Fördert Mozartmusik die Entwicklung von Babys?

vom 20.11.2010, 17:44 Uhr

Alle Eltern wollen natürlich nur das Beste für ihren Nachwuchs. Immer wieder hört man von verschiedenen Stellen, dass Mozartmusik sehr gut für die Entwicklung von Babys sein soll. Am besten fängt man damit schon während der Schwangerschaft an.

Ich muss sagen, dass ich das am Ende meiner Schwangerschaft auch gemacht habe. Ich bin eigentlich nicht so der Fan von Mozartmusik, aber irgendwie habe ich diese Musik in der Schwangerschaft sogar beruhigend und angenehm empfunden. Auch in den ersten Wochen nach der Geburt habe ich öfters eine Mozart CD eingelegt. Ob es was gebracht hat, weiß ich jedoch nicht.

Ist nun Mozartmusik wirklich förderlich für die Entwicklung oder ist das nur ein Gerücht? Kann man dann rein theoretisch jede CD nehmen oder nur bestimmte Melodien? Ich habe da ehrlich gesagt gar nicht so darauf geachtet. Meine Eltern hatten ein paar Cd's von Mozart, die ich mir eben ausgebort habe. Eine eigene CD wollte ich mir dann doch nicht kaufen.

Was wird dabei eigentlich konkret gefördert und wodurch wird diese Förderung bewirkt? Gibt es irgendwelche Studien die das belegen? Klappt das eigentlich nur bei Babys und Kleinkindern oder auch bei etwas älteren Kindern?

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass das Hören und vor allem das selber machen von Musik, die Entwicklung der Synapsen im Gehirn fördert. Vor allem in den ersten Monaten nach der Geburt, verbinden sich die Synapsen im Gehirn eines Babys rasend schnell, es ist sehr aufnahmefähig, deshalb sagen viele Wissenschaftler, dass die ersten Monate sehr entscheidend, für die Weiterentwicklung eines Kindes sind. Bekommt das Kind in den ersten Monaten möglichst viele Sinneseindrücke, aller Art, fördert das tatsächlich die Lernfähigkeit und letztendlich eben die Intelligenz. Forscher des Max-Planck Instituts haben bewiesen, dass bei musikalische Menschen weit mehr Gehirnareale aktiv sind, als bei nichtmusikalischen Menschen, außerdem wird auch das mathematisch-räumliche Denken trainiert. Es gibt keinen anderen äußeren Einfluss, der einen so schnellen Umbau im Gehirn bewirken kann, wie Musik. Die Nervenzellen vernetzen sich stärker, der Informationsaustausch verschnellert sich und es wurde ebenfalls nachgewiesen, dass bei Kindern, die vor dem siebten Lebensjahr anfingen zu musizieren, der Balken zwischen den beiden Gehirnhälften messbar größer ist.

Musik hat außerdem auch heilende Kräfte, selbst wenn man sie nur passiv erlebt. Und das beginnt auch schon mit unserem ersten Lebensjahr, nämlich wenn die Mutter ihrem Kind etwas vorsingt oder es eben Musik hören lässt. Bei Neugeborenen wird dadurch die Produktion des Stresshormons (Cortisol) gesenkt und das Baby beruhigt sich. Auch die umgekehrte Wirkung ist möglich, wenn das Baby zu ruhig ist. Das alles sind meiner Meinung nach wohl genug Gründe, einem Baby eine Mozart CD vorzuspielen oder ihm selbst etwas vorzusingen. Die Wirkung von Musik ist kein Ammenmärchen wie etwa die Wirkung von Heilsteinen und Gebeten, sondern wissenschaftlich bewiesen und zweifellos vorhanden.

Ich selbst wurde als Kind rund um die Uhr berieselt und bin heute ein ausgezeichneter Orchestermusiker, auch wenn das jetzt nicht der Grund sein soll, Kindern Mozart vorzuspielen. Die Kinder meiner Tante sind auch mit klassischer Musik aufgewachsen schlafen damit abends ein, sind sehr gute Schüler und scheinen mir sehr ausgeglichen, im Vergleich zu so manch anderen Kindern. Das Hören von klassischer Musik ist für das Gehirn nun mal sehr wirksam. Ob es jetzt Mozart oder Berlioz ist, ist da völlig egal. Meistens wird einem wohl Mozart empfohlen, weil Menschen die sich mit klassischer Musik nicht auskennen, durch bekannte Klavierstücke eher den Zugang zur Musik finden, als wenn man sie Bach Sonaten oder Chopin hören lässt. Hinzu kommt wohl auch, dass Mozarts Stücke nicht nur sehr bekannt, sondern auch sehr ruhig und entspannend sind. Natürlich wird man da bei anderen Komponisten auch fündig, Mozart hat aber eben einen hohen Bekanntheitsgrad, auch unter Leuten die keine Klassik hören.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


tournesol hat geschrieben:Alle Eltern wollen natürlich nur das Beste für ihren Nachwuchs.

Und dem kann ich uneingeschränkt zustimmen und halte es für ein normales und gutes Verhalten von Eltern. Es geht schließlich um die eigenen Kinder!

tournesol hat geschrieben:Immer wieder hört man von verschiedenen Stellen, dass Mozartmusik sehr gut für die Entwicklung von Babys sein soll. Am besten fängt man damit schon während der Schwangerschaft an.

Das stimmt und es handelt sich wohl um eine der nicht totzukriegenden Legende, welche sich ewig halten werden. Das sie sich so halten, liegt aber an der Idee, praktisch umsonst zu den klammheimlich gewünschten Supertalent-Kindern zu kommen. Man erhofft sich, mit möglichst wenig Aufwand kleine Genies auf die Welt zu bringen bzw. sein Kind zu eben etwas besonderem zu bekommen. Bequem ist der Weg über das Hören von klassischer Musik, weil man selbst kaum etwas beisteuern braucht. Leider gibt es - entgegen jeder anderen Behauptung - keine wissenschaftlich haltbare Studie, die auch nur annähernd einen entsprechenden Effekt nachweist. Studien, die anders lauten, sind längst widerlegt und haben die Rahmenbedingungen schlicht ignoriert. Die waren letztlich ausschlaggebend, wenn die Lebensläufe von Kindern anders verliefen, welche klassische Musik gehört haben - im Verhältnis zu Kindern ohne diese "Förderung". Hier ist praktisch sichergestellt, dass dies auch ohne "Musikkonsum" in frühester Kindheit entsprechend gekommen wäre.

tournesol hat geschrieben:Ich muss sagen, dass ich das am Ende meiner Schwangerschaft auch gemacht habe. Ich bin eigentlich nicht so der Fan von Mozartmusik, aber irgendwie habe ich diese Musik in der Schwangerschaft sogar beruhigend und angenehm empfunden.

Und genau dies ist die Berechtigung, warum es trotz fehlender Wirkung (im Sinne der Geniebildung) trotzdem sinnvoll sein kann. Sowohl die Mutter als auch das Kind kann dadurch beruhigt werden. Das schafft einfach auch eine angenehme Atmosphäre. Wobei es natürlich stark auf das klassische Stück ankommt, welchem man lauscht.

Hat man aber gar keinen eigenen Bezug zur klassischen Musik und (!) wenn es einem wirklich gar nichts bringt (also auch nichts beruhigendes), so sollte man sich nicht selbst quälen - in der irrigen Hoffnung, seinem Kind "Wettbewerbsvorteile" (und um nichts anderes geht es bei so was!) zu verschaffen.

tournesol hat geschrieben:Ob es was gebracht hat, weiß ich jedoch nicht.

So was kann man eigentlich auch nur dann beurteilen, wenn man weiß, was es bringen sollte. Aber solange es keinen Schaden anrichtet, bin ich der Meinung, dass man machen kann, was man will. Daher wird das kein Fehler gewesen sein. Aber es muss ja einen Grund gegeben haben, warum Du das eingestellt hast.

Grundsätzlich würde ich jeden und jede beruhigen und auf jeden Fall davor warnen, sein Kind ohne eigenen Einsatz in irgendeiner Form "gefördert" sehen wollen (also zum Nulltarif). Die CD (oder die Musik) selbst bringt rein gar nichts im Sinne einer Förderung, kann aber dem Kind ein Wohlsein bescheren. Wenn es letztlich um Förderung geht, so ist die Beschäftigung mit dem Kind durch nichts zu ersetzen. Dazu gehört eben auch das Gespräch mit dem Baby. Inklusive der Gesichtsmimik - ebenso der Körperkontakt. Also das, was Eltern automatisch machen (sollten). Dem Kind eine Hörbuch-CD vorzulegen hat auch nicht den gleichen Effekt, wie eben das interagieren. Auch wenn man genau weiß, dass das Baby einen nicht versteht. Das einsetzen einer "Baby-Sprache" sollte ja auch vermieden werden.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich hatte mal eine Studie gelesen dass Kühe mehr Milch geben wenn sie klassische Musik hören (sage das aber nie zu einer Stillenden), warum soll das nicht auch für die Babys gut sein.

Ich denke aber dass der beruhigende Effekt sich eher auf die Mutter auswirkt und dadurch indirekt auch Einfluss auf das ungeborene Kind nimmt.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



derpunkt hat geschrieben:Leider gibt es - entgegen jeder anderen Behauptung - keine wissenschaftlich haltbare Studie, die auch nur annähernd einen entsprechenden Effekt nachweist.

Ich muss dir da leider widersprechen, weil ich erst kürzlich eine Facharbeit zu diesem Thema geschrieben habe und dabei nicht nur mit aktuellen Büchern zum Thema gearbeitet habe, sondern auch Vorlesungen in der Musikfachhochschule Köln und Bochum besucht habe und ich kann daher mit Sicherheit sagen, dass der fördernde Effekt von klassischer Musik durchaus nachgewiesen ist. Menschen die klassische Musik nur hören, aber keine selber machen, haben im Vergleich zu Menschen die nur Mainstream oder Gesangsmusik hören mehr aktive Hirnareale. Bei Menschen die Musik selbst machen, ist das noch sehr viel weiter ausgeprägt und nachgewiesen, aber es stimmt eben auch, dass Menschen die klassische Musik nur hören, dadurch positive Wirkungen erlangen können.

So, und das heißt jetzt nicht, dass das Kind davon klüger wird! Hört die Mutter in der Schwangerschaft klassische Musik, dann bekommt das Baby das auf jeden Fall mit. Hat die Musik beruhigende Wirkung auf die Mutter, spürt es auch das Kind, ist die Mutter von der Musik genervt, empfindet das Kind sie mit Sicherheit auch als eher negativ. Aber hören tut es sie auf jeden Fall, dass ist Vergleichbar mit dem Akzent, worüber doch auch erst letztlich eine Studie veröffentlicht wurde, dass nämlich französische Babys schon mit Akzent schreien und deutsche nicht, eben weil sie schon ungeboren mithören können.

Und hört das Baby eben die Musik, so kann das positive Wirkungen haben, aber leider bringt es nur sehr wenig, dies nur in der Schwangerschaft zu tun. Will man wirklich was erreichen, hört man auch danach noch Klassik und läuft es gut, möchte das Kind irgendwann ein Instrument spielen und genau dadurch wird nämlich die ersehnte Wirkung erreicht, denn dass das Spielen eines Instrumentes positive Wirkungen auf Intelligenz, Gedächtnis und sogar Immunsystem hat, ist unumstößlich nachgewiesen und schon mehrfach von allen Seiten belegt worden. Allein durch das Hören von Klassik lässt sich dieser Effekt nicht erreichen, aber auch das hat schon kleinere positive Wirkungen und führt wenn man Glück hat eben zu dem Wunsch, ein Instrument zu spielen. Es soll also keine Mutter erwarten, dass ihr Baby ein Genie wird, weil sie in der Schwangerschaft Klassik gehört hat, das ist selbstverständlich Unfug.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


@Crispin
Zwar habe ich keine Facharbeit über das Thema geschrieben, weiß aber von Berichten (weiß nicht, ob das schon Studien waren), die hier klar zu verstehen geben, dass bei Untersuchungen in der Richtung regelmäßig Ursache und Wirkung verwechselt werden! Denn der Kontext ist hier schlicht entscheiden.

In einer Familie, in der regelmäßig klassische Musik gehört wird, ist (die klassische) Bildung (wenn man dies so verallgemeinernd schreiben kann) mit einem anderen Stellenwert angesiedelt, als in Familien, welche eben keine entsprechenden Konzerte besuchen und auch sonst der (was gemeinhin als entsprechendes Gut gilt) Kultur zugewandt sind.

Wenn man nun Kinder aus den beiden Schichten vergleicht und Mutmaßungen hinsichtlich Hirnaktivitäten anstellt und dann (ernsthaft) als Unterschied das Hören von klassischer Musik feststellt (und nicht etwa das viele Vorlesen, das beschäftigen mit dem Kind, die Nachhilfestunden und die Förderungen im Turn-, Reit- und Musikverein), dann mag die Beobachtung richtig sein.

Nachdem Du erst kürzlich darüber geschrieben hast, würde ich mich aber aufrichtig über eine Quelle freuen, die diese Nachweise stützt. Ich selbst sehe mich imstande, meine bisherige Sicht zu korrigieren. In erster Linie interessiere ich mich hier für die Methode des Nachweises, welcher dann einen solchen Schluss zulassen würde.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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