nur eine Buslinie tagsüber, für Schüler und ältere Leute, die kein Auto haben und Morgens einkaufen wollen oder andere Termine haben. Aber wenn ich noch in meiner früheren Situation wäre, würde ich sicher ein bisschen vorsichtiger sein und vielleicht spät Nachts lieber ein Taxi nehmen als die Straßenbahn.

Für mehr Sicherheit könnte man wahrscheinlich nur durch mehr Personal sorgen, also Sicherheitsleute, die auf den Bahnsteigen präsent sind. Denn solche Sachen wir Videoüberwachungen und Alarmknöpfe gibt es ja an den meisten Haltestellen schon, aber das scheint die oft betrunkenen und / oder nicht sonderlich intelligenten Täter nicht abzuschrecken. Ein bulliger Sicherheitsmensch mit Hund würde da sicher mehr Eindruck machen.

Wenn man dies im Radio hört oder im Fernsehen sieht, denkt man sicherlich drüber nach mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Wir haben hier mehr oder weniger noch Glück, da bei uns hier nicht so viel tomolt ist. In größeren Städten habe ich dies allerdings schon öfters mit bekommen und nehme auch Abstand dahin ein.

Ich kann mir auch nicht Vorstellen, das sich die Lage auf längerer Sicht hin bessert, da man ja an vielen Beispielen sieht, das manch Jugendliche noch nicht mal bestraft werden. Genügend Sicherheitskräfte hat man auch nicht und das Geld dazu sie auf zu stocken auch nicht und Kameras bringen einen in dieser Situation auch nicht weiter.

Bevor ihr mit Voruteilen um euch werft, werft doch lieber einen Blick in die Kriminalstatistik und schließt nicht von beängstigenden Einzelfällen auf den allgemeinen Zustand unserer Gesellschaft. Einige werden erstaunliche Dinge feststellen, weil nicht alles so ist, wie es scheint und manchmal sogar das Gegenteil der Fall ist. Wobei ich zugebe, Statistik ist nicht immer das reale Leben, aber eine Tendenz wird man zu erkennen vermögen.

Warum nicht andere Passanten mit eingreifen, kann unterschiedliche Gründe haben. Es gab mal diesbezüglich ein Interview mit einem Sicherheitsbeamten und dieser sagte, es sei manchmal besser, sich zurückzuziehen und einen Notruf abzusetzen. Sonst käme man selbst in diese bedrohliche Lage, weil solche Täter unberechenbar sind.

Bei dem von mir angeführten Fall war es so, dass die anderen Passagiere eingegriffen haben, aber selbst geschlagen worden sind. Versuche gab es also, diesen Streit zu schlichten. Dass es nun so eskaliert ist, ist eine schlimme Sache, aber dass sich wegen der Frage, wer den schöneren Bollerwagen hat, ein Mann sterben muss, ist einfach nur krank. Die Täter waren polizeilich bereits bekannt, man hat drei Männer anhand der Videoaufnahmen festnehmen können, von denen man ausgeht, sie sind an dieser Tat beteiligt gewesen.

Ich habe auch schon öfter mal Szenarien im Kopf gehabt, in welchen es um eine Schlägerei direkt neben der S-Bahn ging. Man hört ja gelegentlich in den Nachrichten von einer Schlägerei in oder neben der S-Bahn, wobei das Opfer oftmals schwer krankenhausreif geschlagen wurde oder sogar totgeprügelt wurde.

Ich kann mir da nur immer wieder an den Kopf fassen, weil ich es mir einfach nicht erklären kann, wie man zu so etwas fähig sein kann. Natürlich überkommt mich dann auch immer ein Gefühl des Unwohlseins, weil ich früher selbst öffentliche Verkehrmittel benutzt habe. Ich weiß aber auch nicht, was man dagegen unternehmen könnte. Leider.