Was bewegt Mütter ein Kind in die Babyklappe zu legen?

vom 03.09.2010, 11:25 Uhr

Ich persönlich könnte mir nie vorstellen oder konnte mir auch nie vorstellen, mein eigenes Kind in eine Babyklappe zu legen. Denn ich hatte wirkliche Wunschkinder und es hätte kommen können was wollte, ich hätte meine Kinder niemals abgegeben.

Was bewegt aber Mütter ihr Kind anonym abzugeben? Ich hätte eine Theorie, warum diese Mütter eher die Babyklappe wählen, als eine Adoption. Für das Kind soll es ja wichtig sein, dass es irgendwann seine Wurzeln kennenlernt. Für die Mutter ist dies jedoch manchmal ein, ins Leben eingreifendes Erlebnis, wenn plötzlich das Kind vor der Tür steht und keiner in der Familie weiß, dass die Frau dieses Kind jemals bekommen hat und dann abgegeben hat.

Welche Beweggründe könnte eine Mutter noch haben den Weg der Babyklappe zu wählen, anstatt ihr Kind zur Adoption freizugeben?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Mir fallen da spontan mehrere Beweggründe ein.

Es könnte durchaus sein dass die Mutter vom geistigen Niveau her eher schwach ausgeprägt ist und Angst hat vor der Behörde und dem Ausfüllen von Formularen. Damit ist die Wahl der Babyklappe für sie eigentlich logisch. Niemand stellt Fragen oder macht Vorwürfe. Des weiteren wäre denkbar dass die Mutter möchte dass es ihrem Kind einmal besser geht als ihr. Vielleicht lebt sie auch auf der Straße oder der Partner hasst das Kind weil es von jemand anderen stammt oder er Kinder im Allgemeinen nicht leiden kann. Eine Schwangere aus dem Ausland kommt vielleicht nach Deutschland und will heimlich hier ihr Kind Austragen. Diesen Fall habe ich zu DDR-Zeiten selbst erlebt. Denkbar wäre auch eine schwangere Frau mit religiösem Familienumfeld, Stichwort Ehrenmorde.

Ansonsten gebe ich dir aber recht, es ist wirklich schwer vorstellbar dass eine Mutter ihr Kind einfach so abgibt ohne zu Wissen was damit passiert. Ich würde sogar in manchen Fällen trotzdem Gewissenskonflikte nicht ausschließen. Leider weiß ich nicht wie häufig solche Babyklappen in Deutschland auch benutzt werden, ich gehe aber davon aus dass es eher selten ist. Es müssen also doch die Gründe für eine bevorzugte Adoption eher überwiegen.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Es gibt Mütter, die ihr Kind nach der Geburt nicht behalten können oder wollen. Natürlich könnten diese Frauen ihr Kind zur Adoption freigeben, allerdings ist das für die entsprechenden Frauen sicher mit einem größeren Aufwand und höheren emotionalen Belastungen verbunden. Ich weiß nicht, was eine Frau tun muss, um ihr Kind zur Adoption freigeben zu können, allerdings wird dahinter auch ein gewisser Verwaltungsaufwand stehen. Wenn eine Frau dadurch immer wieder daran erinnert wird, dass sie eigentlich ein Kind hat, kann das sicher sehr belastend für die Person sein.

Natürlich kann ein Kind nichts dafür, dass seine Eltern nicht in der Lage waren, vernünftig zu verhüten, wenn sie sich schon sicher waren, dass sie keine Kinder möchten. Es gibt leider immer noch genug Leute, die es mit der Verhütung nicht so genau nehmen und dann überrascht sind, wenn die Frau plötzlich schwanger wird. Solche Leute, die generell nicht verantwortungsbewusst handeln, wollen sich vielleicht im Rahmen eines Adoptionsverfahrens nicht mit ihren eigenen Unzulänglichkeiten und der Frage, warum sie nicht besser aufgepasst haben, auseinandersetzen. In dem Fall ist die Abgabe des Babys über die Babyklappe die schnellere und unproblematischere Lösung, auch wenn man so ein Verhalten sicher kritisieren sollte.

Auf der anderen Seite gibt es immer noch Frauen, die sich nicht trauen, ihrem (vielleicht sogar gewalttätigem) Partner von der Schwangerschaft zu erzählen. Es gibt Frauen, die diese Tatsache komplett verheimlichen und das Baby dann in der Babyklappe ablegen, um es sofort "los" zu sein. Wenn sie es zur Adoption freigeben wollten, würde der Vater des Kindes dies sicher mitbekommen, zumindest wenn die beiden zusammen leben und eventuelle Papiere dann im gemeinsamen Briefkasten landen. Dieses Szenario gilt in gleicher Weise auch für schwangere Teenager, die ihren Eltern eine Schwangerschaft verheimlichen und das Baby dann irgendwie abgeben wollen/müssen, ohne dass ihre Eltern davon etwas mitbekommen.

Die meisten Mütter, die sich für die Babyklappe und gegen eine Adoption entscheiden, fühlen sich so weit in die Ecke gedrängt, dass sie nur schnell nach einem Ausweg suchen und das Kind so schnell wie möglich abgeben wollen, ohne dass eine Spur zurück zu ihnen führt. Manche besinnen sich später und holen ihr Kind dann nach einigen Tagen wieder im Krankenhaus ab. Das ist durchaus möglich und zeigt, dass die Abgabe des Kindes bei einigen Müttern eine Kurzschlussreaktion darstellt. Eine ungewollte Schwangerschaft kann sicher ein enormer Stressfaktor für eine Frau sein, den man sicher nicht verstehen kann, wenn man nicht selbst in der Lage ist. Ich kann mir kaum vorstellen, welche Sorgen man in dem Moment durchlebt, denke aber, dass keine dieser Frauen es sich wirklich leicht macht, wenn sie ihr Kind auf diese Weise abgibt.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Gründe gibt es da viele und oftmals ist es auch einfach nur Unwissenheit und/oder Scheu sich Hilfe zu holen. Viele Frauen sind einfach schlichtweg allein mit der Situation sich um ein Kind kümmern zu müssen überfordert und wählen diesen Weg.

Vor ein paar Jahren war dazu auch mal eine Fernsehsendung, wo eine junge Frau begleitet wurde. Sie war mehr oder weniger mit der Geburt schon überrascht, da leider immer mehr Frauen gar nicht bemerken, das sie schwanger sind. Danach war sie einfach mit allem überfordert und hat ihr Kind zur Babyklappe gebracht.

Ein paar Wochen später ist sie dann zu den Ämtern und hat sich Hilfe geholt und es hat zwei Jahre gedauert bis sie ihr Kind wieder bei sich hatte. Da wurde eben auch darauf geachtet, das sich die Mutter-Kind-Beziehung langsam aufbaut und das Kind dann nicht aus dem gewohnten Umfeld zu einer ihm fremden Mutter kommt.

Genauso kann es auch Angst vor dem Kindesvater sein, was eine Frau dazu treibt ihr Kind einfach anonym wegzugeben. Denn leider gibt es auch nicht wenige Männer die noch heute Frauen drohen, wenn sie eine Schwangerschaft austragen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich denke dass die meisten Frauen, die ihre Kinder in eine Babyklappe legen, solche Frauen sind, die ihre Schwangerschaft verheimlichen. Jugendliche, Frauen die sich nicht trauen zuzugeben dass sie schwanger sind und ähnliche. Ich finde hier ja die Erfindung der Babyklappe super. Auch wenn sie alle paar Jahre nur einmal genutzt wird, rettet sie so vermutlich dem einen Kind das Leben. Ich denke das diese Frauen so verzweifelt sind das sie nicht wissen was sie machen sollen. Sie können oder wollen sich niemanden anvertrauen und wissen auch nicht wohin mit dem Kind.

Bevor sie es irgendwo ablegen wo es eventuell stirbt oder gleich selber umbringen, was leider heutzutage gar nicht mehr so selten ist, ist es doch besser wenn man das Kind in die Babyklappe legt wo es sofort gefunden und versorgt wird. Ich persönlich hätte es mir nie vorstellen können das Kind in so eine Klappe zu legen, aber es ist vermutlich ein Unterschied ob man es sich wünscht oder ob man einfach mit der Situation Kind und Schwangerschaft nicht klarkommt.

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Es gibt doch Frauen die ihre Schwangerschaft verheimlichen, aus welchen Gründen auch immer, diese Frauen töten Ihre Kinder häufig oder wenn die Kinder Glück haben, landen diese in der Babyklappe. Da diese Frauen halt anonym bleiben wollen, kommt eine Adoption natürlich nicht in Frage, denn dann würde ja die Familie von der Schwangerschaft und so weiter erfahren.

Das ist die Theorie die ich so habe. Ich finde Babyklappe, aus welchen Gründen auch immer, aber noch besser als aussetzen oder töten. Klar jeder Mensch hat ein Recht zu wissen wo er herkommt, deshalb sind Babyklappen sehr umstritten, weil man hier nie erfährt wo man herkommt, aber wie schon gesagt, lieber lebend als tot.

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Naja, eine Babyklappe ist anonym. Würdest du gerne in 20 Jahren dein Kinder vor dir stehen haben und dich vorwurfsvoll fragen lassen, warum du es weggegeben hast? Das kann bei einer Adoption nämlich passieren. Ich kann mir vorstellen, dass es schon extrem schlimm sein muss, sein Kind wegzugeben und dass man sich dann bestimmt selber genug Vorwürfe macht und eben dementsprechend große Probleme haben muss, dass man nicht auch noch seinem Kind erklären will, warum man es weggegeben hat.

Ansonsten ist eine Adoption ja auch immer ein sehr langer Weg. Da muss die richtige Mutter wohl auch ziemlich viel Schriftkram erledigen und ich denke, dass eine Mutter schon sehr überfordert sein muss, damit sie ihr Kind überhaupt abgibt und ich denke nicht, dass sie sich dann noch in der Lage fühlt, sich so sehr um eine Adoption zu kümmern.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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