Christkind, Weihnachtsmann, Zahnfee & Co.
Ich habe mit Christkind etc.gar nicht erst angefangen, weil ich befürchtet habe, daß es im Kindergarten ein paar ganz schlaue Kinder gibt, die mein Kind dann auslachen, wenn es daran glaubt. Ich wollte sie meiner Tochter nicht "vorenthalten" sondern ihr das evntuelle Veräppeltwerden ersparen. Daß im Kindergarten noch alle daran glauben und alles ganz anders kommt, konnte ich ja nicht riechen, ich selber kam ja recht früh dahinter. Hätte ich gewußt, daß heute noch Drittklässler daran glauben, hätte ich das Christkind bestimmt eingeführt. In meiner Kindheit kam niemand in die Schule wußte nicht "Bescheid". So ändern sich die Zeiten.
Daß man alle Bräuche aus Amerika übernehmen muß wie hier die Zahnfee, verstehe ich nicht. Aber ich mache das meiner Tochter zuliebe mit, weil alle Mädchen, von den Jungs weiß ich es nicht, ihre Zahnfeegeschenke bekommen. Ich finde es auch nicht prickelnd, etwas naturgegebenes so zu entlohnen, aber gut.
Ich habe meiner Tochter von den meisten Figuren erzählt. Sie ist jetzt fünf Jahre alt und glaubt an das Christkind, den Osterhasen, den Nikolaus und auch an die Zahnfee. Bei uns gibt es auch noch die Spielzeugfee, die dürfte aber eher weniger Leuten bekannt sein.
Warum ich sie dementsprechend "anlüge" ist ganz einfach erklärt. Figuren wie Christkind oder Nikolaus sind mystisch. Es gibt einen ganz besonderen Glanz in den Augen der Kinder, wenn sie nach einer Zeit voller Vorfreude ein Geschenk vom Christkind in der Hand halten. Es gibt ihnen das Gefühl, dass da draußen noch jemand ist, der selbstlos handelt um anderen eine Freude zu machen. Außerdem ist die Zeit, in denen Kinder noch daran glauben auch etwas sehr Besonderes. Es ist einfach magisch, märchenhaft.
Genauso habe ich meine eigene Kindheit in Erinnerung. Die Weihnachtszeit war etwas ganz Besonderes, wenn man Abends am Fensterbrett saß und versuchte, ein Botenengerl fliegen zu sehen, das gerade die Wunschzettel der Kinder abholte. Meine Mutter war immer sehr dahinter und genauso möchte ich meiner eigenen Tochter diese wunderschöne Zeit ermöglichen.
Ich habe übrigens sehr lange an das Christkind geglaubt. In der zweiten Klasse war da einer, der felsenfest behauptet hat es gäbe kein Christkind, seine Eltern hätten es ihm gesagt. Völlig schockiert verlangte ich ein Gespräch mit meiner Mutter. Sie fragte, ob ich es wirklich wissen will. Ich habe lange überlegt und mich für nein entschieden. Es war mir egal, ich wollte es nicht wissen, aber daran glauben. Von daher betrachtet glaube ich wohl heute noch an Christkind und Co.
Bei meinen Kindern wird der Glaube so lange wie möglich aufrechterhalten und wenn dann einmal der Zeitpunkt für dieses Gespräch kommt, dann werden sie von mir die Wahrheit erfahren, wenn sie es wirklich möchten.
Ich würde es nämlich wirklich schade finden, wenn ich diesen Zauber meiner Tochter vorenthalten würde. Irgendwie verstehe ich zwar deine Beweggründe aber für mich wäre es nichts. Ich finde es gut, dass du deine Tochter in der Zahnfeesache unterstützt, auch wenn du es selber als keinen guten Brauch ansiehst. Anscheinend möchte sie an sie glauben und wenn alle in ihrer Klasse genauso denken, dann wird sie ja auch nicht ausgelacht.
Ich stehe diesen ganzen erfundenen Geschenkebringern, Bestrafern und christlich geprägtem Unsinn eher skeptisch gegenüber. Natürlich hat das schon was Nettes. Fantasiegestalten, die einem immer schön Geschenke bringen und einen belohnen, wenn man brav war. Aber meiner Meinung nach ist das dasselbe wie Gott (ich muss dazu sagen, dass ich Atheistin bin und wirklich keine hohe Meinung von Gott und dem ganzen Drumherum habe). Gott macht Angst, Gott kann man Verantwortung in die Schuhe schieben, Gott hält als Sündenbock her und Gott schenkt Hoffnung. Kleine Kinder können sich wohl unter dem Begriff 'Gott' nicht so viel vorstellen. Dafür aber umso mehr unter 'Christkind', 'Osterhase' usw.
Kurz zu meiner kindlichen Erfahrung mit dem ganzen Quatsch:
Ich wurde mit Christkind, Osterhase und co. aufgezogen. Meine Brüder und ich haben zu Weihnachten fleißig Wunschzettel geschrieben, sie an's Fenster gehängt, damit das Christkind sie abholen kann (manchmal hat das Christkind Tage lang gebraucht, bis es bei uns vorbeikam. Mich hat das ziemlich deprimiert und ich verstehe nicht, warum sich meine Mutter das angetan hat, nur um die ganze Geschichte glaubwüriger erscheinen zu lassen) und uns tierisch gefreut, als die Zettel endlich weg waren. Eines Abends konnte ich nicht schlafen und wollte meine Mutter fragen, ob ich nicht noch ein bisschen auf bleiben kann. Meine Mutter war blöderweise gerade dabei die Wunschzettel vom Fenster abzumachen. Sie hat zwar versucht sich rauszureden, aber ohne Erfolg. Das Christkind ist für mich an diesem Tag gestorben. Ich war enttäuscht und unglaublich sauer auf meine Mutter, weil mir ja immer gepredigt wurde, dass man nicht lügen darf.
Warum sollte ich meinem eigenen Kind sowas antun? Mein Sohn ist zwar noch nicht so alt, dass so etwas schon eine Rolle spielen würde, aber ich werde, wenn es soweit ist, damit gar nicht erst anfangen. Ich möchte nicht, dass mein Sohn mich für eine Lügnerin hält und sich verarscht vorkommt. Zum einen, weil ich dem Christkind und dem Osterhasen aufgrund deren Ursprungs wegen meiner persönlichen Überzeugung sehr abgeneigt bin (was nicht heißt, dass ich meinem Sohn MEINE Überzeugung aufdrängen werde. Ich werde ihm verschiedene Ansichten und Religionen so objektiv wie möglich erklären, und dann kann er sich selbst entscheiden, woran er glaubt und woran nicht) und zum anderen weil ich den Sinn nicht verstehe. Ich kann meinen Sohn auch ohne höhere Instanzen beschenken und erziehen. Ich brauche keine außenstehenden Angstmacher und Belohner. Das bekomme ich selbst ganz gut hin Dasselbe ist das Ding mit der Zahnfee. Jedes Kind verliert Zähne, jedem Kind wachsen Zähne, was beides sehr schmerzhaft verlaufen kann. Es reicht doch mein persönlicher Beistand und mein Lob, wenn er das tapfer überstanden hat.
Zum Thema 'Geheimnis auflösen' und andere Schulkinder bzw. Kindergartenkinder. Ich denke, dass man das Alter nicht so pauschal festlegen kann. Jedes Kind entwickelt sich unterschiedlich und manche bleiben länger Kind, manche werden früher Jugendlicher. Ich finde das jedenfalls ein bisschen problematisch, denn sogar Grundschullehrer fragen die Kinder, was das Christkind dieses Jahr schönes gebracht hat. Wenn mein Sohn dann sagt 'Es gibt kein Christkind!' wäre das wohl ein bisschen doof für die Kinder, die daran glauben und deren Eltern das für sinnvoll halten. Falls mich Eltern bzw. Lehrer dann darauf ansprechen und Ärger machen, werde ich da wohl durch müssen. Denn nur aufgrund komischer Sitten werde ich meinem Sohn keine Lügen auftischen. Ein bisschen schlecht würde ich mich wohl trotzdem fühlen, weil ich anderen Eltern nicht in ihrer Erziehung rumpfuschen möchte.
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