Bio-Obst und -Gemüse aus Übersee sinnvoll?

vom 21.01.2011, 14:34 Uhr

Ich stelle mir schon seit längerem die Frage, welchen Sinn es hat, Bio-Gemüse und -Obst aus Übersee nach Deutschland einfliegen zu lassen und es so zu verkaufen. Wenn ich weiß, dass die Produkte einen recht weiten Weg hinter sich haben und die vermeindlichen Bio-Äpfel aus Neuseeland stammen, greife ich lieber auf Äpfel aus Deutschland und aus dem konventionellem Anbau zurück.

Ich begründe es ganz einfach damit, dass eine lange Lieferungszeit der Nahrungsmittel durch den Flug gar nicht mehr so biologisch sein kann, wie es das Etikett verspricht. Also achte ich schon vermehrt darauf, dass ich Gemüse und Obst aus Deutschland kaufe.

Vielleicht habe ich in meinen Überlegungen einfach nur einen Denkfehler in gemacht und ich liege einem Irrglauben auf. Wie seht Ihr das? Bevorzugt Ihr, wenn es Bio sein soll, auch die Produkte aus Übersee oder verzichtet Ihr dann lieber auf Bio und kauft Produkte aus dem deutschen bzw. europäischem Anbau?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich finde, dass niemand Bioäpfel aus Spanien oder gar Neuseeland braucht. Äpfel wachsen auch in Deutschland, also kann man auch deutsche Bioäpfel kaufen. Bei Obst & Gemüse, das nicht in Deutschland wächst, sieht es natürlich anders aus.

Wenn ich mir aber ansehe, von wo nach wo wir in der Lebensmittelbranche Bioware und Ökoware transportieren, neige ich inzwischen dazu, nicht auf Bio oder Öko zu achten. Denn was nützen diese Siegel, wenn die Transportwege vollkommen unsinnig sind?

» Arcon » Beiträge: 311 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo,

klar wachsen Äpfel auch in Deutschland. Leider tun sie das nicht das ganze Jahr. Neuseeland liegt auf der Südhalbkugel und hat somit verschobene Jahreszeiten. Sprich wenn hier Winter ist ist dort Sommer. Das heißt, das gerade im Winter die Äpfel aus Neuseeland kommen müssen, da es keine Regionale Alternative gibt. Abgesehen davon wachsen in Neuseeland ja andere Sorten als in Deutschland. Die Transportwege halte ich jedoch auch für unsinnig.

Hinzu kommt das Landwirtschaftliche Produkte aus Neuseeland viel günstiger sind. Gäbe es nicht von der EU die hohen Schutzzölle würde die günstigeren Produkte aus Neuseeland den Deutschen Markt überschwemmen. Es ist trotz der hohen Transportkosten immer noch rentabel aus Neuseeland Landwirtschaftliche Produkte zu importieren.

» 1337 » Beiträge: 692 » Talkpoints: 7,29 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Bei Produkten, die in Deutschland oder den angrenzenden EU-Ländern ebenso gut wachsen, finde ich es auch unsinnig, Bio-Ware aus dem Ausland zu kaufen - vor allem wenn die europäische Ware direkt daneben liegt. Ich finde es auch erschreckend, dass es sich offensichtlich lohnt, Äpfel erst umständlich von sehr weit her zu importieren, um sie hier zu verkaufen, während vergleichbare Äpfel vielleicht nur wenige hundert Kilometer (oder noch deutlich weniger bei Obst aus der direkten Region) weit transportiert werden müssten. Wie extrem muss das Geschäft kalkuliert sein, wenn es sich lohnt, bestimmte Sachen, die hier für den gleichen Preis angeboten werden wie einheimische Produkte, mit dem Schiff nach Deutschland zu bringen - oder gar einzufliegen.

Bei Produkten, die in Deutschland einfach nicht wachsen oder nur unter bestimmten, meist unnatürlichen Bedingungen wachsen könnten, macht es Sinn, Waren aus dem (weiter entfernten) Ausland zu importieren. Hierbei würde ich dann allerdings besonders auf Bio-Ware schauen, da in vielen Ländern noch ganz andere Chemikalien erlaubt sind, die in Deutschland grundsätzlich nicht mehr verwendet werden. Daher ist es mir hierbei besonders wichtig, dass die Sachen Bio-Qualität haben.

Grundsätzlich kann man allerdings kritisieren, dass Obst und Gemüse aus anderen, fernen Ländern importiert wird. Eine flüchtige Bekannte von mir erzählte mir mal, dass sie nur regionales Obst isst und auch nur Sachen kauft, die gerade Saison haben - eben weil sie diesen aufwändigen Import mit langen Transporten nicht unterstützen will. Ich muss zugeben, dass ich auf einige Produkte, die es hier nicht gibt und die importiert werden müssen, nicht verzichten möchte.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wenn ein Produkt als "Bio" bezeichnet wird bedeutet das ja nur, dass es auf eine bestimmte Weise angebaut wird, aber dieser Begriff sagt nichts darüber aus, wie umweltfreundlich das Produkt im Endeffekt wirklich ist. Also, ein neuseeländischer Apfel, der nicht gespritzt ist, ist genauso "bio" wie ein ungespritzter deutscher Apfel. Ich finde, dass es hier angebracht wäre, neben den diversen Biosiegeln auch eines für klimaneutralen Anbau und Transport zu haben.

Es ist wohl so, dass in Deutschland der Bedarf nach Biolebensmitteln immer noch steigt, aber, dass die Landwirtschaft mit der Produktion nicht nachkommt. Ich glaube ein Feld muss eine Zeit lang stillgelegt werden, bevor man darauf dann Sachen anpflanzen kann, die man als "bio" verkaufen kann. Deshalb müssen dann wohl auch solche Sachen wie Äpfel importiert werden.

Ich achte bei Obst und Gemüse zunächst einmal darauf, dass ich es der Jahreszeit entsprechend kaufe. Dann ist es frischer, meistens günstiger und in der Regel stammt es dann auch aus der Region, bzw. ich kann es dann gleich beim Erzeuger kaufen. Wenn die Sachen dann noch ein Biosiegel haben ist das schön, aber das ist bei weiten nicht das erste und einzige Kriterium auf das ich schaue.

Cologneboy2009 hat geschrieben:Ich muss zugeben, dass ich auf einige Produkte, die es hier nicht gibt und die importiert werden müssen, nicht verzichten möchte.

Ich möchte auch nicht auf Ananas, Bananen oder ähnliches verzichten, aber wenn ich im Dezember Erdbeeren aus Israel im Geschäft stehen sehe frage ich mich schon, ob das sein muss und die Antwort darauf ist ganz klar Nein. Und ich denke darum geht es auch hier in dem Beitrag, nicht um die Sachen, auf die man sonst verzichten müsste, sondern um die Sachen, die man auch aus heimischem Anbau bekommen könnte.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Sicherlich gibt es Gemüse- und Obstsorten, die in Europa nicht wachsen können. Auch ich möchte Bananen oder Ananas nicht vermissen. Mir geht es wirklich darum, ob es Sinn macht, Bio-Champignons aus Israel zu verkaufen oder dann doch konventionell angebaute Champignons aus Deutschland zu verkaufen. Mir sind solche Beispiele schon öfter untergekommen und ich stand kopfschüttelnd vor den entsprechenden Fächern.

Letztens habe ich auch Erdbeeren aus Ägypten gesehen, da erging es mir ganz ähnlich. Ich werde auch möglichst nach Saison kaufen und darauf achten, wo es herkommt.

Bei deutschen Bioprodukten greife ich wesentlich lieber zu als bei Bio-Produkten aus Übersee, weil es mir wirklich nicht geheuer ist. Ich weiß nicht, ob andere Kunden auch darauf achten oder ob es ihnen egal ist, woher etwas kommt, so lang es ein "Bio"-Siegel trägt.

Cloudy, Deinen Vorschlag, doe Produkte nicht nur mit den bekannten Siegeln zu versehen, sondern auch nähere Infos zu Anbau und Transport finde ich sehr gut. Bei ägyptischen Erdbeeren kann man sich ja seinen Teil denken, die würde ich bei aller Liebe zu Erdbeeren auch nicht kaufen. Auch, wenn sie aus einem Bio-Anbau stammen, der wirklich gut kontrolliert wird.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Möchte mich da anschliessen: Bio Obst und Gemüse aus Übersee zu kaufen führt den ganzen gedanken der dahinter steht ab absurdum. Besser ist es verstärkt darauf zu achten welches Obst und Gemüse derzeit Saison hat und sich bei dem Obst und Gemüse, welches eben nicht hierzulande wächst auf das Zeug mit den langen Transportwegen zu beschränken. Zumal: Nicht alles was sich rein wirtschaftlich rentiert, ist auch ansonsten sinnvoll.

Grade bei Äpfeln würde ich sogar versuchen mich mal in der region umzusehen, ob nicht sogar Äpfel aufzutreiben sind, die nicht zu den sattsam bekannten Sorten gehören, sondern zu älteren, regionalen Sorten. So hat unser Biogärtner auf seinem Grund ein paar Bäume stehen, die zwar schon einiges auf der Rinde haben und deren Äpfel im normalen Verkauf kaum durchkommen würden, die aber ausgesprochen lecker schmecken. Und einer der Bauern aus dem Vorland verfügt über einen Birnenbestand, dessen Früchte zwart, süß und saftig sind. Leider kaum zu transportieren und mies zu lagern, aber wenn man sie frisch auft und schnell verzehrt, dann blickt man die Birnen im Laden nicht mehr mit dem Hintern an.
Das Obst und Gemüse in den großen Läden muß gewissen Regeln folgen, wirtschaftlichen, keinen geschmacklichen. Dann lieber regional mal gründlich umsehen, auch im eigenen Interesse - und die Biogedanken fördert man damit allemal mehr, als mit Bio Äpfeln aus Neuseeland.

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich denke, es gibt zwei Gruppen von Leuten, die Bio-Produkte bevorzugen gegenüber konventionellen Lebensmitteln. Für die einen steht eher der Gedanke der Ganzheitlichkeit und der Schutz unserer Umwelt im Vordergrund und daher greift er /sie auf Bio-Nahrungsmittel oder andere Bio-Produkte zurück. Auf der anderen Seite gibt es da aber auch Leute, die Bio-Produkte kaufen weil sie weniger belastet sind und daher das Gesundheitsrisiko mit dem Verzehr solcher Produkte sinkt und somit die eigene Gesundheit der entscheidene Faktor ist, warum Bio-Lebensmittel gekauft werden

Jemand, dem es um den Gesundheitsaspekt geht, wird sicher eher zu einem Bio-Apfel aus Neuseeland greifen als zu einem konventionelle Apfel aus Deutschland. Und ich muss zugeben, dass ich auch den Bio-Neuseeland Apfel in den Einkaufskorb legen würde, wenn ich keine deutsche Bio-Alternative habe. Denn ein konventioneller Apfel birgt einfach die Gefahr, dass er mit Pestiziden belastet ist, da kann er aus Deutschland, Österreich oder sonst woher kommen, das macht ihn noch lange nicht gesünder als den Bio-Apfel aus Übersee. Daher wüsste ich keinen Grund, warum ich den konventionellen Apfel aus der Region bevorzugen sollte, wenn ich einen anderen aus Bio-Anbau kaufen kann. Diese Überlegung setzt natürlich ein großes Vertrauen in das Bio-Siegel an sich voraus.

Aber ich stimme dem absolut zu, dass ich im Winter keine Erdbeeren oder Wassermelonen haben muss, da greife ich dann schon auf regionale Produkte zurück aber auch dann natürlich bevorzugt auf Bio-Nahrungsmittel, wenn ich sie bekommen kann. Zwar steht auch für mich mit im Vordergrund, dass ich versuche umweltbewusst einzukaufen und Dinge versuche zu meiden, die einen ewig langen Transportweg hinter sich haben. Jedoch steht mir trotz allem am Ende meine Gesundheit an erster Stelle und daher würde ich eben nach dem oben genannten Beispiel verfahren in der Wahl meiner Lebensmittel.

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» Yazz » Beiträge: 1325 » Talkpoints: 10,38 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Wie Cloudy24 schon schreib hat die Kennzeichnung Bio kaum nur bedingt etwas mit Nachhaltigkeit zu tun, genauer gesagt ist da nur die Erzeugung erfasst und nicht andere Dinge, die aber eben auch mit Nachhaltigkeit zu tun haben, im beschriebenen Fall mit dem Transportweg. Auch sonst ist Bio nicht immer das was wir erwarten würden, das habe ich schon mal in den Richtlinien gelesen. Daher widerspricht sich Bio und Übersee nicht unbedingt, zumindest, wenn man nach den Richtlinien geht.

Allerdings finde ich es auch etwas merkwürdig, wenn Bio-Produkte angeboten werden, die aus Übersee stammen. Denn in meinen Augen sollte man in puncto Nachhaltigkeit nicht zwischen Erzeugung und anderen Kriterien unterscheiden. Für mich gehören Erzeugung und auch Transport etc. durchaus zusammen und machen die Nachhaltigkeit eines Produktes aus.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich greife normalerweise auf deutsches Obst und Gemüse zurück. Wenn ich das hier kaufe und es steht drauf Bio, dann meine ich darauf vertrauen zu können, dass es auch wirklich Bio ist. Wird nun Obst und Gemüse importiert und es soll laut Aufdruck Bio sein, bin ich nicht sicher, ob das wirklich stimmt. Natürlich gibt es Richtlinien. Aber wer sagt mir, dass die in fernen Ländern auch eingehalten werden? So genau kann das keiner nachprüfen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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