Ab wann sollte man sich bei Sprachentwicklung Sorgen machen?

vom 14.05.2011, 20:27 Uhr

Soeben war meine Nachbarin mit ihrer Tochter bei uns. Ihre Tochter ist 26 Monate alt und spricht noch fast gar nichts. Mein Sohn ist eigentlich auch ein Spätentwickler in vielen Bereichen. Er hat erst mit 18 Monaten angefangen Mama oder dergleichen zu sagen. Dann ging es aber rasant weiter. Inzwischen ist er gute 28 Monate alt und hat eigentlich alles aufgeholt. Er spricht für sein Alter sogar sehr viel und vor allem sehr deutlich. Er macht schon regelmäßig 3 Wort Sätze. Wie viele Wörter er nun genau kann, kann ich nicht sagen, weil da führe ich nicht so wie andere Eltern eine Liste, aber es sind wirklich viele.

Ich weiß auch, dass sich jeder unterschiedlich rasch entwickelt, aber bei der Tochter meiner Nachbarin frage ich mich langsam schon, ob das noch in Ordnung ist. Sie kann mit ihren 26 Monaten gerade mal Mama, Papa, Ato für Auto, ba für blau, Puppe, ja und nein sagen. Mit etwas Fantasie kommt dann auch noch atze für Katze dazu. Das war es dann aber auch schon. Ist das nicht etwas wenig für das Alter?

Wie war das bei euren Kindern? Wenn ich andere Kinder in dem Alter vergleiche können die eigentlich alle schon wesentlich mehr als nur ein paar einzelne Wörter sprechen. Ab wann sollte man sich bezüglich der Sprachentwicklung Sorgen machen?

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Also ich denke generell, dass man sich erst Gedanken machen sollte, wenn das Kind schon drei oder vier Jahre alt ist und noch nicht gut sprechen kann. Allerdings kann es ja auch sein, dass etwas mit dem Gehör nicht in Ordnung ist. Ich würde erst einmal das abklären lassen. Wenn sich heraus stellt, dass mit den Ohren alles in Ordnung ist, dann müsste das Kind eigentlich die Sprache erlernen können, es sei denn es wäre- was wir nicht hoffen- minder bemittelt.

Ich würde mir da keine allzu großen Gedanken in diesem Alter machen. Es gibt wirklich Kinder, die fast gar nichts sprechen können und anschließend sprechen sie besser als alle anderen. Es gibt auch eine Regressionsphase, wie ich sie bei meiner Tochter momentan erlebe. Sie möchte unbedingt wieder ein Baby sein und fällt in die Babysprache zurück.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


In dem Alter haben meine Kinder auch schon diese sogenannten Dreiwortsätze gesprochen. Nicht viele, aber dafür hatten sie auch schon einen enormen Wortschatz. Um wirklich sagen zu können, das die Tochter deiner Nachbarin da enorme Defizite hat, müsste man wissen, wie insgesamt der Umgang ist.

Denn aus meiner Erfahrung heraus, haben Kinder, welche sehr wenige Worte in dem Alter sprechen, den Nachteil durch die Eltern. Besonders auffällig ist das, wenn die Eltern diese sogenannte Babysprache verwenden und somit das Kind gar nicht die richtigen Worte erlernen kann. Ebenso fehlt die Kind der Anreiz, wenn sich gar nicht großartig mit ihm unterhalten wird oder halt Geschichten vorgelesen bekommt.

Ob es mit dem Hören an sich Probleme gibt, kann man schonmal selbst austesten. Dabei sollte man auch sehr leise dem Kind was sagen und beobachten, ob es überhaupt reagiert. Zumindest in Deutschland muss man bei den Vorsorgeuntersuchungen da auch Frageböden ausfüllen und die Kinderärzte testen das auch selbst so ähnlich, wie ich es gerade beschrieben habe.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Wie der Umgang mit der kleinen ist, ist ein wenig schwierig. Sie hat schon sehr komplizierte Elternverhältnisse. Die Eltern leben nicht getrennt, aber der Vater ist nach Deutschland gezogen, oder musste für eine Zeit lang hinziehen, die Kleine und ihre Mama sind hier in Österreich geblieben und pendeln nun hin und her. Zwei Wochen sind sie in Deutschland, dann sind wie wieder drei Wochen hier, dann fliegen sie wieder hin und so weiter.

Die Charaktere der Eltern sind äußerst unterschiedlich. Die Mutter ist eine äußerst introvertierte Person, redet selber nur sehr wenig und da kann ich mir schon vorstellen, dass die Kleine da ein Defizit hat. In der Babysprache redet die Mutter jedenfalls nicht mit ihr. Ich habe unlängst aber sogar eine Studie gelesen, wo festgestellt wurde, dass die Babysprache für Babys oft sogar motivierend wirkt zu sprechen, ob es dennoch sinnvoll ist, sei dahingestellt, es wurde nur geschildert, dass sie zum Sprachenlernen an sich motivierend sein kann.

Der Vater ist das Gegenteil der Mutter. Sehr wortgewandt, redet auch sehr viel, ist der sehr extrovertierte Typ, prinzipiell nett, wird aber sehr schnell jähzornig und schreit, brüllt und tobt dann wie wild herum. Körperliche Gewalt gibt es aber, soweit ich das zumindest sagen kann, nicht.

Soweit zu den familiären Verhältnissen, die sicher nicht einfach sind und die das Kind sicher auch irgendwo irgendwie mitbekommen wird, auch wenn die Eltern versuchen die Kleine auf der rosanen Wolke weiterschweben zu lassen. Ich habe gestern meine Nachbarin auch gefragt, ob sie ihr keine Bücher oder so vorliest und sie meinte, dass die Kleine das überhaupt nicht mag. Wenn sie ein Buch nimmt, blättert sie nur ein wenig herum, das war es dann auch schon.

Ich würde es zwar trotzdem immer wieder mit Büchern probieren, weil ich das nicht nur für die sprachliche Entwicklung für wichtig halte, aber da gibt meine Nachbarin schnell auf, weil was das kleine Prinzesschen nicht will, das braucht sie auch nicht zu machen. Sie ist also sehr verwöhnt, wohl auch als vermeintlich guten Ausgleich für die stressige familiäre Situation.

Es ist also etwas zweiseitig. Auf der einen Seite wird die Kleine viel zu sehr verwöhnt und sie darf mehr oder weniger alles machen was sie will, auf der anderen Seite wird sie auch vernachlässigt. Diese schwierigen Hintergründe sind sicher auch ein Grund dafür, dass die sprachliche Entwicklung so langsam ist, aber dennoch habe ich mich eben gefragt, ob es noch eine normale langsame Entwicklung ist.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Naja wenn ein Kind keine Worte kennt, vom sprechen jetzt mal abgesehen, dann interessiert es sich auch nicht für Bücher. Es kann ja bei den Bildern nichts denken und somit ist das langweilig. Nehmen wir als Beispiel ein Buch über Haustiere, welches meine Kinder geliebt haben. Sicherlich konnten sie mit zwei Jahren die Tiere noch nicht benennen. Aber sie konnten deren Geräusche nachmachen.

Nur woher wird ein Kind die Geräusche kennen? Wenn man sich als Eltern mitdem Kind beschäftigt und diese auch vormacht. Allein aus der kindlichen Phantasie heraus wissen die Kleinen halt nicht, das ein Schaf mäh macht. Also muss man es ihnen vormachen und sie bringen dann auch ohne Buch dieses Mäh, wenn man fragt, wie ein Schaf macht.

Und man muss eben Kindern auch die Dinge benennen, die sie sehen und sie darüber zum sprechen annimieren. Erst wenn der Ball unerreichbar ist, wird ein Kind das Wort Ball sagen, wenn man es ihm vorher beigebracht hat, das dieses Runde Ding eben so heisst. Als Reaktion kommt dann meist die Frage: "Du willst den Ball haben?" ok, das passiert dann auch mehrmals und das Kind wird bald genauer mitteilen können, indem es sagt: "Ball haben".

Ein Kind bekommt also von allein mit, je besser es sich mitteilen kann, desto eher weiss die Mama was es für Wünsche hat. Und genau das motiviert ein Kind zu reden. Da die Mutter, wie du sagst, im allgemeinen wenig redet, kann das Kind auch keine Wörter lernen. Und ich habe den Eindruck, das man das Kind mit massig Spielzeug ruhig stellen will, damit man sich nicht mit ihm beschäftigen muss. Wobei diese ständige Pendelei auch nicht gerade zuträglich ist für die kindliche Entwicklung, da es dem Kind mittlerweile unklar sein wird, wo es denn nun wirklich hingehört.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich denke, dass man schon die Entwicklung des Kindes kennen müsste, um genaueres zu sagen. Mein Kleiner war gerade im Babyalter recht speziell. Alles wollte er allein machen und auch beim Sprechen kam es fast von einen Tag auf den anderen, dass er vom nicht sprechenden Kind zur Quasselstrippe wurde. Allerdings war das mit etwa 21 Monaten der Fall und bei der Vorsorgeuntersuchung mit 24 Monaten war dann alles wieder bestens.

Bei der Großen wurde glücklicherweise mit 4 Jahren die Notbremse gezogen, als sie nämlich bei der ersten Schultauglichkeitsuntersuchung erhebliche Defizite hatte. Danach kam sie in einen integrativen Kindergarten, in dem sie individuell gefördert wurde und binnen von sechs Monaten das Gröbste aufgeholt hatte. Damals waren die leiblichen Eltern der Grund für diese Verzögerung. Es war gar nicht mal so, dass das Kind bewusst vernachlässigt wurde. Aber, und das möchte ich gar nicht als Vorurteil verstanden wissen, beide haben nur einen Hauptschulabschluss und finden Lernen und Bildung überhaupt völlig überbewertet. Also haben sie sich bei der Großen auch gar nicht weiter gekümmert.

Allerdings habe ich auch in einem Bekanntenkreis auch Kinder, die mit zweieinhalb Jahren kaum sprachen. Deren Eltern haben dann immer wieder beim Kinderarzt nachgefragt und der meinte, dass das bis zum dritten Lebensjahr nicht so schlimm sei. Die Eltern haben sich dann aber darum bemüht eher Hilfe zu bekommen. Dabei stellte sich dann zum Glück heraus, dass die Kinder einfach wirklich nur Spätentwickler waren, die dann im vierten Lebensjahr sehr schnell aufgeholt haben, wobei aber auch die Eltern hier einen erheblichen Anteil hatten.

In einem anderen Fall waren zwei Kinder einer Familie mit einem seltenen Hörschaden geboren, der schwer zu diagnostizieren war. Nachdem dieser Schaden aber erst einmal gekannt und behandelt war, klappte es auch bei diesen Kindern mit dem Sprechen sehr schnell. Auch hier haben die Eltern natürlich einen großen Anteil an dem schnellen Aufholen gehabt.

In dem speziellen Fall sehe ich es so, dass sich in den Auffälligkeiten des Kindes sicher auch die spezielle Situation der Eltern wider spiegelt. Denn auch kleine Kinder nehmen Misstöne durchaus war. Die Situation mit den Büchern erinnert mich dagegen sehr an meine Große, deren Eltern dann auch meinten, es bringe nichts sich mit ihr Bücher anzusehen, da sie das nicht interessiere. Das stimmte aber schon damals nicht. Wenn man einfach nur mit ihr darüber gesprochen hat, vielleicht nur beschrieben hat, was zu sehen war, dann hat sie sehr wohl darüber gesprochen und sich auch für das Buch interessiert.

Bei Kindern funktioniert es nun mal nicht, dass man ihnen etwas vorsetzt; man muss ihnen schon zeigen, wie sie es nutzen können und ihnen gerade im Kleinkindalter auch immer dabei helfen. Das betrifft insbesondere natürlich auch den Spracherwerb. Aber das muss die Mutter des Kindes einsehen, denn der Vater scheint ja nicht greifbar zu sein.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Generell kann man hier sicher nichts sagen, aber ich denke auch dass es ein wenig zu wenig ist, was die Kleine spricht. Vor allem weil Mädchen hier immer ein wenig schneller sind als die Jungs. Meine Tochter spricht auch ziemlich viel und genau für ihr Alter und hat auch früh angefangen, aber meine Kusine macht sich zum Beispiel schon ziemliche Sorgen weil ihr 3 Jahre alter Sohn noch nicht wirklich viel spricht. Er kann ungefähr das gleiche wie von dir Beschrieben.

Wenn es jetzt mein Kind wäre würde ich sicher mal den Kinderarzt darauf ansprechen und es genau beobachten. Der Sohn meiner Kusine geht mittlerweile in eine Logopädie Therapie, weil es eben zu wenig ist. Was sagt die Mutter dazu? Hast du sie gefragt? Manchen Müttern ist es nämlich total egal wie ich bei einer Bekannten sehe. Deren Sohn ist jetzt über sechs Jahre alt und der kann auch kaum sprechen. Und was macht die Mutter? Nichts! Das heißt jetzt nicht das ich mit so einem kleinen Kind jetzt sofort in eine Therapie gehen würde, weil sie eben noch recht klein ist, aber ich würde es auf alle Fälle sehr genau beobachten.

» wiesel » Beiträge: 1303 » Talkpoints: 0,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich selbst würde mir da keine Gedanken machen, dafür gibt es letztendlich ja die U Untersuchungen. Kommt letztendlich ja auch viel auf das Umfeld an, wird viel mit dem Kind geredet, schaut es eher fern. Die Freundin meines Cousins ist noch recht jung und hat eine 4-jährige Tochter, die verbringt leider recht viel Zeit vor dem Fernsehen, was man ihr auch deutlich in der Sprachentwicklung anmerkt, sie spricht sehr undeutlich und kennt doch verhältnismäßig wenig Wörter.

Ansonsten der Sohn meiner Cousine hat auch erst mit knapp 2,5 wirklich angefangen zu sprechen obwohl dort ständig jemand plappert ;) und er wenig fernsehen durfte. Dann hat er aber auch ratz fatz alles aufgeholt und war gar nicht mehr zu stoppen. Also wie gesagt, einen allzu großen Kopf würde ich mir nicht machen, solange sie überhaupt was sagt und auch reagiert hat sie zumindest keinen Hörschaden.

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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