Selbstständig gemacht - Erfahrungen mit Steuererklärung?
Als erstes mal vorweg, ich habe eine abgeschlossene Ausbildung sowie einen Schulabschluss und befinde mich in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis und beschäftige mich schon länger mit dem Entschluss mich selbstständig zu machen.
Nun gibt es da ja so einiges was man beachten muss. Ich bin mittlerweile schon soweit das ich einen Businessplan erstellt habe und die Gewerbeanmeldung besitze ich auch. Wie funktioniert das jetzt mit den Steuern, also sprich bei der Steuererklärung. Sollte ich mir da lieber einen Steuerberater für suchen oder meint ihr das kann man alleine machen. Da ich als Kleinunternehmerin tätig bin, muss ich auf den Rechnungen keine Umsatzsteuer ausweisen, außer ein Kunde möchte dieses. Inwieweit wirkt sich das auf die Steuererklärung aus oder hat das damit nichts zu tun? Ich steh da ein wenig auf dem Schlauch, für eure Antworten wäre ich euch echt dankbar.
Da ich als Kleinunternehmerin tätig bin, muss ich auf den Rechnungen keine Umsatzsteuer ausweisen, außer ein Kunde möchte dieses.
Das geht meines Wissens nach nicht. Das kannst du nicht nach Lust und Laune entscheiden, sondern musst das für dein Unternehmen festlegen. Der Nachteil ist auch, dass du keine Vorsteuer abziehen darfst. Gerade wenn du am Anfang investieren musst, kann sich das schon lohnen. Für die Umsatzsteuer gibt es eine eigene Steuererklärung.
Neben der Steuererklärung musst du ja auch Buch führen. Je nach Unternehmensgröße entweder durch Einnahme-Überschussrechnung oder doppelte Buchführung. Das ist wahrscheinlich auch mehr Aufwand als die Steuererklärung selbst.
Meine Meinung: Am Anfang einer Unternehmensgründung hast du sowieso sehr viel um die Ohren. Die Steuern und auch die Buchführung würde ich einem Steuerberater überlassen. Das spart dir sehr viel Zeit und nerven. Wenn dein Geschäft läuft, und du etwas Zeit hast, kannst du dich damit ja intensiver beschäftigen und das ganze dann selbst übernehmen.
Danke für den Tipp, da ich selber Bürokauffrau gelernt habe, wird das mit der Buchführung nicht so das Problem sein. Lediglich vor der Steuererklärung hab ich mich immer gedrückt.
Was die Umsatzsteuer angeht, hatte ich mich beim Arbeitsamt erkundigt, da ich auch wissen wollte ob es irgendwelche Förderungen gibt, da wurde mir das so erklärt. Vielleicht sollte ich da auch mal so ein Existenzgründerseminar mitmachen. Da wird sowas doch auch erklärt oder?
Das Arbeitsamt ist bei Themen zu Steuern wohl der falsche Ansprechpartner - da wäre das Finanzamt offensichtlich eher sinnvoll. Ich denke aber auch die IHK, die ja auch solche Existenzgründerworkshops anbietet, kann dir bei solchen Fragen weiterhelfen. Wenn dir diese Infos nicht ausreichen, um dir wirklich sicher zu sein, kannst du dich sicherlich auch bei einem Steuerberater wirklich beraten lassen.
Vorab: Wenn du dich selbständig machen willst, dann gibt es nichts besseres als an einem Existenzgründerseminar teilzunehmen. Es ändert sich oft so viel und es gibt immer mal wieder jene oder jenen neuen Fördertöpfe, die man gerade gut brauchen könnte und von denen die Existenzgründungsberater meistens eher wissen als man selber. Zumal man wie du schreibst aufgrund eines bestehenden Arbeitsverhältnisses nicht so arg viel Zeit hat sich das alles selber zusammen zu recherchieren.
Wie möchtest oder kannst du die Anstellung mit der Selbständigkeit vereinbaren? Wieviel Zeit hast du neben dem Hauptjob für dein Gewerbe? Oder wird dein Hauptjob bald auslaufen oder bist du gekündigt oder wirst dich kündigen lassen? Vorteil dabei ist: aus der Arbeitslosigkeit heraus - und es genügt einen Tag arbeitslos zu sein - besteht die Möglichkeit den Existenzgründungszuschuss des Staates in Anspruch zu nehmen. Wenn du möchtest, kann ich dazu noch mehr sagen. Allerdings, wenn du jetzt bereits gegründet hast - Zeichen dafür die Gewerbeanmeldung und erste Rechnungen - dann sind viele Fördermöglichkeiten schon verschlossen.
Ich hatte das ganze auch zunächst einer Steuerberaterin abgegeben, aber letztendlich ist es schon ganz gut, wenn man da, gerade wenn das Gewerbe noch überschaubar ist, sich in der Basis selber reinfriemelt. Deshalb habe ich es ab dem 2. Jahre doch wieder selber gemacht. Auch weil mir die Gebührenordnungen der Steuerberater zu teuer waren und es sich nicht wirklich lohnte, das was ich rausbekam und noch ein bischen mehr wieder dem Steurerater als Honorar zahlen zu müssen. Und ich selber hatte eben nicht so die Transparenz. Deshalb kann ich nur empfehlen sich da selber mit zu befassen. Mir hat da das Programm WISO sehr gute Dienste geleistet, denn es ist auch gerade für Menschen, die sowohl angestellt als auch selbständig arbeiten. Was nun wo abgesetzt werden kann, dazu müsste man sich auch nochmal zwei drei Bücher aus der Bücherei ausleihen und im Ideallfall findet man jemanden aus seiner Branche, den man für Spezifisches fragen kann.
Zum Thema Umsatzsteuerpflicht: wie es für einen selber "besser" ist, das ist individuell verschieden. Allerdings gilt diese Entscheidung erst mal und man kann nicht mal so mal so Rechnungen schreiben. Natürlich darfst du Kunden haben, die das jeweils andere Modell fahren, das hat aber dann in der Regel für eine Seite Nachteile. Ausnahmen bestätigen die Regel. Ohne zu wissen, was du machst ist das aber schwierig. Da du allerdings von einem Gewerbe sprichst, gehe ich nicht auf die Ausnahmen von (Sport)übungsleitern und Musiklehrern ein, da du vermutlich nicht dazu zählst, oder?
Es kommt auch darauf an, welche Art von Kunden du hast. Wer eben zb sehr viel mit kirchlichen oder sozialen oder kulturellen Einrichtungen zu tun hat, die selber von der Umsatzsteuer befreit sind, für den macht es Sinn selbiges auch zu tun, sonst hat man Verluste, da man ja selber die Umsatzsteuer in Rechnung stellen muss (und abführen, abzüglich der ausgegebenen Vorsteuer für eingekaufte Betriebsmittel und Werbungskosten), sie aber nicht bekommt. Manchmal ist es sinnvoll auch auf deine Liquiditätsrechnung zu schauen, denn eingenommene Umsatzsteuer kann auch kurzfristig eben deine Liquidität erhöhen. Oft ist ein Hauptgrund auch sich FÜR die Umsatzsteuer zu verpflichten - bei mir war das ausschlaggebend - dass man sich selber damit nicht sofort als "Kleingewerbetreibender" nach aussen präsentiert. Dann gibt es nämlich einige Kunden oder Auftraggeber, die dann natürlich sich sofort ihren Teil denken und Honorardumping erwarten oder versuchen - da ja dann offensichtlich ist, dass das ja mehr nur so ein "Hobby" sein könnte - dich zu drücken. Ohne Umsatzsteuer ist klar: du bist ein "kleiner Fisch".
Insgesamt gibt es bei einer Gründung, auch der nebenberuflichen, so vieles zu bedenken und planen, dass eine Beratung immer sinnvoll ist. Manche Unis bieten auch ganze Sommerakademien zum Thema Existenzgründung an und die sind absolut zu fairen Seminargebühren zu haben. Persönlich kann ich die 14-tägige Summerschool Existenzgründung der Uni Bochum sehr empfehlen. Wer nicht so viel Zeit hat oder für den das zu weit weg ist, erkundige dich bei den Handels- oder Handwerkskammern.
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