Ab wann ist ein Kind ein Integrationskind?
Bei Kindergärten gibt es ja auch eigene Integrationskindergärten. In diesen Kindergartengruppen sind in der Regel weniger Kinder, dafür sind eben einige Kinder Integrationskinder. Ich habe vorhin gerade konkret von einem Integrationskindergarten gelesen, der recht klein ist. Er besteht nur aus zwei Gruppen.
Eine Gruppe wird normal geführt und da sind bei zwei Betreuern 25 Kinder anwesend. Die andere Gruppe ist eben eine Integrationsgruppe. Dort sind nur 15 Kinder anwesend, wovon eben maximal 5 Kinder Integrationskinder sein dürfen. Diese Gruppe wird von einer Kindergärtnerin, einer Assistentin und einer Sonderkindergärtnerin betreut.
Nun frage ich mich, ab wann ein Kind als Integrationskind gilt. Mein Sohn hat zum Beispiel eine sehr ausgeprägte Form von Neurodermitis und wurde dadurch zu 50% als behindert eingestuft. Ist mein Sohn dadurch automatisch ein Integrationskind?
Wie schon bei deinem anderen verfassten Beitrag erwähnt, denke ich nicht, dass dein Kind mit der Neurodermitis als Integrationskind einzustufen ist. Das ist genauso wenig einer Integration anzurechnen, wie ein Kind, welches Schuppenflechte hat oder Nesselsucht.
Unter Integrationskinder versteht man Kinder, die eigentlich vor einiger Zeit gar keinen normalen Kindergarten besuchen hätten können, weil das nötige Personal, welches sie kognitiv oder körperlich fördert, gefehlt hat. Nun gibt es Gott sei Dank Sonderkindergärten, eben Integrationskindergärten, in denen Sonderpädagoginnen 1:1 Betreuung für ein Integrationskind übernehmen. Dies ist natürlich für die Integrationskinder, wie zum Beispiel Kinder, die blind oder taub sind, Kinder mit Down- Syndrom oder Kinder die im Rollstuhl sitzen ein enormer Vorteil.
Für Kinder, die mit dem Integrationskind in der Gruppe sind, kann es natürlich auch Vorteile haben. Sie lernen, Rücksicht auf das Integrationskind zu nehmen und bekommen mit, wie dankbar sie für ihre eigene Gesundheit sein können. Es werden hoffentlich später einmal Erwachsene, die für Menschen mit Behinderung mitdenken, sie verstehen und so annehmen wie sie sind.
Ich sehe das prinzipiell ja ähnlich wie du. Wobei die Betreuung nicht immer 1:1 ist. In dem von mir genannten Kindergarten werden eben in dieser Gruppe 15 Kinder aufgenommen. Davon sind 5 Integrationskinder! Vielleicht gab es da irgendwann einmal eine Veränderung der Kriterien? Ich weiß es nicht.
Ich weiß aber, dass in meinem Nachbarort eine Volksschule nun auch eine Integrationsklasse hat. Auch in dieser Klasse befinden sich 5 Integrationskinder. Zu meinem Erstaunen waren dies aber keine körperlich- oder geistig behinderte Kinder, sonder hyperaktive Kinder! In dieser Klasse sitzen demnach nun eben 5 hyperaktive Kinder. Ich muss zugeben, dass ich mir auch etwas anderes unter einer Integrationsklasse vorgestellt habe.
So und das mit meinem Sohn ärgert mich manchmal insofern ein wenig, weil er scheinbar ein Zwischenfall ist. Ich hätte auch niemals gedacht, dass eine Neurodermitis zu einer Behinderung zählt. Ich wurde eines anderen belehrt. Er wurde von Ärzten zu einer 50%igen Behinderung eingestuft. Das habe ich nicht selber gemacht, sondern eben Ärzte.
Bei einer normal verlaufenden Neurodermitis wird das auch nicht so eingestuft. Ich muss jedoch zugeben, dass mein Sohn doch eine außergewöhnlich starke Form hat, die auch nicht schubweise sondern dauerhaft ist. Er hat auch nicht ein paar rote Flecken oder so, sondern er hat oft großflächige ganz offene Hautflächen. Aufgrund der Neurodermitis ist er auch von der Entwicklung etwas hinten nach. Es ist nicht besonders schlimm, aber doch deutlich bemerkbar.
Von Tagesmüttern und auch von Kindergärten wurde ich zum Teil schon fast abgelehnt. Zumindest würden sie ihn nur mit zusätzlicher Betreuung nehmen, oder bei der Tagesmutter müsste ich das 1,5 fache bezahlen. Auf der anderen Seite ist er eben kein klassisches Integrationskind, das sehe ich eben genauso wie du. Irgendwie passt er weder in die eine noch in die andere Kategorie und wird überall abgelehnt. Das kann es ja auch nicht sein. Das heißt, ganz abgelehnt wird er nicht überall, weil es auch noch die Zwischenlösung gibt, dass er eine eigene Betreuerin bekommt. Die muss natürlich von der Gemeinde extra finanziert werden. In einem Integratiionskindergarten würden diese Kosten eben wegfallen. In der Summe gesehen würde es also billiger kommen.
@ wirreszeug
Tournesol hat hier ja bereits öfters über ihren Sohn geschrieben. Ganz generell würde ich auch denken, mit Neurodermitis ist der Junge kein Integrationskind. Allerdings kommen im Falle des Buben ja noch mehr Faktoren zusammen, die ihren Ursprung halt in der Erkrankung haben. Der Junge ist sehr zurück gezogen, ihm fällt es schwer Kontakte auf zu bauen und so weiter. Und der Junge erfährt unheimlich viel Ablehnung durch andere Menschen. Nicht böse sein tournesol, aber der Junge wird mehr brauchen, als eine normalen Kindergarten. Da durch das man ihn halt zum Teil wie eine Aussätzigen behandelt, wird er es immer schwer haben Kontakte aufzubauen. Und ich denke mal, dass ihm leider aufgrund seiner bisherigen Erlebnisse auch das nötige Urvertrauen in fremde Menschen fehlt. Was ich auch total gut nachvollziehen kann. Der Junge wird wahrscheinlich nicht wegen der Neurodermitis alleine mehr "Aufmerksamkeit" und ähnliches brauchen, sondern damit seine psychische Entwicklung einfacher verläuft. Integration ist da denke ich das richtige Stichwort.
Ich will deinen Sohn mit Sicherheit nicht als gestört abstempeln, dazu müsstest du mich aber auch gut genug kennen, hoffe ich. Aber ich finde keine besseren Worte. Aber der Junge muss lernen, sehen und auch erleben, es gibt noch mehr Menschen wie ihn, die zur Randgruppe der Bevölkerung gehören. Ich befürchte in einem normalen Kindergarten würde er untergehen. Deshalb würde ich an deiner Stelle auf alle Fälle versuchen ihn in einem Integrationskindergarten unter zu bringen, wenn auch nicht als Integrationskind. Eventuell könnte das aber halt über die psychische Schiene laufen. Was ich auch nicht als Makel ansehen würde. Sondern als Hilfe zur Teilnahme an einem "normalen" Leben. Damit die Grundlagen stimmen. ( Ich hoffe du verstehst, auf was ich hinaus möchte).
@LittleSister: du hast denke ich vieles auf den Punkt gebracht und ich habe deine Aussagen nicht falsch verstanden und weiß, wie du sie meinst. Du liegst meiner Meinung nach auch sehr richtig. Oder zumindest sind durchaus einige Gedanken dabei, die ich auch habe.
Seit mein Sohn 4 Monate alt ist, gehen wir jede Woche zu einem Babytreffen mit drei weiteren Kindern. Trotzdem mag er diese Treffen noch immer nicht, obwohl diese Treffen bei uns in den Wohnungen stattfinden und er die anderen nun wirklich schon gut kennt. Er ist oft sehr zurückgezogen und findet nur schwer Anschluss. Das kann ich ihm aber auch nicht verdenken, weil er wurde auf Spielplätzen und in vielen anderen Situationen schon oft sehr ausgegrenzt. Auch das kann ich natürlich verstehen, dass andere Kinder so auf sein Hautbild reagieren, weil es oft wirklich arg aussieht.
Aber wie LitteSister es auch gesagt hat, muss mein Sohn lernen mit diesen Situationen umzugehen. In einem normalen Kindergarten habe ich ein wenig Angst, dass er eben nur irgendwie mitläuft. Ich sehe da ein wenig die Gefahr, dass er den ganzen Frust und so weiter nur noch mehr in sich hineinfrisst. Er würde dort zwar eine eigene Betreuerin bekommen und das beruhigt mich auch ein wenig. Trotzdem denke ich, dass Integrationskindergärten für solche Fälle besser geschult sind und vielleicht auch besser wissen, wie man solche Kinder am besten integriert.
Nun ist es so, dass dieser Integrationskindergarten nicht in meiner Gemeinde ist. Es wäre auch ein Kindergarten, der nur in Frage kommen würde, wenn ich eine Arbeitsstelle dort bekommen würde, wo ich es mir vorstelle. Weil dort ist eben der Kindergarten. Der ist aber eben nicht wirklich in meiner Gemeinde und somit wollte ich mich eben erkundigen, wo die Abgrenzungen eines Integrationskindes sind. Wie er dann eingestuft wird, als ob Integrationskind oder nicht, ist mir eigentlich egal. Ich würde so einen Kindergarten eben nur vorteilhaft finden. Alleine schon deswegen, dass er dort einfach sieht, dass andere Kinder auch anders sind.
Direkt in meiner Nähe gibt es leider keinen Integrationskindergarten. Sonst hätte ich es mir schon früher überlegt. Der Kindergarten, den ich bisher ins Auge gefasst habe, ist sicher auch nicht schlecht, aber wenn ich diesen Job wirklich bekommen sollte, wäre es für mich ideal, wenn er dann dort auch gleich in den Integrationskindergarten gehen könnte.
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