Öffentliche Verkehrsmittel und das unangenehme Publikum...

vom 01.08.2010, 21:48 Uhr

Ich nutze in meiner Freizeit manchmal die öffentlichen Verkehrsmittel, da ich mit meinem Studenten-Ticket in ganz NRW herumfahren kann und dafür "nur" den Semesterbeitrag bezahlen muss. Leider ist es so, dass hier (in einer kleinen Stadt mit 200.000 Einwohnern) und in den angrenzenden Ruhrgebietsstädten oftmals ein sehr unerfreuliches Publikum in den Bussen und auch in vielen Bahnen unterwegs ist. Mir ist das bisher in größeren Städten wie Köln oder Berlin nicht in dieser Form aufgefallen, obwohl ich eigentlich mit dem Gegenteil gerechnet hätte. In vielen Regional-Express-Zügen sind an den Wochenenden auch öfter Betrunkene und andere Stressoren unterwegs.

Wirklich fies finde ich aber das übliche Publikum, auf das man hier in den Bussen trifft. Selbst nachmittags sieht man schon einige Betrunkene, die sich dann lautstark mit ihren Saufkumpanen unterhalten und dabei den ganzen Bus beschallen. Dazu kommen die ganzen Kiddies mit lauten MP3-Playern und Handys, die in der Regel nicht bereit sind, diesen Krach ein wenig leiser zu stellen und frech werden, wenn man sie darum bittet.

Dazu kommen noch Leute, die sich keine Hand vor den Mund halten und munter durch den ganzen Bus husten oder sich unter den Fingernägeln herumpuhlen und die zutage geförderten Dinge an Sitze oder die Wände des Busses schmieren.

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass bei uns die öffentlichen Verkehrsmittel zu einem Sammelbecken gescheiterter Existenzen geworden sind, zumindest hier in der Region. In Großstädten hingegen habe ich eher den Eindruck, dass die Busse und Bahnen dort auch von "ganz normalen Leuten" genutzt werden, also von Durchschnittsbürgern und nicht nur von einer ganz bestimmten unangenehmen Sorte von Menschen. Aus diesem Grund fahre ich auch nicht so gerne mit dem Bus, sondern fahre meistens mit dem Auto zum Bahnhof, wenn ich dann mit der Bahn irgendwohin fahren möchte.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht oder sehr ihr das alles komplett anders als ich? Meidet ihr, wie ich, manche öffentlichen Verkehrsmittel, damit ihr nicht mit bestimmten Leuten konfrontiert seid?

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich wohne in einer Kleinstadt mit ungefähr 20 000 Einwohnern. Hier ist das was du beschreibst nicht so schlimm, da vor Allem alte Leute die öffentlichen Verkehrmittel nutzen. Dafür fahren die Busse aber auch nur relativ selten und am Wochenende gar nicht. Natürlich gibt es trotzdem immer wieder Leute, die meinen sich aufführen zu müssen oder es nicht nötig haben, sich Kopfhörer zu kaufen, aber besonders weit verbreitet ist das hier nicht und jeder "Durchschnittsbürger" kann beruhigt Bus fahren.

Allerdings kenne ich auch Städte, bei denen das um einiges schlimmer ist. In einer mir gut bekannten 500 000 Einwohner Stadt sind leider in den Öffentlichen auch immer häufiger solche Personen anzutreffen und man hört leider auch immer wieder, dass beispielsweise Leute an den U-Bahnhöfen zusammengeschlagen werden. Herumstehende Bierflaschen sind sowie so keine Seltenheit und es vor Allem in der Nacht werden eher die Jugendlichen angestarrt, die komischerweise keine laute Musik hören. Allerdings würde ich nicht sagen, dass sich hier nur "gescheiterte Existenzen" aufhalten, sondern auch ganz normale Bürger damit fahren, da der Weg in die Stadt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wesentlich schneller zu bewältigen ist. Dreck gibt es aber trotzdem sowohl im Bus, als auch in der U-Bahn usw. mehr als genug und ich will nicht wissen, wer, wie von dir beschrieben, den Inhalt seiner Fingernägel wirklich an irgendwelche Sitze klebt.

Trotzdem werde ich weiterhin die Öffentlichen nutzen (müssen), da ich selbst noch kein Auto fahren darf. Außerdem kommt man hier mit ihnen, wie bereits erwähnt, deutlich schneller in die Stadt als mit dem Auto und diesen Vorteil lasse ich mir auch von solchen Leuten nicht nehmen.

Nur beim Fahren in der Nacht bin ich nicht gerne allein, da dann leider sehr häufig betrunkene Personen damit fahren. Natürlich ist das für sie besser, als nichts zu trinken und dafür mit dem Auto zu fahren, aber für mich als Nicht-Trinkerin kann das sehr unangenehm sein. Mit ein paar Leuten zusammen geht aber auch das wieder.

» Tauglanz » Beiträge: 340 » Talkpoints: 8,65 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Auch ich wohne in NRW in einer Stadt mit etwas über 200.000 Einwohnern. Ich nutze Bus und Bahn hier auch regelmäßig. Sicherlich gibt es Zeiten, wo sich solch zwielichtiges Volk in den öffentlichen Verkehrsmitteln ballt, aber das ist nicht immer so. Zumal ich auch festgestellt habe, dass dies meist bestimmte Bus- und Bahnlinien betrifft. Linien, die in eher "nicht so gute" Stadtteile fahren. Natürlich ist es auch grad am Bahnhof sehr unschön.

Wir haben hier in der Stadt eine hohe Arbeitslosenquote und der Grad der Verwahrlosung bei manchen Menschen scheint genauso hoch zu sein. Das merkt man natürlich grad in den ÖPNV. Eine Fahrkarte scheint sich jeder leisten zu können, egal, wie arm er ist, oder für was sonst er sein Geld verschleudert. Dementsprechend ist zu manchen Zeiten eine Fahrt mit der Bahn oder dem Bus eher unangenehm.

» TheDutchess » Beiträge: 537 » Talkpoints: 0,67 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Das scheint ein allgemeines und allseits bekanntes Problem im öffentlichen Nahverkehr zu sein, egal wie groß die Orte sind.

Bei uns in der Provinz hat man es mal mit Busbegleitern versucht und da war eine Weile Ruhe. Leider war es nur eine sehr kurze Testphase wo Ein-Euro-Jobber diesen sehr schwierigen Part übernommen haben. Diese wurden im Vorfeld ausreichend geschult in Punkto Konfliktmanagement, auch hat man nur die genommen die von der Statur etwas kräftiger aussahen. Alle fanden das toll, leider hat sich das letztendlich nicht durchgesetzt.

Ich nutze nur sehr wenig die öffentlichen Verkehrsmittel und kann es für mich eigentlich nicht so bestätigen, aber wenn ich mal aus Versehen im Schülerverkehr gelandet bin dann ist es schon deftig was dort abgeht.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich meide zwar die öffentlichen Verkehrsmittel, aber eher aus dem Grund, dass das Verkehrsnetz bei uns so schlecht ausgebaut ist, dass ich einen halben Tag bräuchte, wenn ich von meinem Wohnort aus in eine der beiden größeren Städte fahren wollte, die fünfzig Kilometer von hier entfernt sind. ;)

Aus den Zeiten, in denen ich noch woanders wohnte und auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen war, kenne ich Erlebnisse wie Du sie schilderst, allerdings auch nicht, egal, wie hoch bevölkert die jeweiige Gegend war. Möglicherweise ist das eher eine Entwicklung der letzten Zeit, also der letzten paar Jahre?

Als ich las, was Du so alles erlebst, schoss mir spontan der Gedanke durch den Kopf, dass es sich bei dem Publikum, das Du so plakativ beschreibst, um ein weniger intellektuelles oder eines handeln muss, das man allgemeinhin als sozial schwach bezeichnet. Und ich habe mich gefragt, ob es sein kann, dass sich diese Problematik erst in den letzten Jahren aufgrund der diversen Umstände wie der Verschlechterung des Arbeitsmarktes etc. ergeben hat. Viele sind dadurch abgestürzt, mussten auch ihre sozialen Kontakte anpassen, wenn sie überhaupt noch bestehen. Und möglicherweise vergisst man in diesem Zuge auch irgendwann seine Kinderstube?

Gut, das erklärt noch nicht die Handy-Kinder, allerdings gab es die wohl schon immer - als es noch keine Handys waren, waren es die ersten Gameboys, ich erinnere mich gut. :) Frech wurden die Kinder damals zwar nicht, wenn man sie um Rücksichtnahme gebeten hat (jedenfalls nicht alle), aber die Entwicklung der Jugend ist meiner Meinung nach sowieso eher etwas, das Du in einem neuen Thread ansprechen müsstest, denn das läuft wohl irgendwie parallel. ;)

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich meide die öffentlichen Verkehrsmittel, zum einen ist an meinem jetzigen Wohnort da kein wirklich gutes Netz, zum anderen aus genau den von Dir aufgezählten Gründen, bzw. Personen. Als ich auf Bus und Bahn angewiesen war, ist es schon vorgekommen, dass ich eine Bahn hab fahren lassen, wenn mir nicht gefiel, wer da schon alles drin saß. Es war auch eine dieser Regionalbahnen, Kontrollen hab ich in der Zeit da nie gesehen, es war also keiner da, der die Leute mal ermahnt hat, sich zu benehmen.

Waren auch überwiegend Jugendliche oder junge Leute, die aussahen, als würden sie den Tag ohne Arbeit vergammeln. Nicht immer, aber es kam doch öfter vor, dass ich da Betrunkene, Randalierer, etc. gesehen und erlebt hatte. Ich denke, das kommt daher, weil gerade Bahnhöfe ja beliebte Treffpunkte sind. Die wissen nicht mit sich anzufangen, hängen da herum, fahren mit der einen oder anderen Bahn (die Tickets für die Regionalen sind ja preiswert, bzw. werden von einigen Schulen sogar herausgegeben).

In Großstädten ist das noch etwas anderes, da sieht man ja doch überwiegend ein normales Publikum: Geschäftsleute, shoppende Frauen, usw. Da ist das Verkehrsnetz meist auch weitaus dichter, auch viele Autofahrer nehmen da oft lieber die Öffentlichen, da in den Innenstädten oft schlecht und wenn überhaupt, teuer zu parken ist.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Als ich noch meine Ausbildung in Leipzig gemacht habe, war ich auch gezwungen jeden Tag mit der Straßenbahn zur Berufsschule zu fahren. Dort war früh am Morgen so ein Gedrängel in der Bahn. Die Leute haben keine Rücksicht aufeinander genommen. Dort musste sogar ein junger Mann stehen der ein Gipsbein hatte. Mittags hingegen ist es ziemlich ruhig in Bus und Bahn aber ab 17 Uhr sind dann die meisten Jugendlichen unterwegs.

Ich finde es unverschämt, wenn die ihr Handy auf die volle Lautstärke drehen und dann auch noch mitgröhlen. Da hat die Erziehung eindeutig versagt. Ich höre auch liebend gerne Mp3 Player wenn ich unterwegs bin, aber dann auch in einem angemessenen Ton. So das ich niemanden belästige.

Das einzige schauderhafte Erlebnis das ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hatte war in einer Regionalbahn. Ein scheinbar sehr betrunkener Ausländer war mit seinen Betreuern unterwegs. Die haben sich mal eben eine Etage höher gesetzt und den verwirrten Mann unten abgestellt. Der hat die ganze Zeit nur Krawall gemacht und hat sich dann in die höhere Etage geschleppt. 2 Minuten später höre ich es nur plätschern. Dann sieht man nur noch wie eine gelbe Flüssigkeit die Treppen runterläuft und direkt vor unsere Füße.

Deswegen gehe ich liebe zu Fuß oder fahre Fahrrad das ist besser für die Umwelt und gesünder für meine Nerven :wink:

» HoneyBell » Beiträge: 16 » Talkpoints: 7,33 »



Also ich bin meistens auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen, so dass ich es mir nicht wirklich leisten kann, auf diese zu verzichten. Aber ich habe erst gestern wieder so ein schönes Erlebnis gehabt, wo ich auch nicht wusste, was ich am besten tun soll.

Ich kam in die Bahn, natürlich Ausschau haltend nach einem freien Sitzplatz. Da lagen dann Bierflaschen herum, und ein paar andere Krümel auf dem Fußboden, allerdings saß nur ein relativ vernünftig gekleideter Mann dort. Also habe ich mich dort hingesetzt. Nachdem seine Nase bis zum Anschlag in seinem Schnitttabak verschwunden war, machte ich mir schon Gedanken, ob die Bierflaschen nicht doch von ihm stammten. Dann gab es erst einmal ein dickes unappetitliches Rülpsen, und er ließ dann die Luft aus seinem Mund entweichen.

Glücklicherweise saß ich ihm nicht gegenüber, sondern auf der rechten Seite des Zuges, während er auf der linken Seite saß, aber dennoch habe ich stark überlegt, ob ich jetzt etwas dazu sage oder nicht. Es war halt auch schon ziemlich spät, und ich war müde, so dass mir so eine Situation gar nicht gut passte. Ich entschied mich dann, dort sitzen zu bleiben, und seine "leckere" Rülpserei und sein ständiges aufstoßen einfach so zu ertragen. Ich tat so, als ob ich eingeschlafen wäre, da ich auch keine Lust auf ein Gespräch oder eklige Blicke hatte. Glücklicherweise stieg er dann schon etwas früher als ich aus der Bahn aus.

Zuvor unterhielt er sich noch kurz mit anderen Leuten, und das auch weitgehend normal und freundlich. Er verließ den Zug auch in einer Gegend, die eigentlich für "reiche Leute" bekannt ist. Aber Anstand hat ja nicht immer etwas mit Geld zu tun.

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ja, Bus- und Bahnfahren, das bedeutet meistens ein Erlebnis der besonderen Art. Es fängt in vielen Fällen beim Einsteigen an. Drängler bahnen sich rücksichtslos einen Weg durch die brav Wartenden, die wiederum den Ellenbogen dieser Spezies am Kopf, Hals oder sonstigen Körperteilen spüren. Statt einer Entschuldigung wird der so Angerempelte aufs Übelste beschimpft. Diese Schimpferei geht dann im Bus weiter. In solch einem Fall setze ich mich weit entfernt hin.

Gerade hingesetzt, fängt neben mir ein Handy mit einer klassischen Musik an zu klingeln.Wie peinlich. Sehr laut wird nun in einer Fremdsprache telefoniert. Zwei ausländische Fahrgäste unterhalten sich in meiner Nähe quer über den Mittelgang sehr laut. Der rücksichtslose Drängler fängt an zu schimpfen. Ehe die Situation eskaliert, gehe ich zum Fahrer und bitte ihn, einzugreifen. Seine Antwort: "Mich stört das auch, aber ich möchte keinen Ärger haben." Damit ist die Sache für ihn erledigt. Dazu ist nichts mehr zu sagen. Aussteigen und den nächsten Bus nehmen ist angesagt. Hm, Bus fahren macht Spass.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Kann ich so nicht unbedingt bestätigen. Ich wohne in Baden-Württemberg und auf dem Lande. Also wohne ich in einem Dorf nahe einer Kleinstadt. Zum arbeiten fahre ich mit der Bahn nach Karlsruhe in die Stadt. Viele "normale" Leute fahren auch damit. Sogar gut betuchte Leute die studiert haben und ein gutes Einkommen haben.

Klar Leute die extrem laut sind findet man immer. Kinder und Jugendliche sind auch so wie Du beschrieben hast. Die wissen es aber oft nicht besser. Aber wie gesagt hier fahren auch ganz normal ruhige Leute. Überwiegend wird bei uns in den Bahnen geschlafen, gelesen oder sich in einer normalen Lautstärke unterhalten. Betrunkene sieht man bei uns eher selten und das obwohl ich am Morgen vor 6 Uhr in der Bahn bin.

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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