Anzeichen einer Spielesucht

vom 21.08.2010, 15:39 Uhr

Ich habe mich heute mit der Mutter meines Freundes über das Thema Spielesucht unterhalten. Allerdings kamen wir nicht auf einen Nenner, was die Merkmale, Anzeichen und Symptome einer solchen Sucht sind. Ich hatte vor ein paar Monaten noch mit dem Gedanken gespielt, dass mein Freund vielleicht süchtig nach Computerspielen ist, da er wirklich sehr viel und intensiv gespielt hat. Allerdings ist es jetzt so, dass er wegen einer schlechten Internetverbindung ca. zwei bis drei Wochen kaum gespielt hat. Er ist in dieser Zeit viel ruhiger geworden und ausgeglichener. Das hat er auch selbst festgestellt. :)

Nun ja, generell unabhängig von meinem Freund fragten wir uns dann gemeinsam, woran man bei einem außenstehenden zum Beispiel eine Sucht erkennen würde. Kann man das so überhaupt oder kann das nur ein Arzt feststellen?

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» Teelicht55 » Beiträge: 688 » Talkpoints: 17,91 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Die Spielsucht als Sucht wird leider in Deutschland noch nicht als Suchtkrankheit wie beispielsweise Alkoholismus anerkannt. Spielsucht wird nach dem ICD-10 als eine Persönlichkeitsstörung mit Impulskontrollstörung definiert. Und diese Behandlung der Impulskontrollstörung bezahlen auch die Krankenkassen.

Die sogenannte Impulskontrollstörung ist die Wurzel des eigentlichen Übels. Den Freund kann seine Impulse in Bezug auf das Spielen nicht mehr gezielt unter Kontrolle bringen, dann ist die Sucht schon ausgeprägt. Gelingt ihm es aber noch, kann man dieses Problem aus psychologischer Sicht vollständig beheben. Eine Sucht ist nämlich in keinem Fall heilbar, weil das Suchtgedächtnis lässt sich nicht ausreichend beeiflussen. Dein Freund muss aber auf jeden Fall mit dem Medium Internet leben können, denn einfacht nicht mehr benutzen bringt auch nichts. Andere Hobbys und Tagesabläufe müssen hier neu aufgestellt werden. Das ist schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Hi,

ich würde nicht so weit gehen und deinen Freund direkt als süchtig bezeichnen. Ich hab auch meine Gründe, warum ich deinen freund erstmal noch nicht als Spielsüchtig deklarieren würde. Zum einen hast du ja gesagt, dass dein freund selber festegestellt hat, dass er ohne zu spielen viel ruhiger geworden ist. Wenn deinem Freund das positiv aufgefallen ist, wird er wohl versuchen das auch beizubehalten. Da wäre schon der erste Punkt, warum ich deinen Freund nicht für spielsüchtig halten würde. Er hätte dann nämlich einen starken Willen sein Ziel auch durchzusetzen und in Zukunft weniger zu spielen, beziehungsweise trotzdem ruhig zu bleiben.

Der zweite Punkt, der für mich signalisiert, dass ein Mensch süchtig ist, ist der, dass er lieber seiner Sucht nachgeht, als mit seinen Freunden oder eben mit seiner Freundin zu unternehmen. Wenn dies des Öfteren der Fall ist, man also merkt, dass sich diese Person irgendwelche Ausreden einfallen lässt und seine Freunde immer weiter vernachlässigt, sollte man sich schleunigst Gedanken machen, denn dann kann irgendwas nicht stimmen.

Du siehst also, dass man sich so pauschal kein Urteil bilden kann. Du müsstest deinen Freund noch ein bisschen länger beobachten. Wenn er den starken Willen hat, nicht mehr so oft zu spielen, dann sollte die Sache ja gegessen sein. Andernfalls solltest du dir aber auch Gedanken machen, wenn sich die Verhaltensmuster zeigen, die ich beschrieben habe und dein Freund auch wieder in alte Verhaltensweisen reinrutscht.

Ich kann da natürlich nur über meinen Eindruck von einer Sucht sprechen, wenn du anderer Meinung bist oder meine Punkte nicht ganz nachvollziehen kannst, ist das natürlich auch kein Problem, da du die Situation wahrscheinlich besser beurteilen kannst.

» Tobben91 » Beiträge: 171 » Talkpoints: 0,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Meiner Meinung nach kommt es auch immer sehr stark auf die Persönlichkeit an, man kann das so pauschal nicht an irgendwelchen Richtlinien festmachen, ob jemand süchtig ist oder nicht. Die einen spielen nur zwei Stunden am Tag und brauchen diese zwei Stunden aber, um sich abzureagieren oder sonstiges und werden richtig aggressiv, wenn sie keine zwei Stunden Zeit dazu haben, was für mich schon sehr für eine Sucht spricht. Andere hingegen spielen viel länger, aber sie spielen nur, weil sie gerade die Zeit haben und nichts besseres zutun ist. So etwas sehe ich nicht als Sucht an, auch wenn die Zeit, die investiert wird vielleicht mehr ist, als bei den anderen Personen.

Ich würde bei deinem Freund einfach mal darauf achten, ob er sein Spielverhalten wieder aufnimmt, wenn sein Internet wieder richtig läuft. Es ist auch in Ordnung, wenn man viel und auch intensiv spielt. Aber man sollte niemals vergessen, dass solche Spiele eben nur ein Hobby sind und mehr nicht. Deswegen wäre es für mich ein enormes Anzeichen von Spielesucht, wenn er dich für das Spiel vernachlässigt. Darauf solltest du achten und ihn dann gegebenenfalls damit konfrontieren.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ein wichtiges Kriterium ist hierbei auch die eventuelle Veränderung der Persönlichkeit, denn sie gilt als ein sogenanntes Alarmsignal. Allerdings sollte man immer eine kleine zeitliche Phase tolerieren, denn der Spieler muss sich auch erst abreagieren wenn er beispielsweise eine längere Zeit schon spielt. Treten an auch noch andere Anzeichen wie beispielsweise Vergesslichkeit oder andere Dinge auf, habt ihr auf jeden Fall erst einmal Gesprächsbedarf. Die Auswirkungen müssen auf jeden Fall erst einmal besprochen werden.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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