Woran denkt man im Stau

Nichts geht mehr vorwärts. Auf einer Autobahn in Deutschland droht ein Verkehrsinfarkt. Wie fast jeden Wochentag bringt ein Stau die Blechlawinen zum stehen, morgens in einer Richtung und abends entgegengesetzt. Immer mal wieder kann der Wagen bewegt werden. Dann geht wieder nichts mehr. Während der Stoßzeiten muß mit kilometerlangen Staus gerechnet werden. Wer jetzt einen Termin einzuhalten hat, wird nervös. Und derjenige, dessen Arbeitsbeginn immer näher rückt, fängt an zu schwitzen und findet das gar nicht amüsant. Irgendwann kommt man dann - wenn man Glück hat und keine Vollsperrung durch einen Verkehrsunfall erfolgt - am Ziel an, vollkommen genervt.

Schlimm auch sind die Fahrten in den Urlaub in Richtung Süden. Da muß man schon viel Fantasie besitzen, um die langen Wartezeiten zwischen den einzelnen Fahrmöglichkeiten zu überbrücken. Selbst auf Umleitungsstrecken sind erhebliche Verkehrsbehinderungen in Kauf zu nehmen. Der Spritverbrauch macht einem Sorgen. Man denkt an die überstrapazierte Kupplung.

Über was wird noch nachgedacht im stehenden Verkehr? Der richtige Zeitpunkt für heiße Gedanken ist gekommen. Die überwiegende Zahl der Wartenden haben Sexfantasien. Andere denken an leckeres Essen und an die Familie. Eine Minderzahl denkt an gar nichts. Sie lassen im Stau ihre Seele baumeln. Wenn Langeweile aufkommt, streckt man seine Füße zum offenen Fenster raus. Ärgern ist verpönt, man ist optimistisch und glaubt, dass es bald wieder weitergeht. Man steigt aus und geht zum Wagen nach vorne oder hinten und unterhält sich mit dem Nachbar. So wird der erzwungene Stillstand auf deutschen Autobahnen von den meisten Menschen dazu genutzt, sich auf seine Grund-Bedürfnisse zu besinnen. Wann darf man sich schon einmal auf sich selbst konzentrieren? Wann hat man die Muße, seinen Gedanken nachzuhängen?

Woran denkt Ihr, wenn Ihr morgens zur Arbeit fahrt und im Stau steht. Was bewegt Euch im Stau auf der Fahrt in den Urlaub?

Ich muss gestehen ich bin ein sehr neugieriger Mensch. Gerade im Berufsverkehr rollt es ja immer mal wieder weiter. Dadurch hat man wechselnde Nachbarn in den Autos rechts und links neben einem da schaue ich mir die Leute und ihre Autos an. Sexphantasie sind da nicht gleich im Spiel aber mal ein Lächeln für einen netten Fahrer neben mir ist schon mal drin. Ein kleiner Flirt hellt die Laune dann auch gleich ein wenig auf, denn über den Stau ärgern ändert nichts an der Situation.

Ich denke an die unterschiedlichsten Dinge, wenn ich im Stau stehe. Oft überlege ich mir was ich zu Hause essen möchte oder plane meinen weiteren Tag durch. Meistens ärgere ich mich aber über die vergeudete Zeit und fange aufzuzählen was ich schon alles hätte machen können oder wo ich nun eigentlich schon sein könnte. Manchmal fange ich auch an zu telefonieren oder ich rate bei einem Quiz im Radio mit oder singe lauthals die Songs mit. Oft beobachte ich auch meine Nachbarn und gucke was diese so machen. Letztendlich bringt es natürlich nichts sich zu ärgern, aber ich tue es trotzdem oft, wenn ich keine Beschäftigung zur Ablenkung habe. Sexfantasien habe ich nicht wenn ich im Stau stehe und meine Seele kann ich leider auch nicht baumeln lassen.

Zunächst ist es hoffentlich für niemanden Alltag, wirklich täglich in so einem Stau zu stehen bzw. eine Strecke zu haben, bei der man eine Staugarantie hat. Denn in so einem Fall sollte man die Zeit im Stau dazu nutzen, sich über Alternativen zum Autofahren, zu der Strecke oder zu seinen Fahrzeiten nachzudenken. Denn klug ist es ja nicht, jeden Tag sehenden Auges in einen Stau zu fahren. Damit meine ich nicht die Staus, die durch temporäre Baustellen verursacht wurden.

Ansonsten ist so eine Situation doch prima dazu zu nutzen, mal ein wenig Radio zu hören oder aber den Tag Revue passieren zu lassen (wenn der Stau am Abend ist) bzw. sich Pläne für den Tag zu machen (morgens). Denn wann hat man sonst die Zeit, über seinen Tag nachzudenken, ohne dass es konkrete - und dann aber zwingende oder dringende - Anlässe gibt?

Eigentlich denke ich nicht wirklich nach, wenn ich im Stau stehe. Da ich so gut wie immer Musik höre beim Auto fahren, tue ich das gleiche natürlich auch, wenn ich im Stau stehe. Oder, da ich sowieso meistens einen Beifahrer dabei habe, ich unterhalte mich eben. Wenn ich schlecht gelaunt bin, kann es aber auch vorkommen, dass ich vor mich hin schimpfe, weil mich der Verursacher des Staus in dem jeweiligen Moment dann nervt.

Es kommt ganz auf die Situation an und auch darauf, was man vorher erlebt hat, bevor man in den Stau kam. Auch kommt es darauf an, was ich noch vor habe. Danach richten sich dann auch meine Gedanken. Ich werde bestimmt an etwas anderes denken, wenn ich gerade von einer Beerdigung komme, als wenn ich gerade von einer Geburtstagsfeier komme.

Man kann einfach nicht pauschal sagen, woran man denkt, wenn man im Stau steht. Bin ich auf dem Weg zu einem Termin werde ich bestimmt darüber nachdenken, ob ich nun zu spät komme oder ob ich es noch schaffe.

Das kommt ganz auf die Situation an. Als wir zum Beispiel unseren Hund abgeholt haben, standen wir auf der Hinfahrt im Stau. Da haben wir uns nochmal darüber unterhalten, wie wir dann mit dem Hündchen umgehen, wenn es dann bei uns zu Hause wohnen würde. Ich muss dazu sagen, dass ich noch keinen Führerschein habe und desalb nie allein im Stau stehe, sodass ich immer jemanden zum Unterhalten habe. Es wird sich bei uns dann halt immer darüber unterhalten, was gerade so ansteht. Wo man hin fährt, wie die Arbeit läuft, aktuelle Ereignisse in der Familie, ob schon jemand das Ende des Staus sehen kann und so weiter. Wenn es wirklich mal nichts zu bereden gibt, dann wird halt Musik gehört. Das lenkt auch ab.

Wenn ich mal wieder im Stau stehe, denke ich über mein Leben nach. Was habe ich erreicht, was will ich noch erreichen, was will ich erreichen auch wenn es unwahrscheinlich ist. Oft findet man im Stau die Zeit die man sonst nie hat. Da man sowieso nichts anderes tun kann denkt man eben nach. Daher finde ich die Zeit im Stau manchmal auch recht nützlich.

Sollte ich einmal genervt im Stau stecken, dann schalte ich meist das Autoradio lauter und höre mir Lieder an die mir gefallen. Dazu liegt immer eine CD im Auto parat, denn normalerweise höre ich beim Autofahren nur Radio. Dann kommt es auch schon mal vor das ich zur Musik "abgehe". Mal erntet man dafür ein verächtliches Kopfschütteln eines Stau-Nachbarn, manchmal ein nettes Schmunzeln. Mir persönlich ist es auch schon passiert, dass jeder Nachbar mit angefangen hat. Das heiterte meine Stimmung ziemlich auf.

Bei mir ist es eigentlich immer unterschiedlich, über was ich im Stau nachdenke. Meistens ärger ich mich, dass ich überhaupt im Stau stehe und denke darüber nach, wie ich diesen nun am besten umfahren könnte. Ich weiß natürlich, dass ich die Zeit auch besser nutzen könnte aber in diesen Momentan habe ich dann meistens keine Lust und auch schon so schlechte Laune, dass ich an gar nichts anderes mehr denken kann und erst recht keine effektiven Pläne machen könnte.

Natürlich hängt dies auch stark davon ab, wie lang der Stau ist und wo man gerade hinfahren will. Wenn ich vor der Arbeit im Stau stehe dann denke ich meistens schon über die Arbeit nach und was ich den ganzen Tag lang dort erledigen muss. Stehe ich auf dem Weg nach Hause im Stau, so denke ich meistens darüber nach, was ich am heutigen Tag noch alles zu Hause machen muss oder was ich noch einkaufen muss. Manchmal mache ich mir auch dann dort eine Einkaufsliste. Außerdem denke ich auch meistens darüber nach, dass meine armen Katzen nun noch länger alleine zu Hause sitzen und sicherlich schon auf mich warten.

Eine andere Situation ist es ja auch noch mal, wenn man mit mehreren Personen im Auto sitzt. Ich kenne es auch so, dass man sich dann schon mal über andere Autofahrer lustig macht oder auch einfach gemeinsam darüber nachdenkt, wie man diesen Stau umfahren könnte. Wir stehen öfter gemeinsam im Stau, wenn wir auf dem Weg zu Ikea sind. Dann planen wir gemeinsam schon den Einkauf und überlege, was wir alles brauchen und in welche Abteilungen wir unbedingt müssen.

es kommt immer son bisschen drauf an. ist man zu zweit, bzw mehrere im Auto kann man ja quatschen, dann fällt das nicht so auf das man im Stau steht. letztens war auf der Autobahn nen Unfall und wir standen mitten drin, da hatten wir uns zu dritt an die Leitplanke gelehnt, und halt auch geredet, uns Nummernschilder angeschaut und probiert Wörter daraus zu bilden usw.

Wenn ich allein im Stau stehe, hör ich Musik, oder wie meine vorredner, das ich mir überlege was ich gleich Zuhause alles mache, oder noch tun kann. Und wenn meine Gedanken mal wieder schneller sind, schau ich das Handy durch, irgendwer findet sich immer um mal bisschen zu quatschen