Rente mit 69 - Deutschland einig Greisenland?
Die Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre ist ja schon länger beschlossene Sache. Hierzu wurde auch bei Talkteria bereits in dem einen oder anderen Thread debattiert. In einem gerade veröffentlichten Gutachten des Gremiums der sogenannten Wirtschaftsweisen befürworten diese nun eine weitere schrittweise Anhebung des Eintrittsalters auf erst 68 im Bereich des Jahres 2045 und um 2060 gar auf 69 Jahre. Die Wirtschaftsweisen warnen davor, dass aufgrund der immer höheren Lebenserwartung und somit auch größeren Anzahl der Rentenbezieher ansonsten der Zusammenbruch des Rentensystems drohe. Während ein Rentner im Jahr 1960 im Schnitt knapp zehn Jahre lang Rente bezog, beziehen Rentner heutzutage schon mehr als 18 Jahre lang Rente.
Es ist für jeden, der halbwegs rechnen kann, klar und logisch, dass bei der Bevölkerungsentwicklung der vergangenen Jahrzehnte die gesetzliche Rente in dieser Form auf Dauer nicht mehr finanzierbar ist, wenn sich die Entwicklung wie prognostiziert fortsetzt. Dennoch muss man sich doch als logisch denkender Bürger die Frage stellen, wie realitätsfern die Denkweise der Wirtschaftsweisen doch offenbar schon ist. Weder Arbeitnehmer, die in ihrem Beruf starken körperlichen Anstrengungen ausgesetzt sind, noch im Büro Tätige, die mit starken psychischen Stressfaktoren zu kämpfen haben, werden bis zu einem Alter von 69 Jahren in der Lage sein, ihren Job ordentlich zu erledigen. Zudem finde ich es doch schon recht vermessen, schon jetzt seinen Senf über Dinge abzugeben, die noch 50 Jahre in der Zukunft liegen! Denkt doch mal 50 Jahre zurück, was da so alles passiert ist, was Politik und Wirtschaft beeinflusst hat: Kalter Krieg, Mauerfall und Wiedervereinigung, Aufstieg Chinas zur Wirtschaftsmacht und so weiter. Wer weiss denn schon, ob unser Staat in 50 Jahren noch so besteht, wie jetzt.
Anstatt stupide über die Anhebung des Renteneintrittsalters zu philosophieren, sollten die Wirtschaftsweisen sich lieber Gedanken über intelligente Konzepte machen, wie das Rentensystem unter realistischen Bedingungen auch dauerhaft erhalten werden kann. So könnte ich mir zum Beispiel ein Altersteilzeitsystem gut vorstellen. Damit meine ich jetzt nicht die unter diesem Begriff schon bekannte Variante, älteres Personal vorzeitig schrittweise in den Ruhestand zu schicken. Vielmehr müsste man über ein System nachdenken, bei dem Arbeitnehmer ab einem gewissen Alter nach und nach ihre Arbeitszeit reduzieren und dafür dann einen Zuschuss in Form einer Rente erhalten. Wenn man dann das tatsächliche Rentenalter auf 69 anhebt, könnten die betroffenen Arbeitnehmer dann wählen, lieber weniger Rente in Kauf zu nehmen oder aber bis dahin zumindest noch wenige Stunden in der Woche zu arbeiten, sofern sie gesundheitlich noch in der Lage dazu sind. Einem halbwegs gesunden 68-jährigen kann man ja vielleicht noch 5 bis 6 Arbeitsstunden in der Woche zumuten. Wie denkt Ihr darüber?
Es ist eine Schande die Deutschen so lang arbeiten zu lassen. Bei uns läuft es und das Geld für Renten, Bildung und Wirtschaft wären da, wenn wir nicht alles in korrupte, instabile EU-Länder stecken würden. Es klingt zwar immer eingebildet, aber das ist eine Tatsache.
Klar, Deutschland ist auch auf diese Länder angewiesen, Handel, Beziehungen, wir können nicht nur mit Amerika und Asien Handel betreiben, aber die Situation in der EU ist nicht mehr tragbar. Jetzt sollen wieder etliche Milliarden in Griechenland und Portugal gesteckt werden. Ich für meinen Teil verlasse mich nicht mehr auf Rentenverträge, Riesterrenten oder sonstige Vorsorgen, die die Banken versprechen. Bankenkrisen werden immer häufiger kommen und auch wenn Deutschland stabil ist, irgendwann wird die EU auch bei Deutschland kürzen, da bin ich mir sicher. Einfach um das Gemeinwohl der Europäischen Union zu gewährleisten. Das Geld unter der Matratze zu horten wird wohl in naher Zukunft das einzige vielversprechende sein. Das und so viel Geld zu machen, dass man sich mit 60 Jahren als freier Autor aus dem Berufsleben zurückziehen kann. Das ist ja dann soetwas wie Rente.
Die Argumentation der Bundesregierung hinsichtlich des demografischen Wandels ist schon erst einmal nicht von der Hand zu weisen. Fakt ist, dass es eine Lösung für die dauerhafte Finanzierung der Renten geben muss. Der einfachste Weg erscheint der Regierung in erster Linie die Erhöhung des Renteneintrittsalters. Eine andere Möglichkeit wäre die Beitragserhöhung zur Rentenversicherung oder aber die Rentenkürzung.
Eine Beitragserhöhung ist gerade der jungen Generation kaum zuzumuten. Denn genau für diese Generation wird die "Rentabilität" der eingezahlten Beträge immer ungünstiger. Somit würde es früher oder später dazu kommen, dass man durchschnittlich für jeden eingezahlten Euro weniger als einen Euro wieder in Form von Rente heraus bekommt. Ganz zu schweigen von einer - wenn auch mageren - Verzinsung. Das wäre Geldvernichtung pur.
Rentenkürzungen will man aber auch niemanden zumuten, da es offensichtlich ist, dass die aktuellen Rentner oder Leute, die in naher Zukunft in Rente gehen, ein großes Wählerpotential darstellen.
Meine Meinung ist, dass Rentenauszahlungen auf dem aktuellen Niveau eingefroren werden sollten. Selbst auf eine Inflationsausgleichszahlung sollte man verzichten. Wenn nicht auch heutige Rentner zur zukünftigen Finanzierung mit beitragen, geht das System wirklich den Bach runter.
Die Ständige Anhebung des Rentenalters in Bezug auf die stetig steigende Lebenserwartung des Einzelnen aufgrund der wachsenden Belastung für die Rentenkassen, die das alles nicht mehr tragen können, kann ich zwar nachvollziehen, aber nicht gutheißen, irgendwann ist man körperlich nicht mehr in der Lage, seinen Job zu erledigen. Man nehme einen Mann, der auf der Baustelle arbeitet, der tagein tagaus schwere Lasten bewegt. Der kann mit 69 mit Sicherheit nicht mehr das leisten, was er mit 45 noch geschafft hat. Er wird entweder Däumchen drehen müssen und andere junge Leute müssen seine Aebeit mitmachen oder es muß estra jemand eingestellt werden, der die Arbeit übernimmt, was zwei Leute auf einem Job bedeutet, oder aber der Arbeiter kann schlicht und einfach seinen Hut nehmen.
Oder man nehme sich den Beruf des Lehrers heraus. Wieviele schaffen denn den Eintritt ins Pensionsalter gar nicht mehr, weil sie vorher psychisch am Ende sind und ein Burnout den nächsten jagt? (Natürlich gilt das nicht für den Lehrer allgemein, es gibt ja doch erhebliche Unterschiede an den einzelnen Schulformen). Sollen diejenigen, die ihren Beruf nicht mehr ausüben können dann halt noch ein paar Jahre arbeitslos sein und Hartz4 beziehen? Haus, Hof und Stall verkaufen, um zu überleben, weil das alles mit dem bißchen Hartz4 nicht zu halten ist?
Auch gehe ich davon aus, daß 69 noch lange nicht das Ende der Fahnenstange ist. Irgendwann arbeiten wir bis über 70, dann bis wir umfallen. Es würde mich nicht wundern, wenn es irgendwann die Begriffe "Rente" oder "Pension" nicht mehr gibt. Ziemlich schwarzmalerisch, ja, aber nicht unrealistisch.
Und was ist mit den ganzen jungen Leuiten, die aus der Schule auf den Arbeitsmarkt drängen? Die Alten halten die Arbeitsplätze, die normalersweise frei werden würden um mit grade ausgebildeten jungen Leuten besetzt zu werden, besetzt und die jungen Leute stehen auf der Straße. Die Zahl der Arbeitslosen wird also langfristig gesehen steigen. Schöne Aussichten, das muß ich sagen. Die Rentenverträge, die sogenannten Generationenverträge, die vor Jahrzehnten abgeschlossen wurden, funktionieren ja heute schon nicht mehr. In 50 Jahren wird das System das überhaupt nicht mehr aushalten. Wenn es überhaupt so lange dauert. Aber wozu haben wir denn Wirtschaftsweise, die wissen das ja alles.
Beim SVR haben die sie nicht mehr alle beieinander. Es kommt noch soweit, dass vorgeschlagen wird, dass sich jeder mindestens sein Grab noch selber schaufeln muss - eine moderne Auslegung des Verständnisses von der Beseitigung der Tragfähigkeitslücke.
Leute, was die da treiben, ist nichts als Spekulation. Lest doch selber nach, bevor ihr so etwas immer ungefiltert weitergebt. Die rechnen da herum mit Wanderungssalden von Null, in 50 Jahren würden hier also über 20 Mio. Menschen weniger herumlaufen. Man könnte aber auch auf die Idee kommen, dass wir mehr Einwanderung bräuchten, statt am Rentenalter herumzuschrauben. Dann werden Annahmen über die Lebenserwartung gemacht, die ziemlicher Unsinn sind. Die Herrschaften sind offensichtlich Hellseher. Mal abgesehen davon, dass die Mittelschicht sowieso schmilzt und die Unterschicht immer größer wird - und die haben eine geringere Lebenserwartung. Es werden Rechenmodelle vom Statistischen Bundesamt herausgepickt, die einen (von 20) theoretischen Werten für eine demographische Situation in 50 Jahren berechnen (richtiger: schätzen) und zwar den übelsten Fall. Das hat nichts mit Vorhersage oder Prognose zu tun. Das ist nichts als ein Rechenspiel aufgrund einer theoretischen Annahme. Mit Wirklichkeit hat das nichts zu tun. Aber das merkt ja keiner. Diese Berechnungen des Statistischen Bundesamtes über die demographische Entwicklung kann man übrigens regelmäßig nach wenigen Jahren über den Haufen werfen - im Schnitt ca. 4 Jahre. Ich glaube, wir liegen jetzt so bei der 12. Berechnung.
Ach ich mag mich über diesen Schwachsinn gar nicht weiter aufregen. Da wird mit Zahlen gespielt und da werden Annahmen gemacht, mit denen man alles schön- oder schlechtrechnen kann. Hier will man natürlich schlechtrechnen. Natürlich wäre Rente auch weiter für alle bezahlbar, wenn nicht gewisse Interessen vor einigen Jahren dem gesetzlichen System den Krieg erklärt hätten und dieses gesetzliche System nach und nach absichtlich demontieren. Hätten wir weiter eine gerechte Verteilung der Wertschöpfung, bräuchten wir nicht solche tendenziösen Berechnungen.
Man könnte ja an der derzeitigen Lohnpolitik, an der Wirtschaftspolitik etwas ändern, aber es ist eben leichter, die Menschen weiter auszubeuten und ihnen zu verklickern, dass sie nun noch länger arbeiten müssen und die Rettung nur das Einzahlen in eine private Rentenversicherung ist (was volkswirktschaftlicher Humbug ist). Höhere Löhne heißt mehr Einnahmen in den sozialen Sicherungssystemen, aber diese Vorstellung ist eine Revolution, ja geradezu kommunistisch. Dann kommt wieder die Mär von der Wettbewerbsfähigkeit und unseren tollen Leistungsbilanzüberschüssen (die mit Schuld an den Problemen in Europa sind).
Eines ist mal klar, diese Hochrechnerei noch ein wenig weitergetrieben, nämlich z. B. 100 Jahre weiter, würde in der Tat dazu führen, dass es dann gar keine Rente mehr gibt und gearbeitet wird, bis zum Umfallen.
Der Haken ist, dass so eine Rechnung nichts mit der Realität zu tun hat. Das sind nicht einmal Prognosen. Das sind Rechenspielereien.SirOliver1974 hat geschrieben:Es ist für jeden, der halbwegs rechnen kann, klar und logisch, dass bei der Bevölkerungsentwicklung der vergangenen Jahrzehnte die gesetzliche Rente in dieser Form auf Dauer nicht mehr finanzierbar ist, wenn sich die Entwicklung wie prognostiziert fortsetzt.
Ach ja? Der Stammtisch lässt grüßen. So wie das was Frau Merkel gestern gesagt hat, was? Und was stimmt daran? Nichts. Die OECD sagt, der durchschnittliche deutsche Arbeitnehmer arbeitet 1.390 Stunden im Jahr. Und das faule Pack im Süden: Spanien 1.654 Stunden, Portugal 1.710 Stunden, Italien 1.773 Stunden, Griechenland 2.119 Stunden. Au weia Frau Merkel. Aber Urlaub - die machen doch wochenlang Urlaub im Süden, das faule Pack! Griechenland 23 Tage plus 10 Feiertage, Spanien 22 Tage plus 14 Feiertage. Italien 28 Tage plus 11 Feiertage. Deutschland 24 Tage plus 10,5. Nun gut, da sind zumindest die Spanier und Italiener besser dran. Aber das sind nur die Mindesturlaubstage. Dank der Tarifverträge haben die Deutschen im Schnitt 29,1 Tagen Urlaub plus 10,5 Feiertage und schon wieder sind wir die faulsten. Verdammt noch eins. Okay, da ging es jetzt nicht um Korruption, denn die gibt es bei uns ja nicht im Land von Siemens, VW&Co., aber es ging um die Entkräftung von Stammtischsprüchen.benutzer7 hat geschrieben:[...] wenn wir nicht alles in korrupte, instabile EU-Länder stecken würden. Es klingt zwar immer eingebildet, aber das ist eine Tatsache.
Um es mal klarzustellen. Ohne den Export (vor allem den in die EU) sind wir tot. Darauf baut leider unser ganzes Wirtschaftsmodell hier auf. Und Export geht nur, wenn man andere sich verschulden. Und genau das wirfst du anderen Ländern vor. Dass wir innerhalb der EU formidable Konstruktionsfehler haben, das steht außer Frage. Aber nur wegen dieser Fehler ist Deutschland auch in der Lage, seit ca. 10 Jahren kräftig zu schmarotzen. Mach es dir klar, hätten sich die anderen nicht so kräftig verschuldet, sähe es hier weit schlimmer aus.benutzer7 hat geschrieben:Klar, Deutschland ist auch auf diese Länder angewiesen, Handel, Beziehungen, wir können nicht nur mit Amerika und Asien Handel betreiben, aber die Situation in der EU ist nicht mehr tragbar.
Hosianna! Viel Glück bei diesem Vorhaben. Das mit der Matratze dürfte der wohl schlechteste Ratschlag sein. Was soll das bringen? Sinnvoller wären da regelmäßig aufzufüllende Nahrungs- und Wasservorräte, ein ordentlicher Wintermantel, Decken und ein eigener Garten - wenn man schon solche Gedanken hegt.benutzer7 hat geschrieben:[...] Das Geld unter der Matratze zu horten wird wohl in naher Zukunft das einzige vielversprechende sein. Das und so viel Geld zu machen, dass man sich mit 60 Jahren als freier Autor aus dem Berufsleben zurückziehen kann. Das ist ja dann soetwas wie Rente.
SirOliver1974 hat geschrieben:Dennoch muss man sich doch als logisch denkender Bürger die Frage stellen, wie realitätsfern die Denkweise der Wirtschaftsweisen doch offenbar schon ist. Weder Arbeitnehmer, die in ihrem Beruf starken körperlichen Anstrengungen ausgesetzt sind, noch im Büro Tätige, die mit starken psychischen Stressfaktoren zu kämpfen haben, werden bis zu einem Alter von 69 Jahren in der Lage sein, ihren Job ordentlich zu erledigen.
Genauso ein hohles Stammtischargument, wie das von benutzer7, dass nur wir lange arbeiten. Kannst du es denn irgendwie belegen, dass die Arbeitnehmer heutzutage schlechter dran wären, als früher? Wenn die Arbeit und der ganze Stress so viel belastender wären als früher, wieso beziehen die deutschen Rentner dann immer länger Rentner und wieso steigt die durchschnittliche Lebenserwartung immer weiter an? Und warum sinkt die wöchentliche Arbeitszeit immer weiter nach unten?
Ganz nüchtern und logisch betrachtet, spricht das viel eher dafür, dass die Arbeit heutzutage einfacher ist als früher und die Deutschen heutzutage mehr denn je in der Lage sind, länger zu arbeiten. Außerdem ist es doch sowieso Unsinn sich immer an diese starren Zahlen zu klammern. Gerade einfache Arbeitnehmer, die zum Teil nur einen Realschulabschluss haben und schnell eine Lehre absolviert haben, bekommen ja die Möglichkeit über ihre Arbeitsjahre mehrere Jahre vor dem 67. Lebensjahr oder dann dem 69.Lebensjahr in Rente zu gehen ohne Abzüge hinnehmen zu müssen. An dieser grundsätzlichen Regelung wird sich wohl auch nichts ändern.
Und was soll den dieser Unsinn, dass man fernab der Realität wäre, wenn man sich heute mit Dingen beschäftigt, die erst in 40-50 Jahren komplett umgesetzt sind. Ja wann soll man sich denn dann damit beschäftigen? Man muss ja sowas langfristig planen, damit man nicht in 50 Jahren vor dem Problem steht, dass die Kassen leer sind und man keine Rente mehr auszahlen kann und dann plötzlich die Renten drastisch kürzen muss und das Eintrittsalter dann gleich um 5 Jahre hochsetzen. Schau dir doch allein die Erhöhung des Rentenalters auf 67 Jahre an. Das geschieht schrittweise über viele Jahre und pro Jahrgang steigt es zunächst ja nur um wenige Monate an bis endgültig die 67 als Eintrittsalter erreicht ist.
Und real betrachtet geht heute ja nicht mal der überwiegende Teil der Deutschen mit 65 Jahren in Rente, sondern schon 3-4 Jahre früher. Wenn überhaupt ist also die Erhöhung des Eintrittsalter auf 67 oder gar 69 dahingehend Unsinn, dass man erstmal das bisherige Eintrittsalter wirklich umsetzen sollte.
Richtlinie2 hat geschrieben:Ach ja? Der Stammtisch lässt grüßen. So wie das was Frau Merkel gestern gesagt hat, was? Und was stimmt daran? Nichts. Die OECD sagt, der durchschnittliche deutsche Arbeitnehmer arbeitet 1.390 Stunden im Jahr. Und das faule Pack im Süden: Spanien 1.654 Stunden, Portugal 1.710 Stunden, Italien 1.773 Stunden, Griechenland 2.119 Stunden. Au weia Frau Merkel. Aber Urlaub - die machen doch wochenlang Urlaub im Süden, das faule Pack! Griechenland 23 Tage plus 10 Feiertage, Spanien 22 Tage plus 14 Feiertage. Italien 28 Tage plus 11 Feiertage. Deutschland 24 Tage plus 10,5. Nun gut, da sind zumindest die Spanier und Italiener besser dran. Aber das sind nur die Mindesturlaubstage. Dank der Tarifverträge haben die Deutschen im Schnitt 29,1 Tagen Urlaub plus 10,5 Feiertage und schon wieder sind wir die faulsten. Verdammt noch eins.
Aber auch diese Zahlen sind ja nur die halbe Wahrheit. Mag schon sein, dass wir gar nicht wirklich mehr arbeiten als unsere vorallem süd- und südosteuropäischen Kollegen. Dafür ist aber die Produktivität in Deutschland viel höher und der deutsche Arbeitnehmer erwirtschaftet für seinen Chef in der gleichen zeit wesentlich mehr als viele andere Europäer. Daher können es sich die deutschen ja auch leisten durchaus den ein oder anderen Urlaubstag mehr zu nehmen.
Bei der Jahresarbeitszeit kann ich mir zumindest den deutschen Wert nicht wirklich vorstellen. Bei einer 40-Stunden Woche kommt man ja selbst abzüglich Urlaub und Feiertage auf ein paar hundert Stunden mehr. Und ich kenne auch viele, die ganz normal arbeiten und wesentlich mehr Stunden haben als du hier angegeben hast. Möglich, dass der deutsche Wert durch die vielen Kurzarbeiter in den Krisenjahren oder Mini- bzw. Midijobber zu Stande kommt. Wo hast du denn den Wert her bzw. von wann ist dieser denn und was beinhaltet der denn?
Es geht doch gar nicht darum, das der einzelne Arbeitnehmer wirklich solange arbeitet, bis er eben dann das 69. Lebensjahr erreicht hat. Vielmehr will man Rentenzahlungen sparen, weil die Leute lieber mit Abschlägen in die vorgezogene Altersrente gehen bzw. das mehr Firmen diese Altersteilzeit auch in der Praxis anwenden.
Das man dafür das reale Renteneintrittsalter erhöhen muss, dürfte doch wohl klar sein. Dabei muss man aber auch sehen, das auch in den sechziger Jahren viele mit 14 Jahren schon ins Arbeitsleben gegangen sind, also eine Ausbildung begonnen haben. Und wann geht denn der durchschnitlliche Jugendliche heute in seine erste Berufsausbildung. Die meisten doch erst mit 18 Jahren.
Rechnet man nun diese Differenz auf das Renteneintrittsalter der Leute, welche halt jetzt mit 65 Jahren in die normale Altersrente gehen, dazu, dann haben wir eben unsere 69 Jahre, welche dann in 40 bis 50 Jahren kalkuliert wird.
Klehmchen hat geschrieben:[...]Und was soll den dieser Unsinn, dass man fernab der Realität wäre, wenn man sich heute mit Dingen beschäftigt, die erst in 40-50 Jahren komplett umgesetzt sind.
Da müsstest du dich z. B. einfach mal in das Jahr 1910 versetzen. Stell dir vor, du hättest da eine Bevölkerungsvorausberechnung angestellt. Und zwar für die Entwicklung bis zum Jahr 1960. Was glaubst du, was die Berechnung schon nach 20 Jahren noch mit der Realität zu tun gehabt hätte? Und nach 50 Jahren? Eine Bevölkerungsvorausberechnung mit dem Jahr 1960 nach 2010. Klingelt es da nicht bei dir? Du musst Grundannahmen treffen über die Geburtenhäufigkeit. Wie willst du das ernsthaft auch nur über einen Zeitraum von 20 Jahren anstellen? Du musst Annahmen machen über die Zu- oder Abnahme der Lebenserwartung. Extrem schwierig - im Moment sind wir dabei uns totzufressen, zudem nimmt die Verarmung immer weiter zu. Die Rede ist von Zweiklassenmedizin. Arme werden sich bald Gesundheit nicht mehr leisten können. Spricht das alles für eine weiter steigende Lebenserwartung? Wie willst du das für eine Situation in 30-50 Jahren vorhersagen? Und dann die Zu- und Abwanderung. Wieder zurück in das Jahr 1950 und eine Prognose für 2000 erstellt. Was war da alles: Gastarbeiter, Zuwanderung aus dem Osten, Öffnung der Mauer, Flüchtlinge aus den Konflikten in Ex-Jugoslawien. Hättest du das etwa alles 1950 auf dem Zettel gehabt? Wird dir da nicht klar, dass das nichts mit Prognose zu tun hat? Das sind Rechenspiele und die werden von interessierten Kreisen entsprechend verwurstet. Dafür sucht man sich nur eines der vielen Rechenmodelle des Statistischen Bundesamtes heraus. Mit welcher Berechtigung man welche Modellrechnung wählt, das steht dann nicht mal im Kleingedruckten.
Und wenn du das so überheblich 'Unsinn' nennst, dann lese den Kommentar des Statistischen Bundesamtes zu seinen Zahlen. Da steht nämlich klipp und klar, dass diese Zahlen mit zunehmendem Abstand an Jahren immer unsicherer werden. Es seien keine Prognosen, sondern es werden einfach nur rechnerisch Annahmen umgesetzt. Auf gut Deutsch: Kaffeesatzlesen. Dieses durchaus vom Statistischen Bundesamt erwähnte, wird in der Presse und in den Medien dann natürlich mal eben unter den Tisch fallen gelassen.
Und dann frage dich mal, wieso das Statistische Bundesamt ca. alle 4 Jahre eine neue Vorausberechnung machen muss? Und was bedeutet diese Tatsache für die Prognosegenauigkeit dieser Zahlen. Wobei das Statistische Bundesamt ja selber sagt, es seien keine Prognosen, erst die Bild-Zeitung und die Kanzlerin machen die Rechenspiele dazu. Die Zahlen taugen schlichtweg nicht für das, für das sie missbraucht werden.
Ich verweise auf Prof. Bosbach (hat letztens auch ein interessantes Buch zum Thema geschrieben): Odysso auf SWR oder hier in der Berliner Debatte ab S. 59. Die Berliner Debatte ist ein Journal aus der Sozialwissenschaft mit Themen aus Philosophie, Soziologie, Politik- und Kulturwissenschaft.
Das läuft spätestens seit Schröder und wie das in der Umsetzung endet, kannst du dir z. B. an den Supermarktkassen in den USA anschauen. Da müssen 75-80 Jahre alte Menschen für die Kunden Tüten packen und das machen die nicht aus Spaß. Auch bei uns werden seit 10 Jahren Löhne und Gehälter abgekoppelt von der Teilhabe am Produktivitätswachstum und eigentlich hat damit das Unglück erst so richtig angefangen, denn damit werden letztlich die solidarischen Sicherungssysteme zerschossen, denn die funktionieren natürlich nur so.Klehmchen hat geschrieben:[...]Wenn überhaupt ist also die Erhöhung des Eintrittsalter auf 67 oder gar 69 dahingehend Unsinn, dass man erstmal das bisherige Eintrittsalter wirklich umsetzen sollte.
Eben nichts ist klar an folgendem:Punktedieb hat geschrieben:[...]Das man dafür das reale Renteneintrittsalter erhöhen muss, dürfte doch wohl klar sein.
Punktedieb hat geschrieben:[...]Dabei muss man aber auch sehen, das auch in den sechziger Jahren viele mit 14 Jahren schon ins Arbeitsleben gegangen sind, also eine Ausbildung begonnen haben. Und [...] heute [...] Die meisten doch erst mit 18 Jahren.
Rechnet man nun diese Differenz auf das Renteneintrittsalter der Leute, welche halt jetzt mit 65 Jahren in die normale Altersrente gehen, dazu, dann haben wir eben unsere 69 Jahre, welche dann in 40 bis 50 Jahren kalkuliert wird.
Hast du denn schonmal was vom Produktivitätsfortschritt gehört? Nimm nur das BIP. Das hat sich seit 1970 (wenn man mal zu konstanten Preisen von 1995 rechnet, mehr als verdoppelt). Pro Nase wird also weit mehr Wert produziert, als noch vor 40 Jahren. Deine Berechnung ist von daher schon unsinnig.
Zudem ist es ganz egal für den heutigen Rentner, ob man 1970 früher angefangen hat zu arbeiten oder nicht. Es gibt keine Geldhaufen, die seit 1970 gelagert weden und nun ausbezahlt werden. Die Rente, die du heute ausgezahlt bekommst, die muss heute erwirtschaftet werden, von der jetztigen Generation. Das ist der Sinn des Umlageverfahrens. Das System funktioniert nur, wenn möglichst viele in das System einzahlen und nicht mit den zunehmenden prekären Arbeitsverhältnissen (die aber politisch gewollt sind) und wenn der Produktivitätsfortschritt eben auch in das Sozialsystem mit eingeht und genau da wird seit ca. 10 Jahren scharf geschossen, weil die Löhne praktisch stagnieren. Das Geld ist natürlich da, frage dich einfach mal, wo es hingeht. Kleiner Tipp ...
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